[Rezension] Das Ende ist erst der Anfang

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von Chandler Baker

Originaltitel: This is Not the End
Originalverlag: Hyperion, 2017
Aus dem amerikanischen Englisch von Gerda Bean

Erscheinungstermin: 17. Juli 2018
Hardcover, 138 x 220 mm
400 Seiten, ab 13 Jahren

ISBN: 978-3-522-20248-0
€ (D) 17,00 | € (A) 17,50
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Thienemann


die Autorin:

Chandler Baker wuchs in Florida auf, ging an der Universität von Pennsylvania aufs College und studierte Jura an der Universität von Texas. Sie lebt jetzt mit ihrem Mann in Austin und schreibt Romane für Jugendliche, darunter „Das Ende ist erst der Anfang“.

Klappentext:

„Ein Coming-of-Age-Roman für Mädchen und junge Frauen, der aus dem Rahmen fällt.

In 23 Tagen wird Lake 18. Dann hat sie die Chance, genau einen Menschen von den Toten auferstehen zu lassen. Ihr behinderter Bruder wäre nach der Auferstehung wieder gesund und sollte Lakes erste Wahl sein. Doch gerade sind ihre beste Freundin und ihr Freund bei einem Unfall ums Leben gekommen. Für wen soll sie sich entscheiden? Ist es überhaupt richtig, Gott zu spielen und über Leben und Tod zu bestimmen? Lake steckt in einem Dilemma, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt …“

Zitate: 

„Wenn ich tot wäre, gäbe es kein Piepsen.“ Seite 30

„So, wie ich es formuliert habe, klingt es endgültig. Wie der Punkt am Ende eines Satzes am Ende eines Absatzes am Ende einer Seite am Ende eines Romans.“ Seite 88

Meinung:

Stellt euch vor, ihr hättet an eurem 18. Geburtstag die einmalige Gelegenheit, jemanden von den Toten auferstehen zu lassen. Ob Freund, Verwandter, ganz egal! Hauptsache, derjenige hat keinen Selbstmord begangen.
Lake wird demnächst volljährig und hat diese Option. Seit dem Unfall ihres Bruders vor 5 Jahren, ist ihre persönliche „Resurrection“ eigentlich für ihn reserviert. Zwar ist er noch nicht tot, nur querschnittsgelähmt, aber das ist ja quasi „korrigierbar“.
Als jedoch ihr Freund und ihre beste Freundin ein paar Tage vorher tödlich verunglücken, sieht Lake sich vor einer unlösbaren Aufgabe: Wie entscheidet man, wer leben darf?

Seit ich das erste  Mal von dieser Buchidee gehört habe, bin ich hin- und hergerissen. Also klar war natürlich, dass ich dieses Buch lesen MUSS, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich diese Möglichkeit der Wiedererweckung gerne hätte. Einerseits hat jeder schon jemanden verloren, den er gerne wieder in seinem Leben hätte, aber andererseits… würde das rechtfertigen „Gott zu spielen“? Was ist mit dem Offensichtlichen wie Überbevölkerung oder dem ethischen Aspekt?
Und ich muss euch leider enttäuschen, ich bin nach dem Lesen des Buchs auch nicht schlauer. Meine Bedenken habe ich nach wie vor, aber ich denke, wenn man wirklich die Möglichkeit hätte, sähe die Entscheidung bestimmt oftmals anders aus, als beim vorherigen darüber grübeln. Dieser nachdenkliche Aspekt hat mir sehr gut gefallen, da er uns während dem Lesen eigentlich auch nie verlässt.

Erzählt wird aus Lakes Perspektive, was tiefe Einblicke gewährt und so einen authentischen Charakter entstehen lässt. Wir bekommen nicht nur ein Bild davon, wie es ihr geht, sondern erfahren in regelmäßigen Rückblenden zusätzlich, wie sie ihre besten Freunde Will und Penny kennengelernt hat, wie ihr Leben mit ihnen war und vor allem auch, wie ihr Bruder Matt war. Gerade diese Details geben der Geschichte eigentlich alles. Ich selbst wurde zwischen Penny und Will zerrissen, weil die beiden komplett unterschiedlich, aber so unheimlich liebe- und wertvoll waren, dass schnell klar wurde, dass diese Wahl eigentlich nicht zu stemmen ist. Tja, und dann ist da ja auch noch Matt. Sein Charakter wird die Leserschaft vermutlich bewusst spalten, denn er ist gelähmt und diese Lähmung hat ihn natürlich verändert. Er ist verbittert und depressiv. Verständlich sagt ihr? Sehe ich auch so! Aber Matt wurde infolgedessen dermaßen zynisch und ja, bösartig (!), dass mir beim Lesen vor Wut stellenweise die Luft wegblieb. Vor allem, da Lakes und Matts Eltern ihn immer schonen und er laut ihnen nicht gereizt werden soll. Ihr seht, ein Tabuthema im Tabuthema, das mich ebenso beschäftigt hat.

Und so komme ich auch noch zum letzten Tabuthema, dessen die Geschichte sich annimmt. Ich denke wir sind uns einig, dass eine solche Entscheidung eigentlich nicht zu treffen ist, oder? Jetzt gibt es aber ja Menschen, für die diese Wahl enorm wichtig ist. Pennys, Wills und Lakes Eltern zum Beispiel. Ihr könnt euch vermutlich denken, auf was das hinausläuft… Chandler Baker hat mit ihren Details eine zutiefst emotionale, traurige und zerrissene Lake zum Leben erweckt, die mir beim Lesen unter die Haut ging! Zusätzlich wird diese Verzweiflung noch vergrößert durch Beeinflussung und schlechtes Gewissen. Wobei man als Leser auch hier wieder jede Seite verstehen kann, aber besser wird es dadurch nicht wirklich…

Für mich ist „Das Ende ist erst der Anfang“ ein wirklich gelungener Balanceakt zwischen Schuldgefühlen, Grausamkeit und lebensbejahenden Szenen, so dass die Geschichte relativ ruhig blieb und nie zu sehr in eine Richtung abfiel. Ich denke es war gut, dass der stetige Wechsel einen nie gänzlich in Melancholie, Grübelei oder Wut abrutschen lies. So entstand ein ausgewogenes Bild, das mich komplett überzeugen konnte.
Und obwohl ich mit ein paar Kleinigkeiten das Ende betreffend nicht ganz glücklich bin, wurden diese durch andere, absolut unvorhergesehenen Ereignissen komplett relativiert. Toll gemacht, eine klare Leseempfehlung von mir!

P.S. Manche von euch haben vielleicht mitbekommen, dass der Release ursprünglich anders geplant war. Zu einem früheren Zeitpunkt, mit anderem Titel und anderem Cover. Ich für meinen Teil hatte wohl Glück, dass ich es damals bereits entdeckt hatte, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob mir dieses Cover und der Titel aufgefallen wären. Ich hätte vermutlich eine andere Art von Geschichte dahinter vermutet. Falls es euch auch so geht, gebt dem Buch eine Chance, es lohnt sich!

1 KOMMENTAR

  1. Huhu Jacqueline,
    wie grausam ist das denn? Erst den Bruder verloren und dann auch noch die beste Freundin und der Freund? Meine Güte, die Protagonistin tat mir schon beim Lesen des Klappentextes unglaublich leid. Ich glaube es ist wahnsinnig schwer da eine Entscheidung zu treffen und ich muss sagen, dass ich nicht in ihrer Haut stecken möchte. Allerdings bin ich auch sehr neugierig, für den sie sich letztlich entschieden hat und wie sie damit leben konnte diese Entscheidung zu treffen.

    Das hört sich nach einer sehr spannenden und interessanten Geschichte an.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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