[Rezension] Ein kleines Wunder würde reichen

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von Penny Joelson

Originaltitel: I Have No Secrets
Originalverlag: Electric Monkey, 2017
Aus dem Englischen von Andrea Fischer

Erscheinungstermin: 23. Mai 2018
Hardcover,
320 Seiten,

ISBN: 978-3-8414-4023-5
D: 16,99 € | A: 17,50 €
ebook D & A: 14,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer FJB


 

die Autorin:

Penny Joelson hat im Alter von sechzehn Jahren begonnen, mit schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. In »Ein kleines Wunder würde reichen« hat sie viele ihrer Erfahrungen einfließen lassen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire und gibt Kurse für Kreatives Schreiben am City Lit College in London, wenn sie nicht gerade selbst schreibt.

Klappentext:

„»Ich kann mich nicht bewegen, und ich kann nicht sprechen. So ist es schon mein Leben lang. Manche Leute reden über mich, als sei ich gar nicht da. Das hasse ich. Andere weihen mich in ihre Geheimnisse ein…«

Jemma kennt ein schreckliches Geheimnis: In ihrer Nachbarschaft ist ein Mord passiert, und sie weiß, wer es getan hat. Denn die Leute erzählen ihr Dinge, weil Jemma nichts weitersagen kann. Sie ist vollständig gelähmt und kann sich weder bewegen noch sprechen. Aber Jemma entgeht nichts. Als sie mit dem furchtbaren Geheimnis konfrontiert wird, ist sie völlig hilflos. Jemma weiß, dass ihr nur ein kleines Wunder helfen kann. Und sie ist fest entschlossen, alles für dieses Wunder zu tun.“

Zitate:

„Innerlich schreie ich auch manchmal herum, genau wie Olivia jetzt, aber das bekommt natürlich niemand mit.“ Seite 47

„Wenn ich könnte, würde ich sie jetzt anlächeln.“ Seite 170

Meinung:

Jemma hat eine Zerebralparese und ist Quadriplegikerin, sie kann sich weder kontrolliert bewegen, noch sprechen. Das bringt manche Menschen dazu, ihr Dinge zu erzählen, die sie keinem anderen anvertrauen würden, vermutlich nichtsahnend, dass Jemma wirklich alles versteht und nur eben nicht darauf reagieren kann. Doch was würde passieren, wenn es eventuell eine Möglichkeit geben könnte, ihr zur Kommunikation zu verhelfen? Und wenn manchen dann bewusst würde, wie gefährlich das an Jemma übermittelte Wissen für sie werden könnte??

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie neugierig ich auf dieses Buch war, denn es macht beim Lesen nicht nur sehr nachdenklich, sondern löst währenddessen auch das ein oder andere beklemmende Gefühl aus. Vor Jahren habe ich im Fernsehen einen Bericht über das „Locked-In-Syndrom“ gesehen -ok, das ist zugegeben natürlich nicht das Selbe, jedoch erinnern Jemmas Einschränkungen sofort daran- und diese Vorstellung ist für mich der absolute Horror. Wie schlimm muss es für Betroffene sein, alles zu verstehen, was um sie herum geschieht, aber wirklich überhaupt keine Möglichkeit zu haben, jemandem etwas mitzuteilen. Zumal es zwar Hilfsmittel gibt, es jedoch nicht für alle Menschen möglich ist, diese zu nutzen. Selbst die einfachsten Dinge wie Hunger, Frieren oder Kopfschmerzen, kann man niemandem mitteilen. Das ist eine echt beängstigende Vorstellung, oder?
Und gerade diese Stimmung ist es, die Jemmas Geschichte für mich zu etwas Besonderem macht. Penny Joelson ist es gelungen, mit einem ruhigen Erzählstil und kurzen Sätzen, die Welt und das Geschehen um Jemma perfekt zum Leben zu erwecken. Was sie beschreibt, sind Momentaufnahmen, Empfindungen wie Sorgen, Ängste, aber auch Dinge, die Jemma Freude machen. Und ja, natürlich nehmen wir auch an ihrem Wunsch teil, mit den anderen zu kommunizieren und sich auszudrücken. Vor allem da sie etwas weiß, das eventuell ein paar Menschen das Leben retten könnte! Jedoch ist dieser Aspekt gerade der, der mich ein kleines „Aber“ einschieben lässt. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß, dass es unter anderem um einen Mord geht und Jemmas Wissen dazu. Ein Stück weit wird das bei manchen vermutlich zu der Annahme führen, dass es sich bei diesem Buch um einen Krimi oder ähnliches handelt, dazu muss ich jedoch sagen, dass ich es nicht in diese Kategorie packen würde. Wie oben bereits erwähnt, ist die Geschichte eher ruhig gehalten und ja, es gibt entsprechende Gefahren, aber sie sind nicht so vordergründig, wie man im ersten Moment annehmen würde. Oder zumindest ging es mir so 😉

Während des Lesens war ich mir deswegen auch einen kurzen Moment unsicher, wie meine finale Bewertung wohl aussehen wird. Letzten Endes konnte Jemma und das gleichzeitig verstörende wie liebe- und hoffnungsvolle Drumherum mich von Seite zu Seite mehr fesseln und mitfiebern lassen.
Einen großen Anteil daran trägt zugegebenermaßen auch ihr ihr familiäres Umfeld. Sie lebt bei Pflegeeltern, die noch zusätzlich den autistischen Finn und die schwer zu vermittelnde Olivia bei sich aufgenommen haben. Ihr könnt euch vorstellen, dass da ab und an ganz schön was los ist. Aber gerade Finn, der zwar eigentlich hauptsächlich nur in Nebensätzen erwähnt wird, wird von Jemma so liebevoll und geduldig betrachtet, dass es einem nur das Herz wärmen kann.

Ich für meinen Teil kann euch diese berührende und warmherzige Geschichte nur ans Herz legen, vielleicht hilft es ja zu verstehen, oder den ein oder anderen im Umgang etwas zu sensibilisieren. Ok, zugegebenermaßen wäre ich vermutlich dennoch immer unsicher, ob demjenigen gerade gefällt, was ich tue, oder nicht. Aber ein bisschen Aufmerksamkeit und Wärme, hat bestimmt noch keinem geschadet.

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