[Rezension] Dumplin‘

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von Julie Murphy

Originaltitel: Dumplin‘
Originalverlag: Balzer & Bray, 2015
Aus dem amerikanischen Englisch von Kattrin Stier

Erscheinungstermin: 22. März 2018
Gebunden mit Schutzumschlag
400 Seiten

ISBN: 978-3-8414-2242-2
D: 18,99 € | A: 19,60 €
ebook D & A: 16,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer FJB


die Autorin: 

Julie Murphy lebt mit ihrem Mann, der sie liebt, ihrem Hund, der sie vergöttert, und ihren Katzen, die sie akzeptieren, in Texas. Nachdem sie sieben Jahre als Bibliothekarin gearbeitet hat, widmet sie sich jetzt ganz dem Schreiben. Wenn sie nicht gerade schreibt oder in Erinnerungen an die guten alten Zeiten in der Bibliothek schwelgt, schaut sie Filme, die nur fürs Privatfernsehen gemacht wurden, fahndet nach der perfekten Pizza mit viel Käse oder plant ihre nächste große Reise. Julie Murphy lässt sich wie Dumplin‘ kein noch so verrücktes Abenteuer entgehen.

Klappentext:

„Willowdean – „16, Dolly-Parton-Verehrerin und die Dicke vom Dienst“ – wird von ihrer Mutter immer nur Dumplin‘ genannt. Bisher hat sie sich in ihrem Körper eigentlich immer wohl gefühlt. Sie ist eben dick – na und? Mit ihrer besten Freundin Ellen an ihrer Seite ist das sowieso total egal.
Doch dann lernt sie den sportlichen und unfassbar attraktiven Bo kennen. Kein Wunder, dass sie sich hoffnungslos in ihn verknallt – dass er sie allerdings aus heiterem Himmel küsst, verunsichert sie völlig. Plötzlich macht es ihr doch etwas aus, nicht schlank zu sein.
Um ihre Selbstzweifel in den Griff zu bekommen, beschließt Will, sich der furchteinflößendsten Herausforderung in ganz Clover City zu stellen: Sie will am „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb teilnehmen und allen – vor allem sich selbst – beweisen, dass die Kleidergröße für das ganz große Glück überhaupt keine Rolle spielt.“

Zitate:

„Ich bin dick. Das ist kein Schimpfwort. Keine Beleidigung. Jedenfalls nicht, wenn ich es sage.“ Seite 17

„Es kommt mir so vor, als säße ich fest und würde darauf warten, dass mein eigenes Leben anfängt.“ Seite 28

„Der Song ist eingängig, und alle kennen den Text, aber mich erinnert das Lied auch immer daran, dass es, ganz egal, wer man ist, immer jemanden geben wird, der hübscher oder schlauer oder dünner ist.“ Seite 228

Meinung:

Willowdean, auch Will oder Dumplin genannt, hat kein einfaches Leben. Denn Will ist dick – und war euch bewusst, dass „Dumplin“ soviel wie „Knödel“ bedeutet? Nicht unbedingt die beste Idee, die ihre Mutter mit diesem Spitznamen hatte…
Bis vor einiger Zeit lebte sie mit ihrer Mutter und ihrer Tante Lucy zusammen, bis diese mit 36 an einem Herzinfarkt starb. Das trifft Will sehr, denn mit Lucys 225 Kilo, hat sie Will bedeutend besser verstanden, als es ihrer Mutter je möglich sein wird.
Zumal diese vor Jahren den Miss Teen Blue Bonnet-Schönheitswettbewerb gewann und sich ihr Leben oftmals hauptsächlich um dieses Event dreht. Man kann sich das sehr gut vorstellen, denn in ihrer verschlafenen Kleinstadt ist das eines der größten Ereignisse. Und noch besser kann man sich vorstellen, dass eine Mutter ihr Kind gerne lieber schlank hätte… Aber was ist mit Will? Für sie ist natürlich alles nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Bereits beim Lesen war mir bewusst, dass ich mich mit dieser Rezension schwer tun werde. Ich glaube, keine geschriebenen Wörter können Dumplin’s Geschichte gerecht werden, dafür traf es mich einfach an zu vielen Stellen.

Beginnen wir also mit dem einfachstem, dem Schreibstil. Die Geschichte ist durchgängig in einem leichten, jugendlichen Stil gehalten, mit einem kleinen Hang ins Sarkastische/Zynische, was mir sehr gut gefallen hat und sich toll lesen ließ.
Erzählt wird aus Will’s Sicht, in einer Art direkten Leseranrede, was uns charmant ins Geschehen zieht. Ich finde diese Entscheidung deshalb perfekt gewählt, weil Will menschlich und emotional zu vielschichtig ist, um ihr anders gerecht zu werden.
Sie wird mit vielen Themen und Problemen konfrontiert, die jedem Teenager bekannt sein dürften. Das erste Mal, sich auseinanderentwickelnde Freundschaften, Liebe… Alles Dinge, die jeder kennt. Aber auf Grund ihres Aussehens, ist da natürlich eine starke Steigerung zu entdecken. Es geht sowohl um externe Dinge wie Mobbing, als auch um ihr Innerstes. Denn obwohl sie weiß, dass sie dick ist und eigentlich auf den ersten Blick einen starken Eindruck macht, sind da natürlich Selbstzweifel sowie die Gefühle unattraktiv, ungeliebt und minderwertig zu sein.

Julie Murphy versteht es die Gefühlswelt von Will darzustellen. Es bleibt natürlich eine reine Mutmaßung, dass sie ein bisschen aus ihrem eigenen Leben plaudert, aber das würde erklären, wie sie es schafft, dass ich mich in so vielen Gedanken, Emotionen und Zweifeln wiederfand. Denn einer der Gründe, warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte, sind natürlich meine eigenen Erfahrungen. Als beleibter Teenager ist nunmal nicht alles schwarz oder weiß! Und auch, wenn ich wie sie damals immer versucht habe, nach außen stark und gleichgültig zu wirken, was dieses Thema betraf, gibt es doch immer Dinge, die einem näher gingen, als sie sollten. Selbstzweifel, gerade in der Jugend sind wohl bei jedem vorhanden und ich bin mir sicher, dass jeder von euch sich selbst auch ein Stück weit in Will’s Geschichte entdecken wird.

Für mich ist „Dumplin‘“ ein absolutes Herzensbuch, das ich jedem von euch empfehlen möchte! Julie Murphy schafft es nicht nur, tiefe Einblicke in Will zu ermöglichen, sondern auch in uns selbst. Und obwohl viele Passagen und Themen eher nachdenklich und emotional sind, musste ich oft schmunzeln, weil mir das alles so bekannt vorkam. Und das, obwohl man früher immer das Gefühl hatte, das keinem anderen erklären zu können 😉
Ein gelungenes Buch über das Erwachsenwerden, Andersartigkeit und den Mut, zu sich zu stehen!
Ich für meinen Teil liebe schon die Widmung „Für all die Mädels mit den dicken Hintern„.

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