[Rezension] Summ, wenn du das Lied nicht kennst

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1605

von Bianca Marais

Originaltitel: Hum If You Don’t Know The Words
Originalverlag: G.P. Putnam’s Sons; 2017
Aus dem Englischen von Heike Reissig, Stefanie Schäfer

Erscheinungstermin: 12. März 2018
Gebundenes Buch, Halbleinen,
512 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

ISBN: 978-3-336-54794-4
€ 23,00 [D] | € 23,70 [A] | CHF 32,50*
(* empfohlener Verkaufspreis)

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Wunderraum


die Autorin:

Bianca Marais hat an der Universität von Toronto Creative Writing studiert. Bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, hatte sie ein Weiterbildungsunternehmen gegründet und später als freiwillige Helferin bei Cotlands gearbeitet, einer gemeinnützigen südafrikanischen Kinderhilfsorganisation, für die sie an Hilfsmaßnahmen für Aids-Waisen in Soweto teilnahm. Bianca Marais ist in Südafrika geboren und aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Mann in Toronto.

Klappentext:

„Südafrika 1976. Die neunjährige Robin wächst behütet in einem Vorort von Johannesburg auf. In derselben Nation, aber Welten von Robin getrennt, lebt Beauty Mbali, eine verwitwete Xhosa-Frau, die sich allein um ihre Kinder kümmert. Als Robins Eltern getötet werden und zur selben Zeit Beauty in den Wirren des Schüleraufstands von Soweto nach ihrer Tochter sucht, führt das Schicksal diese zwei Menschen zusammen, deren Wege sich sonst nie gekreuzt hätten. Bei Beauty findet Robin Geborgenheit, und es entspinnt sich eine innige Beziehung zwischen den beiden. Doch Robin fürchtet, Beauty wieder zu verlieren, sobald diese ihre Tochter findet. Verzweifelt trifft das Mädchen eine folgenschwere Entscheidung …“

Zitate: 

„Ich habe das schon viele Male zuvor gehört, diese Feststellung, ich sei keine von ihnen, obwohl ich genauso schwarz, arm und unterdrückt bin wie der Rest meines Volkes.“ Seite 39

„Nachdem sie sicher ist, dass ich meinen Platz kenne, lächelt sie und winkt mir mit der freien Hand zu. Ich zwinge mich dazu, ebenfalls zu lächeln und zurückzuwinken.“ Seite 43

„Sie erblickt nun einen besseren Ort, einen, in dem singende Stimmen nicht mit Kugeln begrüßt werden, eine Welt, in der unschuldige Kinder nicht ermordet werden, weil ihre Haut eine Farbe hat, die weiße Leute abstoßend finden.“ Seite 55

Meinung:

Südafrika, 1976. Ausgelöst durch den Studentenaufstand, nehmen zwei tragische Schicksale ihren Lauf.
Die 9-jährige Robin verliert ihre Eltern, und die 49-jährige Beauty muss ihre Söhne zurücklassen um ihre Tochter zu suchen. So grundverschieden die beiden auch sein mögen, ein weißes Mädchen aus einem mittelständischen Haus und die schwarze ehemalige Lehrerin – das Schicksal führt sie zusammen. Und das, obwohl keine der beiden sich eigentlich darauf einlassen dürfte.
Schon immer habe ich ein Faible für Geschichten über Diskriminierung und Vorurteile. Jedoch geht die Thematik in diesem Fall sogar noch tiefer als nur über Apartheid. Bianca Marais beschäftigt sich -und somit uns Leser- ebenso mit Antisemitismus und Homophobie. An sich ist jedes für sich bereits ein sehr ernstes und trauriges Thema, indem sie uns diese jedoch durch die beiden Protagonistinnen erleben lässt, verleiht sie diesen zusätzliche Intensität.
Dadurch, dass das Geschehen im Wechsel zwischen den beiden, jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt, bekommt dieser extreme und emotionale Grundtenor, etwas lebendiges, das mich mehrmals schlucken ließ und mir die Tränen in die Augen trieb.
Ich weiß nicht, wie es euch mit diesen Themen geht, aber mich machen sie einfach nur traurig und wütend! Obwohl ich schon lange Geschichten und Schicksale in diesem Bereich lese, bin ich dennoch immer wieder fassungslos über eine derartige Intoleranz und Ungerechtigkeit. Ich glaube spätestens nach dem Film „the Help“, war meine Leidenschaft dafür endgültig geweckt. Kennt ihr nicht? Na dann schleunigstens nachholen 😉
Wie bereits erwähnt, verleiht die Tiefe der Charaktere dem Ganzen noch zusätzliche Schärfe, da ich durch diese durchgehend mit ihnen mitgefiebert habe. Das kleine entwurzelte Mädchen und die schon allein durchs Leben gedemütigte Frau ließen mir das Herz aufgehen. Vor allem, da die Autorin ihnen -gleichzeitig zu dem trostlosen Hintergrund- eine schöne Portion Humor mit auf den Weg gibt, denn diese wird dringend benötigt um das Ganze etwas aufzuhellen.
Zumal das ganze Ausmaß dieses „Martyriums“ sehr bildhaft und detailliert dargestellt wird.

Ein weiterer Aspekt, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat, ist das Thema „Glaube“. Ich komme immer wieder ins Grübeln, wie sich Menschen, die so viel Leid erfahren müssen, einen derart unerschütterlichen Glauben an Gott bewahren können… Hier habe ich mich mehrfach beim Grübeln erwischt, ich bin gespannt, wie es euch ergehen wird.

Einzig, den letzten Teil der Geschichte, hätte ich mir anders gewünscht. Da sind Robins Ideen und Handlungsweisen für meinen Geschmack etwas zu weit hergeholt und übertrieben, wobei ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehe, wieso die Autorin das so gewählt hat. Ich für meinen Teil hatte den anfänglichen Stil bevorzugt.

Für mich ist „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ eine wirklich bewegendes Buch, das mich sowohl emotional, als auch beeinflusst durch tatsächliche Ereignisse, sehr fasziniert hat. Eine Geschichte über Diskriminierung, Hass und Vorurteile, aber auch über Freundschaft, Mut und bedingungslose Liebe.

1 KOMMENTAR

  1. Hallo!
    Ich mochte das Buch auch sehr und auch "Gute Geister/The Help". Es macht einem immer wieder sprachlos, wenn man auch noch die Jahreszahlen dazu sieht!
    Liebe Grüße
    Martina von Martinas Buchwelten

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