[Rezension] Irgendwas von dir

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von Gayle Forman

Originaltitel: I was here
Originalverlag: VIKING, 2015
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Schäfer

Erscheinungstermin: 25. April 2018
Klappenbroschur,
352 Seiten,

ISBN: 978-3-8414-2238-5
D: 14,99 € | A: 15,50 €
ebook D & A: 12,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer FJB


die Autorin: 

Gayle Forman, Gayle Forman, geboren 1971, begann ihre journalistische Karriere beim ›Seventeen Magazine‹ und arbeitete dann für große Zeitschriften wie ›Cosmopolitan‹, ›Glamour‹ und ›Elle‹, bevor sie anfing, Romane zu schreiben. Inzwischen hat sie etliche Bestseller veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York.

Klappentext:

„Es ist wahre Freundschaft – aber es gibt ein großes Geheimnis

Ich bedaure, Euch mitzuteilen, dass ich meinem Leben ein Ende setzen musste. Dieser Entschluss hat mich schon eine lange Zeit begleitet, und ich habe ihn allein getroffen. Es ist nicht Eure Schuld.
Meg

Cody und Meg waren unzertrennlich – beste Freundinnen für immer. Sie wussten alles voneinander. Jedenfalls dachte Cody das. Bis sie die E-Mail bekommt und mit einem Mal nichts mehr so ist wie vorher. Wer war Meg wirklich? Cody begibt sich auf die Suche nach Antworten und findet, was sie nicht erwartet – Freundschaft und Liebe.

Ein einfühlsames und bewegendes Buch über den Mut, den es braucht, um nach einem schrecklichen Verlust weiterzuleben und an die Liebe zu glauben.

Als ihre beste Freundin Meg sich in einem Motelzimmer umbringt, ist Cody völlig geschockt. Sie und Meg haben sich immer alles anvertraut – wieso hat sie nichts geahnt? Aber als sie zu Megs College in Tacoma, nahe Seattle, fährt, um deren Sachen zusammenzupacken, entdeckt sie, dass es vieles gibt, von dem Meg ihr nie erzählt hat. Cody wusste nichts von ihren Mitbewohnern, von Ben, dem geheimnisvollen Typen mit der Gitarre und dem spöttischen Grinsen. Und sie wusste nichts von der verschlüsselten Datei, die sie nicht öffnen kann – und die, als sie es doch schafft, plötzlich alles, was sie über den Tod ihrer Freundin zu wissen glaubt, in Frage stellt.“

Zitate:

„Hört man auf, Eltern zu sein, wenn die Kinder gestorben sind?“ Seite 11

„Dieser Frühling sollte nicht kommen. Irgendwie war ich davon überzeugt, es würde das ganze Jahr über Winter bleiben.“ Seite 74/75

„Es gibt vieles, was ich ihr nie gesagt habe. Und sogar noch mehr, was sie mir nicht gesagt hat.“ Seite 143

Meinung:

Cody verliert ihre beste Freundin Meg. Doch nicht einfach irgendwie, wie durch einen Unfall zum Beispiel. Nein, Meg begeht Selbstmord und keiner hat etwas geahnt. Am allerwenigsten Cody! Aber hat wirklich NIEMAND was geahnt? Und je länger Cody darüber nachgrübelt, wie es bei einem Mädchen, dass immer bunt, extrovertiert und lebensfroh war, soweit kommen konnte, desto seltsamer kommt ihr das Ganze vor. Ihr Bauchgefühl entscheidet, dass da etwas nicht stimmen kann und so geht sie auf die Suche. Nichtsahnend, wie Megs Exfreund Ben da reinpasst, oder wie groß die Gefahr ist, der sie sich aussetzt.

Nachdem 2016 gefühlt jeder von Gayle Foremans Zweiteiler „Nur ein Tag“ und „Und ein ganzes Jahr“ sprach, und ich die beiden Bücher nicht gelesen habe, wollte ich mein „Versäumnis“ mit diesem Buch nachholen.

Der von ihr gewählte Schreibstil ist flüssig, bildhaft und in zumeist übersichtlich langen Kapiteln gehalten, was einen angenehmen Lesefluss ermöglicht.
Wir nehmen aus Codys Perspektive am Geschehen teil, die an sich eigentlich ein sehr interessanter Charakter ist – ja, zu dem „Aber“ komme ich gleich noch 😀
Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen, die eigentlich nie eine richtige Mutter war. Den Elternpart haben eigentlich immer eher Megs Eltern übernommen. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, aber zumindest konnte sie durch ihre Freundschaft zu Meg erfahren, was Familie bedeutet. Die beiden Mädchen hatten einen Traum, nämlich, zusammen wegzugehen, gemeinsam zu wohnen und zu studieren. Leider konnte Cody daran auf Grund des fehlenden Kleingelds nicht teilnehmen.
Das führte in erster Linie dazu, dass sie sich alleine gelassen fühlte, ihre Wut auf Meg projizierte und sich zurückzog.
Ihr könnt euch vermutlich schon denken, worauf das hinausläuft, oder? Durch ihren Trotz, hat sie nur noch wenig Bezug zu Megs Leben, als diese sich entscheidet, sich umzubringen. Es folgen das Bedauern und Reue ihrer Taten, die möglicherweise zum Verlust ihrer besten Freundin geführt haben könnten. Sie spürt eine Leere, die nur eine 2. Hälfte hinterlassen kann, und natürlich fühlt sie sich unheimlich schuldig. Und ja, einerseits leiden wir mit ihr, grübeln darüber nach, wie es soweit kommen konnte und sind empört über die im Buch erwähnten, sogenannten „Selbstmord-Selbsthilfeportale“.
Aber irgendwie fehlt mir einfach etwas. „Irgendwas von Cody“ 😀 Trotz des schwierigen, starken und emotionalen Themas, bleibt sie relativ blass und oberflächlich. Vielleicht liegt es an ihrer unnahbaren Art, denn sie lässt eigentlich niemanden an sich ran, aber vermutlich lag es für mich daran, dass es mir so vorkam, als würden Probleme, Zwischenfälle usw. recht kurz, knapp und sachlich ad acta gelegt werden. Wir kommen zum Beispiel irgendwann an eine Stelle im Buch, an der sie von einer früheren Freundin herablassend angeschaut wird, da sie ihr Geld mit putzen verdient. Sie überlegt kurz, wie das Mädchen früher war und… Genau, nix! Thema erledigt. Das hat mich einfach stellenweise etwas verwirrt und mir den Bezug zu Cody etwas erschwert.

Ich muss jedoch gestehen, dass dieses Buch natürlich nicht alleine von Cody lebt. Ich für meinen Teil habe viel über die Themen gegrübelt, mit denen sich das Buch befasst. Verlust, Trauer, Schuld und der Umgang mit diesen Dingen sind sehr wichtige Themen, die wohl jeden von uns treffen und mich zum Nachdenken bringen. Vor allem, wenn ich dann etwas über die bereits erwähnten Selbstmord-Selbsthilfeportale lese. Eigentlich undenkbar, dass sich jemand damit beschäftigt, andere zum Selbstmord zu ermutigen und „nützliche“ Tipps und Tricks an den Mann zu bringen, oder??? Aber in der heutigen Zeit… Naja, leider eben nicht so undenkbar. Aber sorry, für mich einfach krank! In Zeiten der Internetanonymität weiß ja letzten Endes keiner, ob man sich vielleicht mit einem 13-jährigen Mädchen mit Liebeskummer unterhält, oder einer todkranken Person, die keine Chance auf Heilung hat. Einfach unverantwortlich auch nur IRGENDJEMANDEN zu ermutigen! Ihr seht, ich rege mich schon wieder auf…

Irgendwas von dir“ ist eine bewegende Geschichte über Verlust und Trauer, aber auch Liebe und Freundschaft. Sie verläuft weitestgehend ruhig, besteht weniger aus Actionspannung, sondern eher aus emotionaler Bewegtheit und der Neugierde, was wohl hinter dem Ganzen steckt. Oder ob Cody eventuell in die Fänge der selben Machenschaften geraten könnte, falls diese wirklich existieren.
Für mich ist Megs und Codys Schicksal eine Suche nach der Antwort auf das „Warum“ und eine nachdrückliche Erinnerung daran, dass diese Art von Dunkelheit – zumindest in Ansätzen – in fast jedem von uns steckt.

1 Kommentar

  1. Huhu Jacqueline,
    ich habe dieses Buch vor einiger Zeit auch gelesen. Ich brauchte auch etwas, bis ich Zugang zu Cody und auch zu der Geschichte gewann. Gerade zum Anfang wirkte für mich alles etwas distanziert. Aber irgendwann war ich richtig drinne und die Geschichte entfaltete für mich einen gewissen Sog. Ich finde es war mal etwas anderes als das, was man sonst so liest. Hat mir sehr gefallen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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