[Rezension] Schamlos

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von Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz

Originaltitel: Skamløs
Originalverlag: Gyldendal Norsk Forlag AS, Oslo 2017
Aus dem Norwegischen Maike Dörries

Erscheinungstermin: 11. Februar 2019
Gebunden mit Umschlagbanderole
168 Seiten, ab 12 Jahren

ISBN: 978-3-522-30521-1
€ (D) 15,00 | € (A) 15,50
ebook € 10,99

Verlag/Quelle für Bild und Klappentext: Gabriel

Zitate: 

Lässt man sich das Wort auf der Zunge zergehen und überlegt, was es eigentlich bedeutet, bekommt es etwas Befreiendes: Schamlos. Frei von Scham. Seite 7

Das, was sich in allem wiederholt, ist, dass ich als ich nicht genüge. Seite 11

Klappentext:

„Für Mädchen ab 12 Jahren. Und für alle Interessierten und Toleranten, die sich mit anderen Kulturen beschäftigen wollen.

Drei junge Frauen – Muslimas, Bloggerinnen, Feministinnen – beziehen Position: Wie fühlt es sich an, ständig zwischen den Erwartungen ihrer Familien, ihrer kulturellen Identität und ihrem Selbstverständnis, als Jugendliche in einem westlichen Land zu leben, hin- und hergerissen zu sein? Sie haben Diskussionen angeregt, Tabu-Themen öffentlich gemacht und zahlreiche sehr persönliche Geschichten gesammelt. Dabei ist ein bemerkenswertes Buch entstanden, ein mutiges Buch.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft!“

Meinung:

Drei Bloggerinnen, Feministinnen aber auch Muslima haben sich zusammengetan und ein doch sehr offenes Buch geschrieben.
„Passt nicht“ denkt ihr? Stimmt wohl auch. Zumindest theoretisch. Praktisch verhält es sich eher so, dass die drei Frauen zwar komplett unterschiedliche Charaktere aufweisen, aber auch eine Sache absolut nicht wollen – nämlich die Verurteilung ihrer Religion oder die Loslösung von ihren Familien.
Viele denken, dass „Schamlos“ vermutlich die für eher westliche Menschen schlimmen Dinge wie Ehrenmorde, Genitalverstümmelung, Zwangsehen und Jungfrauenprobe thematisiert, das ist jedoch eher bedingt so.
Nein, es geht auch um die kleinen Dinge, die sogenannte „negative soziale Kontrolle“. Um Menschen, die muslimischen Frauen vermitteln, dass sie Schande über ihre Familie bringen, wenn sie ihre Meinung kundtun, man ihren Hals sehen kann oder sie in der Öffentlichkeit eine Banane essen.
Darum, dass Frauen, die nicht jungfräulich in die Ehe gehen, nichts wert sind und Gewalt in der Ehe normal sei… Glaubt mir wenn ich euch sage, dass manche Stellen im Buch dermaßen wütend machen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt!

Ich bewundere diese Frauen für das was sie tun und das aus vielen Gründen.
Zum einen, weil sie den Mut haben, für andere einzustehen. Jede, die eine Geschichte zu erzählen hat, kann dies tun und sie werden für sie da sein, in jeder benötigten Form. Selbst wenn die Quelle anonym bleiben will, verwenden sie diese Geschichten um wachzurütteln, aufzuklären und so vielleicht eine Besserung herbeizuführen.
Zum anderen, weil man ihre eigene Entwicklung nachvollziehen kann sowie die Tatsache, dass sie erst in die Frauen hineinwachsen mussten, die sie heute sind. Besonders tragisch ist dieser Punkt für mich, wenn ich dann lesen muss, dass man zwar versucht aus alten Mustern auszubrechen, man WEIß, dass man sich für bestimmte Dinge nicht schämen muss, aber sich dennoch bis heute nicht traut, einen Bikini zu tragen, weil die eingebläute Scham doch so tief sitzt… Oder einfach auch gar nicht schwimmen kann, weil der Schwimmunterricht komplett bekleidet eher noch mehr Scham und Isolation hervorruft als sowieso schon…
Aber am meisten bewundere ich sie, weil sie ein Leben zwischen den Stühlen führen – und dies bewusst gewählt haben. Während andere Muslime sie als schamlos, Nestbeschmutzer oder ähnliches sehen, stempeln andere sie als Wichtigtuer ab und begegnen ihnen mit Rassismus und Vorurteilen.

Für mich war „Schamlos“ eine bewegende Lektüre, von der ich mir wünsche, dass mehr Menschen sie lesen. Es ist so traurig und schön zu gleich, von den Wünschen und Träumen dieser Frauen zu lesen, die eigentlich nichts anderes wollen, als ein bisschen Toleranz und Akzeptanz. Sie möchten einfach nur Dinge, die für viele von uns alltäglich sind – wie sich selbst einen Mann aussuchen, sich verlieben dürfen, sich nicht verstecken müssen und vor allem das Recht auf eine freie Meinung zu haben. Und das nicht für sich, sondern für alle Frauen.
Ein redegewandtes und intelligentes Buch, das Mut machen soll und hoffentlich auch wird!

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