Wir wollten nichts. Wir wollten alles

5
1932

Wir wollten nichts. Wir wollten alles

von Sanne Munk Jensen & Glenn Ringtved  
Originaltitel: Dig og mig ved daggry 
Originalverlag: Gyldendal Forlag, 2013

Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg 

Erscheinungstermin: Januar 2015 
gebunden, 336 Seiten, 
15,0 x 21,0 cm
ISBN: 978-3789139208 
EUR 16,99 | EUA: € 17,50

Verlag: Oetinger

Charaktere:

Louise war ein Mädchen aus gutem Hause, jedoch hatte das Verhältnis zu ihren Eltern, insbesondere das zu ihrer Mutter Ulla, einen tiefen Knacks. Sie fühlt sich missverstanden und allein.
Sie war eine Einzelgängerin und konnte mit anderen Menschen nicht wirklich viel anfangen. Bis zu dem Tag, an dem sie Liam traf. Für Louise war ab diesem Moment das Leben davor bedeutungslos. Es war Liebe auf den ersten Blick und sie floh mit ihm aus Ihrer Welt.

Liam hatte Visionen. Er liebte Louise und wollte mit ihr ein Leben aufbauen, in dem er ihr alles bieten kann, was sie sich wünschte. Er war zärtlich, liebevoll und wollte sie auf Händen tragen. Erst die nach und nach aufgetretenen Probleme riefen unschönere Wesenszüge an ihm hervor. Doch der Drang Louise zu beschützen, blieb übermächtig.


Meinung:

Die Geschichte beginnt im Leichenschauhaus, wo die beiden mit Handschellen aneinandergekettet liegen und von anderen betrachtet und bewertet werden. Es folgen Vorwürfe zwischen den Eltern, Unverständnis und Beschuldigungen. 
Und die große Frage, wie es soweit kommen konnte. Was als große Liebe begann, endete als Katastrophe, aber warum nur??

Die Art und Weise, mit der uns das Weiterlesen schmackhaft gemacht wird, finde ich sehr gelungen. Man bekommt die brisanten Details nur nach und nach, so nimmt das Buch mehrfach recht unerwartete Wendungen. Auch der Schreibstil, der sich durch kurze, einfach Sätze auszeichnet, liest sich sehr flüssig.

Was mir besonders gut gefällt, ist der Wechseln der Erzählzeitpunkte. Wir bekommen, jeweils im Wechsel, immer einen Teil aus dem Leben der Hinterbliebenen und dann die Geschichte wie es dazu kam, erzählt. Immer aus der Sichtweise von Louise, als wäre sie ein Geist, der die Lebenden nach ihrem Tod beobachtet.


„Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ ist eine Geschichte über Hoffnung und Liebe, aber auch über Verlust, Schmerz und die verschiedenen Arten, damit umzugehen.
So bekommen wir anfangs primär mögliche Arten des Umgangs mit diesem Verlust vor Augen geführt. 


Ulla, Louises Mutter, gibt sich und ihrem Mann Gorm die Schuld, denkt, sie haben sich zu wenig gekümmert und hätten mehr für Louise da sein müssen. Sie weint viel und möchte über ihren Verlust reden. 

Gorm wiederum gibt Ian, Liams Vater, und Liam durch ihren schlechten Einfluss die Schuld. Er denkt, von alleine hätte sich Louise so etwas nie angetan. Ihn nervt die Heulerei von Ulla, viel lieber möchte er herausfinden, was wirklich passiert ist und stürzt sich in seine Recherchen.
Ian hingegen igelt sich ein, trinkt und versteht die Welt nicht mehr. Das geht sehr zu Lasten von Jon, Liams kleinem Bruder.
Ich denke, viele von uns hatten bereits einen schweren Verlust zu betrauern, so werden sich viele mit einer der Vorgehensweisen identifizieren können. Vielleicht kann das Lesen der anderen Charaktere ja eventuell dabei helfen, Menschen besser zu verstehen, die eben anders damit umgehen. 
Trauer an sich ist eine sehr suspekte, vielschichtige Emotion, bei der jeder seinen eigenen Weg finden muss. Ich denke, das ist auch ein Teil der Intention der Autoren, das Nachdenken über unterschiedliche Herangehensweisen.

Eine Geschichte über den Traum von Kindern über ein besseres Leben, die große Liebe und die katastrophalen Auswirkungen einer einzigen dummen Entscheidung. Dies erinnert mich daran, dass, auch wenn es stellenweise abgedroschen klingen mag, es nicht von der Hand zu weisen ist, dass derartige Schicksale auch im wahren Leben existieren. 
Für mich ist „Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ definitiv ein Buch, dass mich nachdenklich zurück und hoffen lässt, dass sich möglichst niemand in einer solchen Situation wiederfinden muss.

mein Fazit: 
                                 4 von 5 Sternen

5 Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein