[Rezension] Summ, wenn du das Lied nicht kennst

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1772

von Bianca Marais

Originaltitel: Hum If You Don’t Know The Words
Originalverlag: G.P. Putnam’s Sons; 2017
Aus dem Englischen von Heike Reissig, Stefanie SchÀfer

Erscheinungstermin: 12. MĂ€rz 2018
Gebundenes Buch, Halbleinen,
512 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

ISBN: 978-3-336-54794-4
€ 23,00 [D] | € 23,70 [A] | CHF 32,50*
(* empfohlener Verkaufspreis)

Verlag und Quelle fĂŒr Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Wunderraum


die Autorin:

Bianca Marais hat an der UniversitĂ€t von Toronto Creative Writing studiert. Bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, hatte sie ein Weiterbildungsunternehmen gegrĂŒndet und spĂ€ter als freiwillige Helferin bei Cotlands gearbeitet, einer gemeinnĂŒtzigen sĂŒdafrikanischen Kinderhilfsorganisation, fĂŒr die sie an Hilfsmaßnahmen fĂŒr Aids-Waisen in Soweto teilnahm. Bianca Marais ist in SĂŒdafrika geboren und aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Mann in Toronto.

Klappentext:

„SĂŒdafrika 1976. Die neunjĂ€hrige Robin wĂ€chst behĂŒtet in einem Vorort von Johannesburg auf. In derselben Nation, aber Welten von Robin getrennt, lebt Beauty Mbali, eine verwitwete Xhosa-Frau, die sich allein um ihre Kinder kĂŒmmert. Als Robins Eltern getötet werden und zur selben Zeit Beauty in den Wirren des SchĂŒleraufstands von Soweto nach ihrer Tochter sucht, fĂŒhrt das Schicksal diese zwei Menschen zusammen, deren Wege sich sonst nie gekreuzt hĂ€tten. Bei Beauty findet Robin Geborgenheit, und es entspinnt sich eine innige Beziehung zwischen den beiden. Doch Robin fĂŒrchtet, Beauty wieder zu verlieren, sobald diese ihre Tochter findet. Verzweifelt trifft das MĂ€dchen eine folgenschwere Entscheidung …“

Zitate: 

„Ich habe das schon viele Male zuvor gehört, diese Feststellung, ich sei keine von ihnen, obwohl ich genauso schwarz, arm und unterdrĂŒckt bin wie der Rest meines Volkes.“ Seite 39

„Nachdem sie sicher ist, dass ich meinen Platz kenne, lĂ€chelt sie und winkt mir mit der freien Hand zu. Ich zwinge mich dazu, ebenfalls zu lĂ€cheln und zurĂŒckzuwinken.“ Seite 43

„Sie erblickt nun einen besseren Ort, einen, in dem singende Stimmen nicht mit Kugeln begrĂŒĂŸt werden, eine Welt, in der unschuldige Kinder nicht ermordet werden, weil ihre Haut eine Farbe hat, die weiße Leute abstoßend finden.“ Seite 55

Meinung:

SĂŒdafrika, 1976. Ausgelöst durch den Studentenaufstand, nehmen zwei tragische Schicksale ihren Lauf.
Die 9-jĂ€hrige Robin verliert ihre Eltern, und die 49-jĂ€hrige Beauty muss ihre Söhne zurĂŒcklassen um ihre Tochter zu suchen. So grundverschieden die beiden auch sein mögen, ein weißes MĂ€dchen aus einem mittelstĂ€ndischen Haus und die schwarze ehemalige Lehrerin – das Schicksal fĂŒhrt sie zusammen. Und das, obwohl keine der beiden sich eigentlich darauf einlassen dĂŒrfte.
Schon immer habe ich ein Faible fĂŒr Geschichten ĂŒber Diskriminierung und Vorurteile. Jedoch geht die Thematik in diesem Fall sogar noch tiefer als nur ĂŒber Apartheid. Bianca Marais beschĂ€ftigt sich -und somit uns Leser- ebenso mit Antisemitismus und Homophobie. An sich ist jedes fĂŒr sich bereits ein sehr ernstes und trauriges Thema, indem sie uns diese jedoch durch die beiden Protagonistinnen erleben lĂ€sst, verleiht sie diesen zusĂ€tzliche IntensitĂ€t.
Dadurch, dass das Geschehen im Wechsel zwischen den beiden, jeweils aus der Ich-Perspektive erzĂ€hlt, bekommt dieser extreme und emotionale Grundtenor, etwas lebendiges, das mich mehrmals schlucken ließ und mir die TrĂ€nen in die Augen trieb.
Ich weiß nicht, wie es euch mit diesen Themen geht, aber mich machen sie einfach nur traurig und wĂŒtend! Obwohl ich schon lange Geschichten und Schicksale in diesem Bereich lese, bin ich dennoch immer wieder fassungslos ĂŒber eine derartige Intoleranz und Ungerechtigkeit. Ich glaube spĂ€testens nach dem Film „the Help“, war meine Leidenschaft dafĂŒr endgĂŒltig geweckt. Kennt ihr nicht? Na dann schleunigstens nachholen 😉
Wie bereits erwĂ€hnt, verleiht die Tiefe der Charaktere dem Ganzen noch zusĂ€tzliche SchĂ€rfe, da ich durch diese durchgehend mit ihnen mitgefiebert habe. Das kleine entwurzelte MĂ€dchen und die schon allein durchs Leben gedemĂŒtigte Frau ließen mir das Herz aufgehen. Vor allem, da die Autorin ihnen -gleichzeitig zu dem trostlosen Hintergrund- eine schöne Portion Humor mit auf den Weg gibt, denn diese wird dringend benötigt um das Ganze etwas aufzuhellen.
Zumal das ganze Ausmaß dieses „Martyriums“ sehr bildhaft und detailliert dargestellt wird.

Ein weiterer Aspekt, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat, ist das Thema „Glaube“. Ich komme immer wieder ins GrĂŒbeln, wie sich Menschen, die so viel Leid erfahren mĂŒssen, einen derart unerschĂŒtterlichen Glauben an Gott bewahren können… Hier habe ich mich mehrfach beim GrĂŒbeln erwischt, ich bin gespannt, wie es euch ergehen wird.

Einzig, den letzten Teil der Geschichte, hĂ€tte ich mir anders gewĂŒnscht. Da sind Robins Ideen und Handlungsweisen fĂŒr meinen Geschmack etwas zu weit hergeholt und ĂŒbertrieben, wobei ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehe, wieso die Autorin das so gewĂ€hlt hat. Ich fĂŒr meinen Teil hatte den anfĂ€nglichen Stil bevorzugt.

FĂŒr mich ist „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ eine wirklich bewegendes Buch, das mich sowohl emotional, als auch beeinflusst durch tatsĂ€chliche Ereignisse, sehr fasziniert hat. Eine Geschichte ĂŒber Diskriminierung, Hass und Vorurteile, aber auch ĂŒber Freundschaft, Mut und bedingungslose Liebe.

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1 Kommentar

  1. Hallo!
    Ich mochte das Buch auch sehr und auch "Gute Geister/The Help". Es macht einem immer wieder sprachlos, wenn man auch noch die Jahreszahlen dazu sieht!
    Liebe GrĂŒĂŸe
    Martina von Martinas Buchwelten

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