[Rezension] Und du kommst auch drin vor

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Quelle: dtv

Und du kommst auch drin vor 

von Alina Bronsky   

Originalausgabe


Erscheinungstermin: 08. September 2017
dtv juniorab 12 Jahren, 192 Seiten 

ISBN: 978-3-423-76181-9   

EUR 16,95 € [DE], EUR 17,50 € [A]
ebook EUR 13,99 € [DE] 

Verlag: dtv

die Autorin: 

Alina Bronsky wurde 1978 in Jekaterinburg, Russland geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland. Ihr Debütroman „Scherbenpark“, der unter anderem für den Jugendliteraturpreis nominiert war, wurde auf Anhieb zu einem Bestseller und für das Kino verfilmt. Es folgten weitere hocherfolgreiche Bücher, zuletzt der Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“, der lange auf der Spiegel-Bestsellerliste stand und für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Alina Bronsky lebt mit ihrer Familie in Berlin.


Klappentext:

Seit der ersten Klasse sind sie beste Freundinnen: Kim, 15, eher unauffällig, und Petrowna, klug, exzentrisch und daran gewöhnt, immer und überall den Ton anzugeben. Alles wird anders, als die beiden mit ihrer Klasse zu einer Schullesung gehen: Während die anderen tuscheln, sich die Haare kämmen oder aus dem Fenster schauen, wird Kim hellhörig, denn was die Autorin da vor sich hin nuschelt, handelt von ihr. Okay, es kommen andere Namen vor und ein paar unwichtige Details stimmen nicht, aber der Rest ist sie! Doch die Geschichte geht nicht gut aus, vor allem nicht für Jasper, Kims Klassenkameraden, der, wenn das Buch die Wahrheit sagt, am Ende an einem Wespenstich stirbt. Um das zu verhindern, bleibt Kim nichts anderes übrig, als ihr Leben völlig auf den Kopf zu stellen. Auf einmal macht sie alle möglichen Dinge zum ersten Mal, wie zum Beispiel Jasper zu küssen. Das aber passt Petrowna ganz und gar nicht ins Konzept …


Zitate:

„Meine Gedanken waren meine Gedanken. Meine Sätze wurden nicht von jedem zweiten Mädchen gesprochen. Oder? Ich musste weiterlesen und ich hatte Angst davor.“ Seite 23

„Da fühlte ich mich auf einmal wirklich ein bisschen blöd. Obwohl ich nicht grundsätzlich blöd war, zumindest nicht bei Sachen, mit denen ich mich auskannte.“ Seite 47

Meinung:



Ich muss zugeben, dass ich, als ich den Klappentext zum ersten Mal gelesen habe, gleich neugierig auf die Story war. Ist doch eine krasse Vorstellung, ein Buch zu finden, von dem man sich sicher ist, dass es von einem selbst handelt, oder? 
Dazu kommt, dass ich vor Jahren bereits die Spiegelreihe der Autorin gelesen habe und die Bücher sowohl inhaltlich, als auch stilistisch echt gut fand!
Leider muss ich jedoch auch zugeben, dass mich das Buch teilweise etwas geschockt, wenn auch zwischenzeitlich nachdenklich gemacht hat. Aber ich greife vor.


Kommen wir zuerst zum Schreibstil. Als ich die ersten Seiten gelesen hatte, war ich mir unsicher, ob es sich wirklich um dieselbe Autorin handelt, wie damals. Der Text war für mich schwierig zu lesen, da ich ihn nicht nur als sehr umgangssprachlich empfand, sondern auch grammatikalisch unausgereift und abgehackt. Zudem konnte ich mit dem Humor auch nicht so recht warm werden. Manche Dinge sollten wohl zynisch oder sarkastisch sein, wirkten auf mich aber eher infantil. Lachen konnte ich darüber nicht wirklich. In Summe wollte somit irgendwie kein richtiger Lesefluss aufkommen. 
Dazu kommt, dass es mir so vorkam, als würde die Protagonistin Kim absichtlich etwas dümmlich dargestellt werden, was für mich als Leser zwar seltsam wirkt, aber erstmal noch kein KO-Kriterium darstellt. 
Das bringt mich jedoch gleich zum nächsten Punkt – die Protagonisten an sich. 
Abgesehen von Kim und ihrer besten Freundin Petrowna, bleiben die Darsteller weitestgehend Nebenfiguren und auch bei den Mädchen selbst, ist es schwierig, eine Bindung aufzubauen. Petrowna bleibt für den Leser zumeist undurchsichtig und auch von Kim sieht man nur Ratlosigkeit, Zorn und Genervtheit. Das war dann für mich letzten Endes doch das bislang noch nicht erreichte KO-Kriterium, denn ein Hineinversetzen in die Charaktere, war mich einfach nicht möglich. 
Am meisten hat mich das irritiert, weil ich mir viele Empfindungen von Kim hätte vorstellen können. Angst davor weiterzulesen, Neugierde was als nächstes passiert, eben alles, was ich selbst auch empfunden hätte. Oder würde es euch nicht so gehen, dass ihr euch nicht entscheiden könntet, ob ihr wissen wollt, was kommt, oder eher Angst davor hättet, was euch am Ende des Buches erwartet? Klar hat Kim diese Gedanken auch, aber sie werden eher nebenher erwähnt. Emotionen wie der Zorn darüber, dass die Autorin ihr Leben „stiehlt“ sind sehr viel deutlicher und das bremst die Geschichte leider etwas aus.


Nachdenklich wurde ich dann an dem Punkt, an dem Kim das Buch gelesen hatte. Sie ist genervt davon, dass die Autorin so viel drumherum schreibt, obwohl man vieles mit kurzen Sätzen hätte zusammenfassen können, und dass das Buch keine 190 Seiten gebraucht hätte. 
In dem Moment sind bei mir 2 Dinge passiert:
1. Ich habe das Buch weggelegt und darüber nachgedacht, dass das exakt meine Empfindungen waren, die ich zu dem Buch hatte. Aber würde das nicht bedeuten, dass Alina Bronsky ABSICHTLICH ausschweifend und seltsam schreibt??? Hmmmmm…. Wenn dem so wäre, wäre das mutig! Vor allem, wenn ich an die Leser denke, die sich zuerst eine Leseprobe ziehen, bevor sie ein Buch kaufen…
2. Mir ist aufgefallen, dass dieser „holprige“ Schreibstil eigentlich gar nicht mehr vorherrscht, sondern die Geschichte sich seit einigen Seiten angenehm lesen lässt.
Würde euch das nicht nachdenklich machen? Also mich definitiv! Auf jeden Fall hatte ich wieder eine „Spiegelassoziation“ vor Augen 😉


Ab dem Moment hat das Lesen dann auch deutlich mehr Spaß gemacht und ich habe die Geschichte in einem Rutsch beendet. 
Warum die Autorin diesen Weg gewählt hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Absicht oder nicht, letztendlich ist mein Hauptgedanke zum Buch, dass der Stil am Ende zeigt, dass leider viel Potential nicht ausgeschöpft wurde. Sie kann es definitiv besser als im ersten Drittel, das steht außer Frage! 
Falls eine Intention dahinter steckt, hat sie sich mir jedoch nicht zu 100% erschlossen. Vielleicht liegt es ja an mir? 😉
Zumindest bilde ich mir ein die Botschaft empfangen zu haben, dass man man selbst sein soll, und dass man sich nicht zwingen kann, jemand zu sein, der man nicht ist.


Alles in allem ist „Und du kommst auch drin vor“ ein kurzweiliger Roman, der interessant zu lesen ist, den ich mir aber anders vorgestellt hatte. Meine anfänglichen Bedenken was den Stil betrifft, haben sich zwar aufgelöst, aber ein paar offene Fragen blieben letzten Endes dennoch.


mein Fazit: 
                                 3 von 5 Sternen

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