Eric Lindstrom hat viele Jahre als Game Designer, Art Director und Autor in der Unterhaltungsindustrie gearbeitet und wurde dann Vor- und Grundschullehrer. Er lebt mit seiner Frau und mehreren Katzen an der Westküste der USA.
Klappentext:
»Ich bin wie du mit geschlossenen Augen, nur schlauer!« Das ist Parkers Credo, und sie hat strenge Regeln aufgestellt, wie sie behandelt werden will. Seit der Trennung von ihrem Freund Scott und dem Tod ihres Vaters verlässt sie sich nur noch auf sich selbst. Für jeden Tag, an dem sie nicht heult, gibt sie sich einen Goldstern. Sie trainiert fürs Laufteam – okay, sie ist blind, aber ihre Beine funktionieren ja. Und sonst hält sie sich die meisten Leute mit Ruppigkeit vom Hals. Bis Scott ihrer Liebe doch noch eine Chance geben will …
Zitate:
„Eigentlich bin ich die ungekrönte Königin der Kunst, es mir am Arsch vorbeigehen zu lassen, was andere Leute über mich denken.“ Seite 12
„Klingt nach Footballspieler oder irgendeinem anderen Sportidioten. Aber das behalte ich erst mal nur als vorläufige Arbeitshypothese im Hinterkopf, während ich auf weitere Hinweise warte.“ Seite 16
„Die Kombination aus blinder Mensch, Treppenstufen und Autos jagt Sehenden höllische Angst ein, obwohl im Grunde kaum was passieren kann.“ Seite 20
„Vielleicht kann ich ja das Schöne vom Schlimmen trennen und wieder so erleben, wie es sich damals angefühlt hat, als das Glück noch pur war, bevor alles kaputtging…“ Seite 106
Parker ist ein junges Mädchen, das die schwersten Schicksalsschläge einstecken musste, die man sich vorstellen kann.
Zuerst verlor sie bei einem Autounfall als Kind ihre Mutter, ihr Augenlicht und kurz nach dem 16. Geburtstag auch noch ihren Vater.
Doch statt zusammenzubrechen, wie man das erwarten würde, versucht sie stark zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Für jeden Tag ohne Tränen gibt sie sich einen Stern, ihre blinden Augen bedeckt sie durch Augenbinden mit Dingen wie schwarzen Kreuzen oder lachenden Smileys über den Augen.
Aber kann sie diese Stärke auf Dauer aufrecht erhalten?
Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Parker kürzlich ihren Vater verlor, aber auch, dass sie es sich trotz ihrer nutzlosen Augen nicht nehmen lässt, zu laufen.
Das Leben ist alles andere als einfach, denn abgesehen von ihren Verlusten, ist auch noch ihre Tante mit ihrer kompletten Familie zu ihr ins Haus gezogen. Man kann sich vorstellen,
dass das für ihren Cousin und ihre Cousine auch nicht gerade leicht war…
Und als wäre das alles noch nicht genug, taucht plötzlich ihr ehemaliger bester- und gleichzeitig Exfreund Scott durch eine Schulschließung wieder in ihrem Leben auf. Nach einer für Parker unheimlich großen Enttäuschung, ist er so ziemlich der letzte, den sie „sehen“ will.
Aber zum Glück sind da ja auch noch ihre Freundinnen Molly, Faith und Sarah, die ihr in mancher Situation zur Seite stehen.
Das erste was mir auffiel als ich das Buch in die Hand nahm, ist, dass der Titel auf dem Schutzumschlag zusätzlich in Brailleschrift vorhanden ist. Das fand ich süß, hätte mir jedoch noch besser gefallen, wenn die Kapitelüberschriften im Buch nicht nur in Braille gedruckt, sondern tatsächlich auch die entsprechende Prägung zu erfühlen gewesen wäre.
Durch die vorherrschende Ich-Perspektive, sowie den gelungenen Eindruck den wir aus Parkers Gefühls-und Gedankenwelt erhalten, fiel es mir als Leser unheimlich leicht, mich in den Charakter einzufühlen.
Gerade auch ihre sarkastische, impulsive und direkte Art macht viel Spaß, wenn sie diese in Konversationen mit ihren Freunden unter Beweis stellt. Sie möchte nicht wie eine hilfsbedürftige Behinderte behandelt werden, was sie durch ihr selbst erstelltes Regelwerk auch gut zum Ausdruck bringt J
Aber das ist noch lange nicht alles, was den Leser erwartet. Denn diese Geschichte ist definitiv tiefgründiger, als man auf den ersten Blick erwartet. So erleben wir zum Beispiel Parkers Emotionen, die oftmals einen in sich krassen Kontrast darstellen. Denn nicht selten wird natürlich ihr Selbstbewusstsein und ihre Stärke von Trauer und Verletzlichkeit überlagert. Ich gebe zu, dass ich einige Male zwischen Lachen und Tränchen hin- und hergerissen war 😉
Die Probleme denen Parker unter anderem im Alltag, aber auch im zwischenmenschlichen Bereich begegnen, lassen den Leser definitiv nicht kalt und schwingen bei mir auf jeden Fall noch nach. Gerade das Thema „Umgang mit Behinderten“ ist ja leider oftmals ein heikles und bereitet vielen Menschen Probleme.
Von mir bekommt „Wie ich dich sehe“ jedenfalls eine klare Leseempfehlung, denn ihre Geschichte ist sowohl traurig sowie schön zugleich und schneidet im Kontext auch viele weitere ernste Themen wie Verlust, Enttäuschung und Misstrauen an, aber ebenso Freundschaft, Mut und Liebe.
Definitiv ein kleines Schätzchen im Buchregal!