Stell dir vor, dass ich dich liebe

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Quelle: FISCHER

Stell dir vor, dass ich dich liebe

von Jennifer Niven  

Originaltitel: Holding up the Universe

Originalverlag: Alfred A. Knopf 2016
Aus dem Amerikanischen von: Maren Illinger
Erscheinungstermin: 22. Juni 2017 
Klappenbroschur
464 Seiten, All Age / Jugendbuch 
ISBN: 978-3-7373-5510-0

€ (D) 14,99 | € (A) 15,50 
ebook € (D) 12,99 

die Autorin: 
Jennifer Niven wuchs in Indiana auf und lebt heute mit ihrem Verlobten in Los Angeles. Ihr internationaler und New-York-Times-Bestseller »All die verdammt perfekten Tage« stürmte in Deutschland sofort 
die SPIEGEL-Bestsellerliste und wird derzeit verfilmt. »Stell dir vor, dass ich dich liebe« ist schon ihr zweites Buch, das in Deutschland veröffentlicht wurde. 


Klappentext:

Der eine Mensch, der dein Leben verändert


Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, seine Freundin unter all den anderen Frauen zu erkennen. Für ihn sieht ein Gesicht wie das andere aus. Dass er schon mal einer vollkommen Fremden ein »Hey Baby« ins Ohr raunt, halten alle für Coolness. Doch Jacks ganzes Leben besteht aus Strategien und Lügen, um sein Problem zu vertuschen: Immer cool bleiben, auch wenn er mal die Falsche küsst. Jedes Fettnäpfchen eine Showbühne! Und dann kommt Libby, die in den Augen vieler so unperfekt ist, wie man nur sein kann. Denn Libby ist übergewichtig. Keine Strategie der Welt kann das vertuschen. Libby ist die Einzige, die erkennt, was hinter Jacks ewigem Lächeln steckt. Bei ihr kann Jack zum ersten Mal einfach er selbst sein. 
Aber hat einer wie Jack den Mut, zu einer wie Libby zu stehen?



Zitate:

„So fühlt sich mein Leben an: Ich betrete einen Raum und kenne niemanden. Und so ist es mit jedem Raum, überall.“ Seite 7


Meine Mitschüler kommen nach und nach herein, und einige von ihnen starren mich an. Ein paar kichern. Seite 34
Sie antwortet nicht, sondern nimmt nur meine Hand und drückt sie. Sie braucht keine Antwort zu geben, weil es keine gibt. Außer dass nur kleine Menschen – innerlich klein – nicht wollen, dass du groß bist. Seite 132

Meinung: 

Libby ist fettleibig. Und das nicht nur ein bisschen. Seit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter leidet sie unter Panikattacken, die in Kombination mit ihrer Trauer und Anfeindungen ihrer Mitschüler zu Fressorgien geführt haben. Das Ergebnis: ein knapp 300 Kilo schweres Mädchen, das Angst vor der Außenwelt hat. Sie findet erst nach ihrem absoluten Tiefpunkt zurück ins Leben, nämlich als die Hälfte ihres Elternhauses abgerissen werden muss, um sie daraus zu bergen. 
Jack ist eigentlich das exakte Gegenteil. Beliebt, gutaussehend, cool. Wäre da nur nicht das Problem mit seiner Prosopagnosie. Er kann keine Gesichter erkennen, nicht mal die der Menschen, die er liebt. Und er tut alles, um dieses Geheimnis zu wahren.
Und wer denkt, dass es für die beiden nicht mehr schlimmer kommen kann, der irrt. Denn es kommt schlimmer. Und zwar ziemlich genau an dem Tag, an dem die beiden aufeinander treffen.


Oh.Mein.Gott. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich wusste zwar vorher bereits, dass ich den Stil der Autorin mag, aber hiermit hat sie mich mitten ins Herz getroffen!


Die Geschichte setzt zu einem Zeitpunkt ein, an dem Libby bereits 140 Kilo abgenommen hat und zum ersten Mal seit Jahren wieder zur Schule geht.
Ich denke jeder von uns empfindet bei diesem Satz bereits den ersten Anflug von Mitleid. Wir alle wissen, wie Kinder, Teenager und ja, leider auch so mancher Erwachsener sein können. Aber ein 160-Kilo-Mädchen in der 11. Klasse… Ihr ahnt natürlich, auf was das rausläuft. 
Mobbing, Diskriminierung und Intoleranz der allerübelsten Sorte!
Und dann wäre da ja auch noch Jack. Zwar erscheint sein Problem auf den ersten Blick „harmloser“ als das von Libby, aber es ist definitiv nicht zu unterschätzen.


Was mich zu der Ausarbeitung der Charaktere führt. 
Die Autorin verwendet unheimlich viel Herzblut darauf, die beiden lebendig und authentisch zu gestalten, was ihr für meinen Geschmack hervorragend gelingt. Nicht selten habe ich mich dabei erwischt, wie ich fassungslos den Kopf geschüttelt, das ein oder andere Tränchen vergossen, oder ein paar Minuten pausiert habe, um das soeben Gelesene zu „verdauen“. 
Wir sehen, wie stark und mutig Libby ist, wie sie für andere eintritt und das, obwohl es in ihrem Leben keinen Tag ohne Demütigung gibt. 
Aber wir leiden auch mit Jack, der sich Tricks oder Eselsbrücken überlegen muss, um zu erkennen, wem er gerade gegenübersteht. Besonders traurig ist es, wenn er sich auf Grund besonderer Merkmale zusammenreimen muss, dass die Person, die gerade vor ihm steht, eins seiner Elternteile oder einer seiner Brüder ist. 


Ich kann nur sagen, dass mich die Geschichte um Libby und Jack tief bewegt hat, ohne jemals gestelzt oder aufgesetzt zu wirken. 
Ich bin sicher, dass sich jeder von uns auf die ein oder andere Weise in der Geschichte wiederfinden wird, denn leider sind die Themen Mobbing, Diskriminierung und Vorurteile wohl zeitlos und scheinen traurigerweise nie ganz aus der Mode zu kommen.


Jennifer Niven schafft es, mit wirklich ernsten Themen eine Geschichte zu gestalten, die gleichzeitig todtraurig und wunderschön ist! Und wenn es nach mir ginge, würde ich diese auf der Stelle zur Pflichtlektüre an unseren Schulen erklären. Denn ich hoffe, dass es nie zu früh oder zu spät ist, sich Mitgefühl, Toleranz und Akzeptanz anzueignen!


An alle Mädels und Jungs da draußen, egal ob groß, klein, dick, dünn, schwarz, weiß, gelb, rosa oder blau, denkt immer daran: ihr seid erwünscht! Und wer mir nicht glaubt, sollte schleunigst dieses Buch lesen!


Für mich ist „Stell dir vor, dass ich dich liebe“ ein absolutes Highlight voller Emotionen, Abgründe aber auch Hoffnung, das einigen Stoff zum Nachdenken liefert. Ich für meinen Teil bin hin und weg und kann nur sagen: lesen, lesen, lesen!

mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen

Diese und meine anderen Rezensionen sind auch zu finden bei: Google+LovelybooksWas liest du?Amazon, Goodreads und Facebook

2 KOMMENTARE

  1. Hallo Jacqueline,
    ich habe gerade eben schon eine Rezension zu dem Buch gelesen, die mich absolut von der Geschichte und von den Protagonisten überzeugt hat.

    Dass Libby mal 300kg gewogen hat, wusste ich noch nicht. Das ist viel und ich kann mir vorstellen, dass so ein Gewicht auch körperlich eine große Belastung ist. Ich glaube auch, das Kinder wahre Monster sein können. Wenn jemand anders ist, dann wird schnell hinter dem Rücken gesprochen (das kennt man auch aus der Welt der Erwachsenen). Kinder werden dann aber oft auch richtig fies.

    Mit deinem vorletzten Satz hast du mich direkt ins Herz getroffen. Was für ein schöner Abschluss für die Rezension. <3
    Das Buch wandert auf die Wunschliste.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • Hallo Tanja,

      vielen lieben Dank für deine lieben Worte! Mich hat die Story auch ins Herz getroffen und ich hatte Angst, dass in meiner Rezension vielleicht nicht so deutlich rüberzubringen, wie ich es gerne hätte. Das Buch ist wirklich etwas Besonderes!

      Ganz liebe Grüße
      Jacqueline

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