[Rezension] Heaven 11

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von Christian Krumm

Erscheinungstermin: 20. Februar 2019
Broschur,
346 Seiten,
14,8 x 21 cm

ISBN: 978-3-946425-63-2
14.95 EUR | 22.00 CHF
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Edition Roter Drache



Klappentext:

„So manch hoffnungsvolle Karriere endet im Abgrund!

Diese Erfahrung muss der ehemalige Banker Marc Vossberg machen, der nach einem Burn-Out-Syndrom auf Drängen des Amtes eine Stelle als Aushilfspfleger in der geschlossenen Psychiatrie annehmen musste. Als er erfährt, dass er seinen alten Job wiederbekommen kann, keimt in ihm die Hoffnung auf. Um die Stelle antreten zu können, benötigt er lediglich eine Bescheinigung, dass er gesund ist.

Was zunächst ganz einfach klingt, entpuppt sich immer mehr als großes Problem. Keiner glaubt so recht an seine Diagnose und seine plötzliche Genesung. In seiner Verzweiflung wendet er sich ausgerechnet an den schizophrenen Patienten Gregor Thomè, der ihm dabei helfen soll, die Ärzte zu überlisten.

Denn eine Sache verheimlicht Marc: Das unheimliche Kratzen und Klopfen an seiner Zimmertür, das er seit seiner Krankheit jede Nacht hört.“

Meinung:

Marc hat alles verloren. Er war ein erfolgreicher Banker mit guten Einkommen und Ansehen, bis er an einem Burnout erkrankte. Zumindest ist es das, was er seinen Exkollegen und seinem Arbeitgeber weißmachen will. Doch das erklärt nicht das nächtliche Kratzen und Klopfen an seiner Tür, oder? Und noch weniger die Tatsache, dass sich niemals wirklich jemand da draußen befindet…

Kennt ihr das, wenn ihr ein Cover seht und wisst, dass ihr das Buch unbedingt lesen müsst? Genau so ging es mir bei „Heaven 11“. Noch neugieriger machte mich die Tatsache, dass es sich eben nicht um einen Thriller handelt, auch, wenn der erste Blick zu dieser Annahme verleiten könnte.

Wir begleiten Marc bei seinem neuen Job in der Psychiatrie, auf der „Endstation“. Auf Station 11 finden sich die unheilbar psychisch Kranken ein, was mich In vielerlei Hinsicht beim Lesen sehr bewegt hat.
Christian Krumm hat so ein tolles Händchen dafür, sowohl die Angestellten als auch die Insassen zum Leben zu erwecken, dass es mich beim Lesen einfach nur gefesselt hat. Ich habe gelacht, Beklemmung empfunden und über viele tiefgründige Themen gegrübelt. Einerseits sind so manche „Spleens“ der Patienten liebenswert -einer ist mir besonders ans Herz gewachsen-, und stellenweise sogar amüsant. Manche Themen haben mich an meine Zeit im Altersheim erinnert, vermutlich haben viele von uns die ein oder andere Assoziation beim Lesen.
Andererseits vergisst man im im Laufe der Geschichte doch nie, wo man sich befindet, dass es sich zumeist um wirklich schlimme Krankheiten mit schwerwiegenden Folgen für die Menschen handelt und dass es eigentlich eben doch nicht wirklich so witzig ist. Es wird einem mal wieder bewusst, was für eine Faszination die Themen Psyche/Gehirn auslösen können, zumindest bei mir. Unfassbar, was es alles gibt… Was da über den Leser an emotionaler Achterbahn hereinbricht, hat es echt in sich und hat mir richtig gut gefallen.

Vor allem mag ich auch die ethischen Grauzonen, in denen man sich immer wieder findet. Stellt euch zum Beispiel vor, jemand würde dauerhaft neben euch stehen und durchgehend, pausenlos die selben fünf Worte sagen (ein von mir erdachtes Beispiel) und ihr würdet sehen, wie deswegen jemand nach ein paar Tagen ausrastet und entsprechend pampig wird… Einerseits ist es natürlich absolut inakzeptabel und unangemessen auszurasten, andererseits ist es doch aber auch ein Stück weit menschlich. Oder??? Darüber darf sich beim Lesen gerne jeder selbst eine Meinung bilden, ich behalte meine für mich 😉
Ich kann nur sagen, dass ich nach wie vor einen immens großen Respekt vor Menschen habe, die sich beruflich im Pflegesektor bewegen und dies aus Überzeugung tun – ihr seid toll!

Am allermeisten mochte ich jedoch den Stil, den der Autor für das Ganze gewählt hat. Er zeichnet ein ehrliches und echtes Bild, das für mich nicht nur hervorragend passt, sondern für meinen Geschmack als einziges! Er beschreibt das Leben, wie es ist, inkl. Fäkalien, Genitalien und „Stroh in der Ecke“ – ich habe das wirklich genossen und viel geschmunzelt. Aber auch traurigere und ernstere Themen wie Gewalt, Brutalität, usw. begleiten uns auf Marcs Versuch, den Alltag in der Psychiatrie zu meistern und seinen alten Job zurück zu bekommen.

Trotz ein, zwei loser Enden, die mich persönlich auf Grund von diesem gelungenen Leseerlebnis nicht die Bohne gestört haben und auch unsinnig, wenn nicht gar unmöglich zu lösen wären, bin ich absolut verliebt in dieses Buch!
Warmherzig, beeindruckend und authentisch, ein absolutes Must Read. Danke Christian, das wird nicht mein letztes Buch von dir gewesen sein!

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