[Rezension] Mein Bruder heisst Jessica

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von John Boyne

Originalverlag: Puffin Books, 2019
Übersetzt von: Adelheid Zöfel

Erscheinungstermin: 23.09.2020
Hardcover,
256 Seiten,

ISBN: 978-3-7373-4219-3
€ (D) 14,00 | € (A) 14,40
eBook D & A: 12,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: FISCHER KJB


der Autor:

John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von neunzehn Romanen, darunter ›Der Junge im gestreiften Pyjama‹, der sich weltweit über zehn Millionen Mal verkaufte, zahlreiche internationale Buchpreise gewann und mit großem Erfolg verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt.

Klappentext:

„Als Einzelgänger hat Sam Mühe, Freunde zu finden, und seine vielbeschäftigten Eltern geben ihm oft das Gefühl, unsichtbar zu sein. Zum Glück war sein älterer Bruder Jason immer für ihn da. Der ist nett, beliebt, supergut im Fußball, und die Mädchen stehen Schlange für ein Date. Doch eines Tages teilt Jason seiner Familie mit, dass er schon seit langem mit einem Geheimnis kämpft. Ein Geheimnis, das bald alle auseinanderzureißen droht. Seine Eltern wollen nichts davon wissen, und Sam versteht es einfach nicht. Denn was machst du, wenn dein Bruder dir sagt, er ist überhaupt nicht dein Bruder? Dass er denkt, er ist eigentlich … deine Schwester?“

Meinung:

Für den kleinen Sam bricht eine Welt auseinander, als sein großer Bruder Jason eines Tages gesteht, dass er schon immer das Gefühl habe, ein Mädchen zu sein.
Doch nicht nur für ihn beginnt damit die schlimmste Phase seines jungen Lebens.

In der heutigen Zeit, finde ich es immens wichtig, Bücher mit derart ernsten Themen zu schreiben, zu veröffentlichen und zu lesen. Denn obwohl wir heutzutage als aufgeklärt gelten, hinken manche Menschen einfach noch meilenweit hinterher. Das ist für mich sehr schade und macht mich traurig – gerade deswegen habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut!
Jedes Buch, das für Dinge wie Toleranz und Akzeptanz steht, sollte auch gelesen werden!

Leider habe ich für diese 250 Seiten jedoch knapp zwei Wochen gebraucht, weil das Buch mich einfach nicht abholen konnte. Ich habe wirklich mehrfach versucht, meinen Weg hinein und in die Figuren zu finden, bin jedoch leider immer wieder gescheitert – tut mir leid.

Zum einen wären da die Charaktere. Sie bleiben für meinen Geschmack nicht nur blass und oberflächlich, nein, jeder von ihnen fällt auch ins größtmögliche Extrem. Die Mutter versteht Jason nicht und denkt nur an ihre durch ihn gefährdete Karriere. Sam versteht ihn nicht, denn schließlich hat er ja quasi einen Anspruch auf einen großen Bruder, keine Schwester – darüber hinaus denkt er prinzipiell meistens eher an sich, als an Jason. Und ihr Vater denkt gar gleich an eine Elektroschock-Behandlung. Sorry, das war mir einfach zu viel und zu extrem auf einmal.
Aber gleichzeitig muss ich an diesem Punkt auch zugeben, dass Sam natürlich jung ist, dennoch war mir das Gesamtbild einfach ein bisschen zu Worst-Case.

Zum anderen ist es so, dass die Stimmung der Familie natürlich an einem Punkt kippt, aber auch das ging mir zu plötzlich. Auf einmal ist alles anders und das kommt quasi mit einem Fingerschnippen und für alle gleichzeitig? Sorry, aber auch das empfand ich ebenso unglaubwürdig und übertrieben, wie die ersten Reaktionen der Familie.

Was meiner Meinung nach jedoch gut gelungen ist, sind die Probleme, die durch Jasons „Outing“ folgen und thematisiert werden. Mobbing, Streit und Intoleranz sowie die emotionalen Belastungen, die das alles mit sich bringt. Es ist meiner Meinung nach immens wichtig, diese Themen anzusprechen und so -im besten Fall- die Menschen zu sensibilisieren. 

Alles in allem war „Mein Bruder heißt Jessica“ leider überhaupt nicht meins, obwohl ich es mir sehr gewünscht hätte. Ich hoffe, dass euch dieses Buch mehr überzeugen kann, denn wichtige Themen sollten immer auf Interesse und Akzeptanz stoßen.

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