[Rezension] – Vielleicht passiert ein Wunder

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von Sara Barnard

Originaltitel: A Quiet Kind of Thunder
Originalverlag: Macmillan Children’s Books 2017
Aus dem Englischen von Ilse Layer

Erscheinungstermin: 23. Mai 2018
Hardcover,
416 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-7373-5560-5
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ebook € (D) 14,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer Sauerländer


die Autorin:

Sara Barnard geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England.
Sara Barnards Titel »Wunder, die wir teilen« wurde für die ›Bookseller‹ YA Shortlist und den YA BOOK PRIZE nominiert.

Klappentext:

„Steffi spricht nicht.
Rhys kann nicht hören.
Doch die beiden verstehen einander auch ohne Worte.

Steffi ist so lange still gewesen, dass sie das Gefühl hat, unsichtbar zu sein. Doch dann kommt Rhys an ihre Schule. Er ist gehörlos und schert sich nicht darum, ob jemand redet oder nicht. Steffi und Rhys finden eine ganz besondere Art, miteinander zu kommunizieren. Schnell brauchen sie nicht mehr als einen Blick, um zu wissen, was der jeweils andere gerade fühlt. Durch Rhys lernt Steffi, dass ihre Stimme etwas wert ist, dass sie gehört werden will, Rhys gibt ihr den Mut, wieder zu sprechen. Und dann passiert … ein Wunder.“

Zitat:

„Unauffälligkeit ist meine Tarnung, Schweigen mein Schutzschild. Deshalb bleibe ich stumm.“ Seite 16

Meinung:

Stefanie spricht nicht, obwohl sie theoretisch könnte. Sie ist introvertiert, krankhaft schüchtern und leidet unter einer schweren sozialen Störung. Und zu allem Überfluss ist im neuen Schuljahr auch ihre beste Freundin Tem nicht mehr da, die sie in der Schule immer unterstützt und verstanden hat. Doch dann trifft sie auf den tauben Jungen Rhys, der dort neu ist und niemanden kennt. Na wenn das keine Einleitung für eine gute Geschichte ist, oder?

Schon die Thematik des Buches konnte mich gleich verzaubern. Stummes Mädchen trifft tauben Jungen und zusammen erleuchten sie das Leben des jeweils anderen. Klingt süß, oder? Und es wird noch besser!
Zum einen erleben wir die Geschichte aus Steffis Sicht, was sie unheimlich authentisch werden lässt. Ihre Ängste, Sorgen -inklusive Panikattacken- lassen uns verstehen, wie sie sich fühlt, was sie denkt, was sie mag und was sie überhaupt nicht ausstehen kann. Aber vor allem konfrontiert sie uns mit den Themen Hoffnungen und Wünsche. Zumeist geht es dabei natürlich um Dinge, die für die meisten Menschen ganz selbstverständlich sind, wie z.B. andere Leute nach dem Weg fragen, Small Talk und für „gesunde Menschen“  ähnlich Banales. Aber stellt euch vor, ihr seid ein Kind, verliert eure Eltern und könnt niemanden um Hilfe bitten! Oder ihr seid in der Schule weitestgehend ausgegrenzt, weil ihr in den Augen der anderen ein „Freak“ seid, der noch nicht einmal auf Lehrerfragen antworten oder nach der Toilette fragen kann! Ihr seht, es klingt auf den ersten Blick harmloser, als es tatsächlich ist. Insofern ist Steffis Wunsch nach einem „normalen“ Leben nur menschlich und erweckt ihren Charakter zum Leben. Auch ihr Umfeld trägt einiges dazu bei. Wir erfahren etwas über die unterschiedlichen Arten, wie ihre Familie mit dem Problem umgeht und auch das, führt zu dem ein oder anderen Problem.

Ein weiterer Punkt, der diese Geschichte zu etwas Besonderem macht, ist das hautnahe Miterleben des Kennenlernens von Steffi und Rhys. Ihre Gebärdensprache ist etwas eingerostet und so schleicht sich das ein oder andere Problemchen ein, dass die beiden jedoch mit Bravour meistern. Stellt euch vor, ihr habt das erste Mal Schmetterlinge im Bauch und kommuniziert mit Händen, Zetteln und Chats, wobei man als Leser immer an der Schriftart erkennen kann, welche Form der Kommunikation gerade gewählt wurde. Dementsprechend warmherzig und liebevoll ist das Ganze auch. Zu guter Letzt gewürzt mit einer schönen Prise Humor und Wortwitz, was einem noch mehr das Herz aufgehen lässt. Ich kann es nicht leugnen, ich war bereits nach wenigen Seiten verliebt in die beiden! Sie erschaffen sich ihre eigene Blase, in der sie füreinander da sind und sich gut tun.
Passend zu dem Miteinander ist auch das Tempo der Geschichte gewählt. Wer auf Action und eine rasante Story hofft, wird vermutlich enttäuscht werden. Denn „Vielleicht passiert ein Wunder“ ist vor allem eins: Leise! Wie eben Steffi und Rhys. Leise, schüchtern und warmherzig, haben die beiden mir das Herz aufgehen und mich tief in ihren gemeinsamen Weg versinken lassen.

Und als besonderes Schmankerl werden ein paar Gesten der Gebärdensprache erklärt, also wundert euch nicht, wenn ihr wie ich während des Lesens komische Handbewegungen macht, und euch die Leute um euch herum seltsam anschauen 😉

2 KOMMENTARE

  1. Hallo Jacqueline,
    das klingt nach einem Buch genau nach meinem Geschmack. Alleine die Story klingt nach einer sehr interessanten Protagonistin, nach einer schönen Liebesgeschichte und nach einer Geschichte der etwas anderen Art. Das Special mit der Gebärdensprache ist eine richtig schöne Idee, finde ich. Ich denke ich würde beim Lesen auch die Worte mit den Händen ausprobieren wollen. Ich kann mir direkt vorstellen, wie es dir dabei mit den Blicken deiner Mitmenschen gegangen ist ;o)

    Eine sehr schöne Buchvorstellung <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    • Hallo Tanja,

      es freut mich sehr, wenn ich dich neugierig machen konnte 🙂
      Und ja, das mit der Gebärdensprache fand ich richtig, richtig gut! Hab mir eh schon oft gedacht, dass es toll wäre, sie zu lernen… Vielleicht muss ich mir doch mal einen Kurs suchen oder so.

      Liebe Grüße,
      Jacqueline

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