[Rezension] Schildkrötenwege oder wie ich beschloss, alles anders zu machen

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von Matthew Quick

Originaltitel: Every exquisite thing
Originalverlag: Little, Brown and Company, 2016
Aus dem amerikanischen Englisch von: Knut Krüger

Erscheinungstermin: 29. März 2018
Hardcover,
304 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-423-76204-5
EUR 16,95 € [DE], EUR 17,50 € [A]
ebook EUR 14,99 € [DE]

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: dtv Junior

der Autor: 

Matthew Quick, 1973 in Oaklyn, New Jersey geboren, studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer, schmiss seinen Job und reiste so lange durch Südamerika und Afrika, bis er endlich den Mut aufbrachte, das zu tun, was er schon immer machen wollte: einen Roman schreiben. Die Verfilmung seines Debüts ›Silver Linings‹ gewann einen Golden Globe und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und für weitere 7 nominiert. Matthew Quick lebt mit seiner Frau in Holden, Massachusetts.

Klappentext:

„Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen
Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin und Spitzensportlerin Nanette O’Hara zu den Mädchen, die alle Regeln befolgen – bis zu dem Tag, als sie den Kultroman ›Der Kaugummi-Killer‹ liest. Auf einmal beginnt Nanette, ihr gesamtes Dasein in Frage zu stellen, und sie trifft auf den Einzelgänger Alex, der, ebenfalls ein großer Fan des Buchs, sich ähnlich wie der Held im Roman konsequent jeder Anpassung verweigert. Als Nanette und Alex sich ineinander verlieben, und sich näherkommen, fasst sie erstmals den Mut, sich offen gegen ihr bisheriges Leben aufzulehnen. Doch die radikale Weise, mit der Alex seine Auflehnung durchzieht, bereitet Nanette zunehmend Probleme…“

Zitate:

„Dass du in irgendwas ziemlich gut bist, heißt noch lange nicht, dass du es auch tun musst.“ Seite 27

„Vielleicht sollten nicht alle gleichzeitig ehrlich zueinander sein, vermutlich war die Welt für so ein Übermaß an Ehrlichkeit gar nicht geschaffen.“ Seite 90

„Ich wollte so gern glauben, dass die Liebe am Ende gewinnt.“ Seite 117

Meinung:

Nanette war schon immer ein bisschen anders als der typische „Normalteenager“. So ist es kaum verwunderlich, dass sie sich mit ihrem Lehrer besser versteht, als mit ihren Mitschülern. Als er ihr ein Buch schenkt, das sie tief beeindruckt, beginnt sie sich vom Leben eingeengt zu fühlen. Warum genau sollte man immer nur das tun, was andere von einem erwarten? Und sollte man nicht mehr auf sich selbst und seine eigenen Wünsche und Empfindungen achten? Als sie dann sowohl den Autor als auch einen weiteren Fan kennenlernt, wird ihr schnell klar, dass es Zeit wird auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden.

Dies ist bereits mein zweites Buch von Matthew Quick, der mich mit „Goodbye Bellmont“ verzaubert hat! Und auch diese Geschichte hat so tolle und wichtige Themen, dass ich es einfach lesen musste.
In erster Linie geht es um Nanette und darum, auf was man verzichtet, bzw. was man tut, um den Normen, Erwartungen und Wünschen von Eltern und Mitmenschen zu entsprechen. Ich finde das ist ein sehr wichtiges Thema, vor allem wenn es um das Erwachsen werden und die eigene Entwicklung geht.
Natürlich ist es wichtig Verhaltensweisen sowie Dinge wie Umgangsformen und Anstand zu lernen, keine Frage! Und man kann Kinder und Jugendliche nicht immer alles machen lassen, was sie wollen, das steht natürlich auch nicht zur Diskussion 😉 Aber ein Kind sollte nie das Gefühl haben, wie zum Beispiel in Nanettes Fall, Fußball spielen zu müssen, nur, um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen. Generell sollten alle, also auch wir Erwachsenen die Möglichkeit haben, unseren eigenen Weg zu finden und auch zu gehen – völlig unabhängig davon, was andere vielleicht von uns erwarten mögen. Jeder sollte einfach auch mal sagen können: „nein, ich mag das nicht“.
Aber natürlich handelt es sich immernoch um einen Quick, also dürfen natürlich Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalt (zum Beispiel auch gegen Mobbing) und eine große Liebe nicht fehlen. Auch, wenn es dabei nicht gezwungenermaßen um Nanette gehen muss ;).
Und auch Dinge wie das Glücklichsein und Ehrlichkeit werden thematisiert, also eigentlich fast ein kleiner Rundumschlag an wichtigen Botschaften – das hat mir sehr gut gefallen.

Zum Thema Schreibstil kann ich eigentlich auch nichts Neues berichten. Angenehm flüssig, in kurzen Kapiteln erleben wir alles aus Nanettes Perspektive, was sie uns beim Lesen recht nahe bringt. Aber dann passierte es…
Ca. im letzten Drittel geschehen ein paar Dinge, die auf mich etwas überzogen und unverständlich wirkten. Leider kann ich jetzt natürlich nicht allzu sehr ins Detail gehen, das versteht ihr sicher.
Aber irgendwie hat mich das etwas aus der Geschichte geschubst, und als kurz darauf etwas Schlimmes geschieht, habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass es mich absolut nicht berührt hat. Innerhalb von ein paar Kapiteln wirken sowohl manche Protagonisten, als auch die Geschichte selbst gefühlskalt und emotionslos. Irgendwie fühlte ich mich als Leser beim Beenden des Buches komplett emotional „ausgegrenzt“, da ich leider weder die Handlungen noch die Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt nachvollziehen konnte.
Es tut mir leid, wenn ich euch jetzt etwas im Regen stehen lassen muss, aber ich will natürlich auch nicht spoilern! Und ehrlich gesagt, verstehe ich es ja selbst nicht. Es erschien mir fast, als wäre der letzte Teil von jemand anderem geschrieben worden. Sehr schade, denn die Geschichte lebt von ihren Emotionen, die dann einfach weg sind für Wendungen und Verhaltensweisen, die sich mir nicht erschließen wollen.
Nichtsdestotrotz bleibt nach dem Lesen natürlich Einiges hängen, das zum Nachdenken anregt. Aber ich glaube das Wichtigste sollte für uns sein: „Sei du selbst„!

2 KOMMENTARE

  1. Hallo Jacqueline,
    von diesem Autor habe ich schon viel Gutes gehört. Gelesen habe ich bislang noch kein Buch von ihm. Aber er steht ziemlich weit oben auf der Liste derer, deren Geschichten ich unbedingt noch lesen möchte.
    Schade, dass dieses Buch ein paar Kritikpunkte gezeigt hat. Ich denke aber auch, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ein Autor, der sonst immer nur perfekte Geschichten abliefert auch mal ein Buch schreibt, was ein wenig aus der Reihe fällt. Bei deinen Zeilen musste ich Schmunzeln. Ich kenne diesen Moment, in dem man am Liebsten ins Detail gehen würde, aber es einfach aufgrund Spoilergefahr nicht kann nur zu gut. Ich vertraue deiner Meinung da völlig. Welches Buch von Matthew Quick würdest du mir empfehlen?

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • Huhu Tanja,

      ja, sehe ich genauso! Es kann einfach nicht jedes Buch „perfekt“ sein, manchmal passen einfach Charaktere, Ideen, o.Ä. nicht zu einem selbst. Kommt vor 🙂
      Also ich muss ja sagen, dass ich „Goodbye Bellmont“ wirklich toll fand! Gibt hier auch ne Rezi zu, falls du mal reinschnuppern möchtest 😉

      Ich habe das wirklich oft, dass ich dreimal um einen Satz herumtigere, bis ich sicher bin, dass ich definitiv spoilern würde. Das ist immer schwer, weil man bestimmte Sachen ja nicht vorenthalten will, aber zu viel verraten ist auch doof 😀 Aber ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht!

      Ganz liebe Grüße,
      Jacqueline

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