[Rezension] Die letzte Erkenntnis

Quelle: Amazon

Die letzte Erkenntnis 

von Bernadette Calonego   

Erscheinungstermin: 17. Oktober 2017 

Taschenbuch, 18,6×12,6cm
396 Seiten, 
ISBN: 978-1542048521


D: 9,99 €  
ebook D: 3,49 

Verlag: Amazon – Edition M

Die Autorin: 

Bernadette Calonego wurde in der Schweiz geboren und wuchs am Vierwaldstättersee auf. Bereits im Alter von elf Jahren veröffentlichte sie ihre erste Geschichte, ein Märchen, in einer Schweizer Zeitung. Nach dem Studium an der Universität Freiburg unterrichtete sie zuerst in England und der Schweiz, später arbeitete sie als Journalistin für die Agentur Reuters und als Auslandskorrespondentin einiger renommierter Zeitungen, wie der Süddeutschen Zeitung. Nach dem Umzug nach Kanada startete sie ihre Karriere als Schriftstellerin und hat seitdem neben Texten in Vogue, GEO und dem SZ-Magazin bereits vier Romane veröffentlicht. Sie lebt in der Nähe von Vancouver.
Mehr über die Autorin können Sie auf www.bernadettecalonego.com erfahren.



Klappentext: 

Auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders stößt der kanadische Regisseur Lester Debuisson auf die Fälle von drei führenden Wissenschaftlern, die scheinbar zufällig im selben Jahr in ihren Heimatländern Schweiz, Deutschland und Italien ums Leben kamen. Er macht sich heimlich nach Europa auf, in der Hoffnung, die Zusammenhänge zwischen den Todesfällen aufzuklären. Bald erkennt er, dass er es mit mächtigen Gegnern zu tun hat.

Tia Brekmann reist auf eine kanadische Pferderanch und will dort mit ihrem Freund Urlaub machen. Sie ist auf der Flucht vor einem Trauma: Ihr Vater war einer der Wissenschaftler und wurde in ihrer Anwesenheit vor ihrer Haustür kaltblütig niedergeschossen. Statt der erhofften Erholung wird sie in verstörende Ereignisse im Umfeld der Ranch hineingezogen, und plötzlich werden die Mörder ihres Vaters auf sie aufmerksam … 

Zitate:

„Ihr Puls raste. Sie war keine Kämpferin, sie war ein Fluchttier wie Swansong. Flucht war ihre einzige Rettung.“ Seite 204

Meinung:

Vier Jahre nach dem dem Mord an seinem Bruder, geraten Lester Dokumente in die Finger, die ihn dazu ermuntern, noch einmal ganz neue Nachforschungen anzustellen. 
Währenddessen macht Tia Urlaub auf einer abgelegenen Ranch in Kanada. Klingt harmlos? Ja, sollte es wohl sein. Doch der Schein trügt, und schon bald schweben die beiden in Gefahren, die sie nicht hatten kommen sehen…


Dies war mein erstes Buch der Autorin, dementsprechend gespannt war ich auf das, was mich erwartete.


Wir erleben die Geschichte der beiden Protagonisten im Wechsel, jedes Kapitel aus der Sicht des jeweils anderen. Hierbei hat sich die Autorin viel Mühe gegeben es zu ermöglichen, uns in die Charaktere einzufühlen. Wir erfahren viel über die persönlichen Gedanken, Ängste und Beweggründe der Beiden. In Kombination mit kleinen Minicliffhangern an den Kapitelenden erschafft sie so eine solide Grundspannung, die sich über die gesamte Geschichte aufrecht hält. 
Ok, an ein paar Stellen holt sie mir etwas zu weit aus, und auch so manche Thematik bekommen wir mehrfach erklärt -nämlich jedes Mal, wenn einer der Charaktere sich mit jemand anderem unterhält, der noch nicht ganz im Bilde war-, aber dennoch habe ich den weiteren Verlauf durchgehend interessiert verfolgt. 
Bernadette Calonegos Ideenreichtum und Kreativität, was falsche Spuren und unerwartete Zusammenhänge betrifft, haben mir sehr gut gefallen und mich auch einige Male in die Falle tappen lassen. 
Jedoch muss ich auch zugeben, dass ich trotz der „soliden Grundspannung“ eine andere Klassifizierung des Buches gewählt hätte. Versteht mich nicht falsch, es ist definitiv interessant und gut geschrieben, aber ich persönlich würde es -auf Grund des Erzähltempos, des Verlaufs und der Geschehnisse- vermutlich eher in die Krimisparte stecken. Da wäre es für meine Begriffe etwas besser aufgehoben 😉


Auch das Überthema dieses Thrillers -Wissenschaft kontra Religion- hat mir sehr gut gefallen, aber auf Grund der bereits erwähnten Wiederholungen, erfährt man ab einem bestimmten Punkt nichts wirklich Neues mehr. Mir hätte es besser gefallen, wenn bestimmte Aspekte vielleicht verzögerter erwähnt worden wären. Ich denke, dass man aus einem derart komplexen Thema etwas mehr hätte herausholen können. 


Auch beim Schreibstil bin ich etwas zwiegespalten. Obwohl sich die Geschichte weitestgehend eingängig liest, sind mir des Öfteren kleine Ausdrücke ins Auge gesprungen, die ich etwas umgangssprachlich empfand. Ich glaube nicht, dass sie per se falsch waren, nur vielleicht etwas aus der Mode? Keine Ahnung. „Ereignisse überstürzten sich“, man „wischt einen Sachverhalt unter den Tisch“… Ich würde aus dem Bauch heraus eher zu „überschlagen“ und „kehren“ tendieren 😉 
Aber wie gesagt, diese Dinge sind eigentlich nicht schlimm, jedoch hat es mich in Summe gegen Ende des Buches dann doch zunehmend irritiert.


Alles in allem war „Die letzte Erkenntnis“ für mich interessant und unterhaltsam, eine angenehme Lektüre für Zwischendurch.
  
mein Fazit: 
                                 3 von 5 Sternen


[Rezension] Was uns ganz macht

Quelle: Oetinger

Was uns ganz macht 

von Kendra Fortmeyer  

Originaltitel: Hole in the Middle
Originalverlag: Atom, London
Übersetzt von Fabienne Pfeiffer

Erscheinungstermin: 25. September 2017 

Hardcover, 13,4×20,3cm
336 Seiten, ab 14 Jahren, 
ISBN: 978-3-7891-0845-7


D: 18,99 € | A: 19,60  
ebook D & A: 14,99 

Verlag: Oetinger
Klappentext:

Für die Liebe musst du nicht perfekt sein! Morgan hat ein Geheimnis. Sie ist anders als die anderen und das hat sie siebzehn Jahre für sich behalten. Eines Tages beschließt sie, sich nicht länger zu verstecken und wird unfreiwillig zum Internetstar. Die Medien reißen sich um das vermeintlich unperfekte Mädchen. Im Krankenhaus lernt sie kurz darauf Howie kennen, der buchtäblich ihr perfektes Gegenstück ist. Sie könnten sich gegenseitig heilen, aber können sie sich gegenseitig auch ganz machen?


Einfühlsames Plädoyer wider Perfektionismus und Schönheitswahn. 


Zitate:

„Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wenn ich vor Nadeln Angst hätte, wäre das so, als würde sich ein Ertrinkender vor dem Rettungsboot fürchten.“ Seite 14

„Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Was soll ich mit einem Mann anfangen, der mich nicht lieben kann, weil ich kaputt bin? Versuchen, weniger kaputt zu sein?“ Seite 21 

Mein Geheimnis ist raus.
Und jetzt meint die ganze hässliche, beängstigende Welt, sie hätte das Recht, reinzukommen.“ Seite 65 

Meinung:

Morgan hat ein Geheimnis. Sagen wir mal so… Ihr Körper weist ein Defizit auf, das es ihr unmöglich macht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die andere Teenager so tun. Schwimmen gehen, Parties, Sport… Egal was sie unternehmen könnte, die Gefahr, dass ihr Geheimnis entdeckt werden könnte, ist einfach zu groß. So bleibt sie meist für sich und abgesehen von ihrer Mutter, ihren Ärzten sowie ihrer besten Freundin Caro, weiß niemand, was mit ihr los ist. Bis sie eines Abends beschließt, einfach nur ein Mädchen zu sein und Tanzen zu gehen… Von jetzt auf gleich ist sie berühmt und die Folgen sind verheerend!


Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, war meine Neugier sofort geweckt. Zum einen wollte ich natürlich wissen, um was für ein Defizit es sich handelt, zum anderen ist das Thema soziale Medien heutzutage immer extrem heiß. Man bekommt ja so einiges mit. Leider auch die Tatsache, dass wirklich jeder seinen Senf dazugeben kann und dies nicht immer auf einer sachlichen Ebene geschieht. Ich empfinde das an sich schon sehr traurig, aber was Morgan in diesem Bereich mitmachen muss, lässt den Leser stellenweise empört nach Luft schnappen. Klar, ist es „nur“ ein Buch! Aber ich glaube mittlerweile weiß jeder, wie schnell so eine öffentliche Diskussion in einen regelrechten Shitstorm ausarten kann und die Vorstellung, dass man selbst oder gar seine Kinder davon betroffen sein könnten… Das macht mir echt eine Gänsehaut!
Aber nicht nur das Thema macht die Geschichte sehr emotional, sondern auch Morgan selbst. Wir erleben alles durch ihre Augen, und obwohl sie ein starker Charakter ist, merkt man doch immer wieder, dass diese Stärke nur aus der Not heraus geboren wurde. 
Sie führt ein Leben voller Entbehrungen, rennt von Arzttermin zu Arzttermin und ihr Elternhaus ist auch alles andere als perfekt. Durch die vielen emotionalen Aspekte, mit denen der Leser konfrontiert wird, kann man eigentlich gar nicht anders als mit ihr mitzufiebern und zu mitzuleiden. Ihr mentaler Schmerz und ihre Verzweiflung sind nahezu spürbar!


„Was uns ganz macht“ lebt von Kontrasten. Morgan hat eine Mutter, die als perfekt gilt und überall im Mittelpunkt steht, wohingegen sie, auf Grund ihrer Unvollkommenheit, still und leise immer den Schatten vorgezogen hat. Ihr Leben schwankt zwischen Absonderung/Alleinsein, und der Hoffnung auf ein normales Leben, mit allem, was dazu gehört (Freunde, Liebe…). Und auch ihr „Comingout“ ist eine Mischung aus Erleichterung, da sie sich nicht mehr verstecken muss und Verschlimmerung, weil die Welt sie nicht in Ruhe lässt -und das definitiv nicht auf die gute Art.


Morgans Geschichte ist sowohl traurig als auch warmherzig, was einerseits ihrer Hoffnung und andererseits ihrer besten Freundin Caro -sowie im weiteren Verlauf Howie, ihrem unperfekten Gegenstück-, geschuldet ist. Howie ist einfach nur süß, aber Caro verleiht dem Buch in meinen Augen noch eine ganz andere Komponente. Mit ihrer Unterstützung, ihren Selbsthilfe Post-Its und ihrer herzerwärmenden Art macht sie Mut zum Leben und zur Selbstliebe. Und das nicht nur für Morgan! Denn letztendlich wird vermutlich jeder Leser irgendwann im Laufe der Geschichte sein eigenes „Defizit“ suchen, es auch entdecken und daran erinnert werden, dass es nichts macht, unvollkommen zu sein oder Fehler zu haben. Denn wir sind nicht allein, da niemand wirklich perfekt ist!


Ich könnte mir vorstellen, dass das Ende die Leserschaft ein kleines Stück weit spalten könnte, da es… -mhhh, wie sage ich das jetzt ohne zu spoilern??? Ich nenne es jetzt mal – „mutig“ ist. Ich lasse das mal so stehen, lest selbst! 😉
Mir persönlich hätte es gefallen, wenn es, neben dem Ende, eine Auflösung zu ein paar Nebenhandlungssträngen gegeben hätte. Aber auch ohne diese, ist diese Geschichte absolut lesenswert! 
  
mein Fazit: 
                                 4 von 5 Sternen


[Rezension] Ödland #3 – Die Fabrik am Fluss

Quelle: Lucid Dreams

Ödland #3 – Die Fabrik am Fluss 

von Christoph Zachariae  

Erscheinungstermin: 17. Dezember 2015 

Taschenbuch, 14,0×21,6cm
458 Seiten, 
ISBN: 978-1522803010


D: 15,99 €  
ebook D: 4,99 

Verlag: Lucid Dreams


Klappentext:

In der Fabrik am Fluss trifft Mega ihren Freund Mark aus dem Keller wieder. Der INDU-Pilot hat sich durchgeschlagen und wurde von der Enklave aufgenommen. Was die Beiden nicht ahnen: In den Salzstollen unter dem alten Förderturm lagern unsichtbare Gefahren.


Während sich Mega in Sicherheit glaubt, bricht im Ödland der Winter an. Hagens Männer kämpfen sich durch die ersten Schneestürme. Sie wollen die Fabrik erobern und hier Quartier beziehen. Selbst für Söldner keine leichte Aufgabe, denn vor den Toren wartet das Wolfsrudel.


Mega und Hagen treffen erneut aufeinander und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die junge Frau ist noch nicht am Ziel und die Prüfungen, die sie diesmal zu meistern hat, stellen alles in den Schatten, was sie bisher im Ödland durchmachen musste.


Spannend geht es weiter. Das ÖDLAND bleibt ein Ort voll tödlicher Gefahr und dunkler Romantik. 


ACHTUNG: Für alle, die den vorangegangenen Band noch nicht gelesen haben, enthält diese Rezi logischerweise Spoiler 😉

Zitate:

„So war es bisher immer gewesen. Im Moor und bei Nathan. Im Ödland war nichts umsonst.“ Seite 12

„Angst vor dem Töten war eine Schwäche, für die es im Ödland keinen Platz gab, doch die Stimmung war angespannt genug.“ Seite 28 

„Ein Blick, beeindruckend und erschreckend zugleich. Sie stand auf einem Leuchtturm im Meer der Verwüstung. Verheertes, totes Land so weit das Auge reichte. Asche und Sand, kalte horizontlose Leere.“ Seite 91

Meinung:

Mega hat es geschafft! Zwar knapp und mit Tollwut infiziert, aber sie ist geheilt und lebt! Und das Beste daran: Sie ist dort wo sie hinwollte – in der Fabrik. Doch auch die Tatsache, dass sie dort Mark wiedertrifft, lässt sie ihr ungutes Gefühl, das sie dort beschleicht, nicht verlieren. Etwas stinkt gewaltig, sie weiß nur noch nicht, was…
Und auch Hagen war derweil nicht untätig. Doch aufgeben, nur weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat, kommt natürlich nicht in Frage. Ihr kennt ihn ja. Auch sein Ziel ist die Fabrik, auch wenn nicht alle seiner Söldner diese Entscheidung nachvollziehen können.
Ein weiteres Mal scheint ein Zusammentreffen der beiden vorprogrammiert, ihr dürft gespannt sein!


Ich muss gestehen, dass Band 2 der Reihe schon ein ganzes Weilchen zurückliegt. Nicht, weil mir die Story nicht gefallen hätte, aber irgendwie bin ich einfach nie so recht dazu gekommen. Ihr kennt das ja 😉
Umso erstaunter bin ich über die Tatsache, dass mir die Charaktere noch so präsent waren, auch ohne riesige Rückblicke des Autoren. Bereits nach ein paar Seiten war das Meiste wieder da und das Rüsten für Megas Reise konnte beginnen!
Und die hat es echt wieder in sich! Zum einen wären da die Gefahren, die das Ödland an sich schon mitbringt. Christoph Zachariae schafft es erneut, eine gut durchdachte, in sich stimmige und dadurch sehr beängstigende Welt zu erschaffen. Zerfall, Müll, Hunger, Strahlung, all dies bedroht die Welt, die so kahl, krank und trostlos ist, dass das Überleben an sich schon an ein Wunder grenzt. 
Zum anderen leben darin ja auch noch ein paar Menschen, und gerade an Hagens Gruppe -und einigen anderen- hat man ja bereits gesehen, dass Vertrauen und Überleben oftmals nicht wirklich Hand in Hand gehen. Die Geschichte bringt dem Leser eine gewisse Rast- und Ratlosigkeit, die natürlich Teil jeder Dystopie sein sollte. Wem kann man trauen, welche Zusammenschlüsse lohnen sich, bzw. ist man alleine besser dran? Und vor allem: welche Variante davon bringt eventuell nicht den sicheren Tod? 
Viele geschickte Wendungen, Intrigen und ja, auch so manche Brutalität bringen uns die Hilf- und Hoffnungslosigkeit nahe, die ein solches Szenario mit sich bringen könnte. Sie lassen den Leser des Öfteren grübelnd zurück, denn sie führen einem bildhaft vor Augen, dass  jede falsche Entscheidung gleichzeitig auch die letzte sein könnte. 


Sehr gut hat mir auch der Perspektivenwechsel gefallen. Hauptsächlich lesen wir von Mega und Hagen, aber ab und an dürfen wir auch kurze Besuche bei Leuten wie Mark, Jan, oder -und das hat mir am besten gefallen- im Keller machen. Denn auch da tut sich Einiges und vor allem darauf, wie es Megas alter „Familie“ so ergeht, war ich sehr gespannt! Diese Wechsel verleihen der Geschichte zusätzliche Spannung und schüren die Neugier.


Generell empfand ich „Die Fabrik am Fluss“ als den Besten der bisher erschienenen Teile. Spannend waren sie für mich alle, aber dieser ist einfach noch ein gutes Stück runder und mitreißender als seine Vorgänger. Fast so, als hätte der Autor in seine endgültige Form gefunden. Super!
Viele verwendete Details, wie zum Beispiel die Brutalität der Söldnergruppe, deren Zusammenschluss absolut keine Fehler verzeiht -auch nicht untereinander-, verleihen der Geschichte eine Glaubwürdigkeit und Authentizität, die viel Nachdruck schafft.  
Für mich ist diese Dystopie, mit all ihren Emotionen und Gefahren, Gewalt, Tod, Verrat, Neid, aber auch Hoffnung, Loyalität und einem Fitzelchen Liebe ein gelungenes Stück Endzeit und ich freue mich schon sehr darauf, dass Band 4 wohl bald erscheinen wird!
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen


[Rezension] Der Gesang der Nachtigall

Quelle: Königskinder

Der Gesang der Nachtigall 

von Lucy Strange  

Originaltitel: The Secret of Nightingale Wood
Originalverlag: The Chicken House, 2016
Übersetzt von Nadine Püschel

Erscheinungstermin: 29. September 2017 

Hardcover, 13,9×19,2cm
336 Seiten, ab 14 Jahren, 
ISBN: 978-3-551-56041-4


D: 18,99 € | A: 19,60  
ebook D & A: 12,99 

Verlag: Königskinder
die Autorin: 

Lucy Strange hat nach ihrem Studium als Schauspielerin, Sängerin und Geschichtenerzählerin gearbeitet, bevor sie Lehrerin wurde. Jetzt ist sie Schriftstellerin, hat einen preisgekrönten Blog und schreibt für diverse Magazine. Ihr bereits mehrfach ausgezeichnetes Debüt, Der Gesang der Nachtigall, ist ihr erstes Buch bei den Königskindern.   


Klappentext:

England 1919. Seitdem sie und ihre Familie nach Hope House gezogen sind, ist die zwölfjährige Henry ganz auf sich allein gestellt. Mama ist krank, Vater arbeitet außer Landes und Nanny Jane muss sich um Baby Piglet kümmern. Sich selbst und ihren Büchern überlassen, beginnt Henry, ihre neue Umgebung zu erkunden: das große Haus mit seinem vergessenen Dachboden, das geheimnisvolle Licht, das jenseits des Garten durch die Bäume schimmert, und die geisterhaften Schatten, die niemand außer ihr zu sehen scheint. Und auch niemand außer ihr scheint zu merken, in welcher Gefahr ihre Familie schwebt … 


Zitate:

„Mama war nicht aus dem Haus gekommen, um sich zu verabschieden, doch ich schaute hinauf, als wir uns zur Tür umwandten, und sah einen Schatten an ihrem Schlafzimmerfenster. Zwei weiße Hände waren an die Scheibe gepresst.“ Seite 28

„Sie war ein eigener kleiner Mensch: sauber und neu und mit völliger Ahnungslosigkeit gesegnet, in welche Traurigkeit sie hineingeboren war.“ Seite 76 

„In allen Ecken und Winkeln von Hope House wucherten mittlerweile Geheimnisse. Sie sprossen über Nacht in dicken, weißen Büscheln empor wie Pilze aus dunkler Walderde.“ Seite 104 

Meinung:

Die 12-jährige Henry hat es wirklich nicht leicht im Leben. Seit ihr Bruder vor einem Jahr ums Leben kam, ist nichts mehr wie es war. Obwohl ihre Familie mit ihrem Umzug nach Hope House einen Neuanfang versuchen will, wird es eigentlich eher schlimmer statt besser. Ihre Mutter wird vom Arzt ruhig gestellt und Henry darf sie nicht sehen, ihr Vater geht mehrere Monate auf Geschäftsreise und plötzlich ist auch noch davon die Rede, ihre Mutter einzuweisen und ihre Schwester Piglet zu Pflegeeltern abzugeben. Doch Henry traut weder dem Arzt mit seinen Methoden und Vorgehensweisen, noch seiner reptilähnlichen Frau, die Piglet mitnehmen will. Wie kann sie das alles nur verhindern? Es MUSS doch eine Möglichkeit geben, ihre Familie zu retten???


Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, gedanklich hänge ich noch immer im Buch fest 😀 Das hängt vor allem mit der wirklich gelungenen und bezaubernden Atmosphäre zusammen. 
Wir erleben eine zwar von Grund auf aufgeweckte, neugierige und fröhliche Henry -wie das bei einer 12-jährigen ja auch sein sollte-, aber es hängt beinahe durchgehend ein Schatten über ihr. Die Trauer, die Einsamkeit und vor allem das Ausgeschlossenwerden vom Arzt ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer Nanny Jane setzen ihr schwer zu. Sie fühlt sich hilflos und macht andererseits jedoch alles, um zu helfen. Sie kümmert sich rührend um Baby Piglet und versucht nebenbei noch selbst mit ihrem Verlust fertig zu werden. 
Es ist beklemmend zu lesen wie alleine und machtlos sie die ganze Zeit ist. Und dann entdeckt sie ja auf einem Streifzug durch den Wald noch eine Frau, von der sie sich sicher ist, dass es sich um eine Hexe handelt. Und dennoch zieht es sie immer wieder in ihre Nähe! 
Ab diesem Zeitpunkt geschehen auch noch andere seltsame Sachen, die eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen können! Auch dafür bekommt sie natürlich die Schuld in die Schuhe geschoben… Ihr seht, es gibt einige Geheimnisse zu erforschen 😉


Generell ist mir die kleine Henry sehr schnell ans Herz gewachsen. Nicht nur die oben erwähnten Details ließen mich mit ihr mitfiebern, auch ihre ausgeprägte Fantasie bereitete mir beim Lesen viel Freude. Sie lebt ein Stück weit immer in ihren Märchen, die sie auch unermüdlich liest. Und je mehr sie darin versinkt, desto deutlicher wird dem Leser, dass stellenweise eindeutige Parallelen dazu zu erkennen sind. Auch können wir die Emotionen des Mädchens nahezu spüren, vor allem was die Ohnmacht gegenüber den ganzen Ungerechtigkeiten sowie im Gegenzug die Liebe zu ihrer Familie betrifft (die kleine Piglet ist auch auch zu süß!). Das ist Lucy Strange in meinen Augen sehr gut gelungen! 


Alles in allem ist „Der Gesang der Nachtigall“ eine wundervolle und warmherzige Geschichte über ein kleines verängstigtes Mädchen, das alles daran setzt, seine Familie zu retten. Traurig, hoffnungsvoll, märchenhaft und stellenweise auch gruselig hat mich die Reise der mehr als mutigen Henry komplett in ihren Bann gezogen! 
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen


[Rezension] Flugangst 7A

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Quelle: Droemer Knaur

Flugangst 7A 

von Sebastian Fitzek  

Psychothriller

Erscheinungstermin: 25. Oktober 2017 

Hardcover, 
400 Seiten,  
ISBN: 978-3-426-19921-3


D: 22,99 EUR 
ebook D: 16,99 EUR

Verlag: Droemer HC

der Autor: 

Sebastian Fitzekgeboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seit seinem Debüt „Die Therapie“(2006) ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile werden seine Bücher in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.   


Klappentext:

Es gibt eine tödliche Waffe, die durch jede Kontrolle kommt.
Jeder kann sie ungehindert an Bord eines Flugzeugs bringen.


Ein Nachtflug Buenos Aires-Berlin.
Ein labiler Passagier, der unter Gewaltphantasien leidet.
Und ein Psychiater, der diesen Patienten manipulieren soll, um an Bord eine Katastrophe herbeizuführen.
Sonst verliert er etwas sehr viel Wichtigeres als sein Leben …


Der neue Psychothriller von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek: In der Tradition von PASSAGIER 23 spielt er mit den menschlichen Urängsten des Eingeschlossenseins und der Hilflosigkeit an Bord eines Flugzeugs. 


Zitate:

„Angst, sagte Mats seinen Patienten gerne, war wie eine Boa constrictor, die man sich als Haustier hielt. Man denkt, man habe das wilde Tier gezähmt und könne es sich bedenkenlos um den Hals legen. Doch hin und wieder, ganz ohne Vorwarnung, zieht die Schlange plötzlich zu.“ Seite 38

Es geht immer schneller, etwas kaputt zu machen, als es zu reparieren. Das gilt ganz besonders für die Seele, nicht wahr, Herr Dr. Krüger?“ Seite 95

Meinung:

Nele, eine junge, hochschwangere Frau, wird entführt. 
Ihr Vater Mats, der, um seiner Tochter beizustehen, von Buenos Aires nach Berlin fliegt, wird erpresst und 
seine frühere Kollegin Feli soll helfen herauszufinden, wo Nele versteckt gehalten wird.
Klingt noch nicht spektakulär, denkt ihr? Mitnichten. Denn Nele ist HIV-positiv. Jede Komplikation bei der Geburt könnte ihr Kind infizieren und natürlich setzen just vor der Entführung die Wehen ein. 
Bei Mats ist es auch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, denn er hat nicht nur akute Flugangst, sondern soll auch auf dem Flug nach Berlin einen labilen Passagier so stark triggern, dass dieser die Maschine zum Absturz bringt. Und Feli? 
Ja, Feli wurde von Mats vor vier Jahren sehr verletzt und außerdem soll sie eigentlich heute einen anderen Mann heiraten. Ihr seht, da kommt einiges an Potential auf uns zu!


Ich muss gestehen, dass ich Feuer und Flamme war, als ich hörte, dass der neue Roman von Sebastian Fitzek bald im Regal stehen wird. Aaaaaber… Ja, als ich das Thema gesehen habe, war mir dann zugegebenermaßen doch etwas mulmig. Ich meine, natürlich befinde ich mich definitiv nicht auf dem selben Niveau wie Mats, aber wirklich gerne fliege ich dann auch nicht. Ich hatte auch schon kleine Schweißausbrüche, wegen der ein oder anderen Turbulenz 😉 Insofern hatte ich vor dem Lesen schon ein bisschen Bammel…
Und ich muss zugeben: Zurecht! Denn auch, wenn der Autor immer wieder Statistiken und Tipps einfließen lässt, wie man mit Flugangst umzugehen hat, reicht meist schon deren Erwähnung, um mir flau werden zu lassen…


Wie bereits in anderen Romanen zuvor, schafft es Sebastian Fitzek immer wieder, mit den Ängsten seiner Leser zu spielen. Ob sich das nun in dieser Flugangst, oder in kleinen Details -wie zum Beispiel der Tatsache, dass der Taxifahrer, der Nele gleich entführen wird, sie mit ihrem ungenannten Vornamen anspricht (BITTE???)- wiederfindet, spielt dabei letzten Endes wirklich keine Rolle. Er versteht sich einfach darauf, mit kleinen Ideen, die stellenweise einfach so nebenbei erwähnt werden, eine wirklich beängstige Situation und damit ein wirklich beklemmendes Gefühl beim Leser auszulösen. 
Bei Nele zum Beispiel, versetzte mich der Entführer in wirklich großes Unbehagen. Dem Leser wird recht schnell klar, dass bei ihm definitiv etwas nicht richtig tickt! Im Gegenzug sieht man dann Nele, die sich unter Angst und Schmerzen windet… Ich bekomme gerade schon wieder eine Gänsehaut! 
Aber auch die Storyline um Mats birgt enormes Potential zum Mitfiebern und vor allem zum nachdenklich werden. Fitzek stellt ihn, und damit auch uns, vor ein moralisches Dilemma: über 600 Menschen -und auch sich selbst töten-, oder die eigene Tochter sterben lassen. Früher oder später findet sich eigentlich jeder der Protagonisten in einem Zwiespalt wieder, der mich nicht nur ins Grübeln brachte, sondern mir auch gleichzeitig kleine Schauer über den Rücken rieseln ließ.


Mit seinem gewohnt leichtgängigen Schreibstil hat Sebastian Fitzek es geschafft, mich in seinem Konstrukt voller menschlicher und psychischer Abgründe, durchgehend zu fesseln. Dazu bedient er sich mehrerer Personen, die die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven abwechselnd vorantreiben. So reißt die Neugierde auf das weitere Geschehen niemals ab!
Zu Beginn zwar etwas ruhiger, wird die Story nach und nach immer spannender und bedrückender, um sich dann durch viele, für mich komplett unvorhergesehene Wendungen, in einem großen Countdown und einem gelungenen Finale zu entladen. Für mich ein Fitzek der Extraklasse! 
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen


[Rezension] Nebula Convicto #1 – Der verhangene Rat von London

Quelle: Acabus

Nebula Convicto #1 – Der verhangene Rat von London 

von Torsten Weitze  

ORIGINALAUSGABE


Erscheinungstermin: 07. September 2017 

Paperback, 
408 Seiten,  
ISBN: 9783862825257


D: 16,- EUR 
ebook D: 6,99 EUR

Verlag: Acabus
der Autor: 

Torsten WeitzeJahrgang 1976, ist in Krefeld geboren und  lebt dort auch heute noch. Ursprünglich gelernter Verlagskaufmann zog es ihn nach jahrelangem Leiten einer Pen-und-Paper-Rollenspielrunde unaufhörlich auf die künstlerische Seite des Berufsfeldes. Nun verbringt er seine Freizeit damit, sich neue Welten und Charaktere auszudenken und diesen in seinen Fantasy-Romanen Leben einzuhauchen.
Entspannung findet er beim regelmäßigen Jiu-Jitsu-Training und beim Erlernen der Handhabung traditioneller japanischer Waffen.
Sein Debütroman „Ahren: Der 13. Paladin“ erschien im Februar 2017.   


Klappentext:

Detective Grayson Steel bearbeitet im modernen London die unbequemen Fälle des Scotland Yard. Als er den rätselhaften Tod einer jungen Frau untersucht, stößt er auf Geheimnisse, die normalen Menschen verborgen bleiben.
Er wird in eine Gesellschaft hineingezogen, die verborgen neben der menschlichen Welt existiert; die Nebula Convicto ist durchsetzt von geheimen Räten, magischen Attentaten und Wesen, die eigentlich nur in Fabeln und Mythen existieren sollten. In der magischen Gemeinschaft soll Steel die Rolle eines Sonderermittlers übernehmen und binnen kürzester Zeit ein entführtes Mädchen finden. Rettet er das Kind nicht, bevor ein neuer Anführer der Nebula Convicto gewählt wird, droht die gesamte Welt in einem zweiten Mittelalter zu versinken.
Nur mittels seiner Fähigkeiten als Ermittler und seiner neu entdeckten Kraft, Magie widerstehen zu können, kann sich Steel im Londoner Untergrund zwischen Ghulen, Vampiren und anderen magischen Wesen zurechtfinden. 


Zitate:

„Das erste Lächeln des Tages stahl sich auf sein Gesicht. Dies war eine der ersten Lektionen, die er als Ermittler gelernt hatte; Nimm jedes Lächeln mit, selbst wenn es von den eigenen Witzen stammt. Man weiß nie, wie lange man auf das nächste warten muss.“ Seite 7

„Es hatte schon etwas für sich, wenn einem die eigene Zukunft scheißegal war.“ Seite 15 

Der Arzt hatte unter Protest die Entlassungspapiere unterschrieben und Grayson wurde auf sein Revier gebracht, was in seinen Augen aber gar nicht so schlimm war, da er festgestellt hatte, dass der Kaffee im Krankenhaus eine Katastrophe war.“ Seite 60 

Meinung:

Detective Grayson Steel hat als Sonderermittler der Abteilung Schwerverbrechen in seinem Leben wirklich schon viel gesehen! Und auch, wenn er in der Vergangenheit nicht alle Fälle lösen konnte – genau gesagt sind es sieben ungelöste Fälle, die ihm sein Leben schwer machen – bringt ihn sein neuester Fall doch etwas aus dem Konzept. Es will einfach nichts zusammenpassen und dann sieht er am Tatort im Nebel auch noch eine furchteinflössende Kreatur, die es eigentlich nicht geben kann. Spielt ihm sein Gehirn etwa einen Streich? Und es wird noch geheimnisvoller! Eine Münze, die sich nicht fotografieren lassen will und ein Mann, der behauptet alles erklären zu können, wenn er sich sich ihrer Gesellschaft anschließt. Na wer kann da schon widerstehen??


Bereits auf den ersten Seiten lässt sich erahnen, was den Leser in Puncto Stimmung und Szenario erwarten wird. Und gerade dieser Teil ist es auch, der mir besonders gut gefallen hat. Der Autor lässt uns in eine düstere, graue und kalte Welt eintauchen, die -passend zu den Gefahren, denen wir auf unserer Reise begegnen werden- natürlich genauso ist, wie es bei einer solchen Story sein soll. Ein dunkles, kaltes und nebliges London, das die perfekten Voraussetzungen erfüllt. Denn Grayson Steel sieht sich schon bald in unzähligen gefährlichen Situationen wieder, die ihn von Sackgasse zu Sackgasse und von Kuriosität zu Kuriosität führen. Hierzu wendet Torsten Weitze unheimlich viel Ideenreichtum und Fantasie dafür auf, eine uns komplett fremde und magische Welt zu gestalten. Wobei man klar sagen muss, dass die wenigsten der in ihr befindlichen Wesen, wirklich gut auf auf Grayson Steel zu sprechen sind, und nicht selten wird es für ihn ziemlich ungemütlich! Ob Magier, Ghule, Riesen, Banshees oder aber auch lebendige Wasserspeier, hier gibt es alles, was man sich vorstellen kann und noch mehr! Vor allem die bleiche Garde hat es mir unheimlich angetan, aber dazu werde ich an dieser Stelle nicht mehr verraten 😉


Detective Grayson Steel durchlebt im Laufe der Geschichte eine enorme Veränderung und das nicht nur in einer Hinsicht. Ok, ich gebe zu, dass das eine Einführung in eine mystische Welt eigentlich schon voraussetzt, aber dennoch hat mir sein Wandel sehr gut gefallen. Bisher war er eher ein Einzelgänger, der meistens alleine ermittelt hat, da keiner seiner Partner es lange mit ihm ausgehalten hat. Er ist stur, schnoddrig und naja, rücksichtsvoll ist irgendwie auch anders… Auf der Suche nach Tätern ist er eigentlich immer den direkten Weg gegangen, ohne Rücksicht darauf, ob er jemandem auf die Füsse tritt, oder gar selbst irgendwie ins Visier gerät. Zukünftig wird er sich jedoch mit zwei Dingen auseinandersetzen müssen, die sich für ihn komplett ändern:
1. es werden gänzlich andere Gefahren und Gepflogenheiten auf ihn zukommen (von den meisten hat er zu Beginn unserer Geschichte weder gehört, noch eine Ahnung, wie er dagegen vorgehen kann) und
2. er wird künftig komplett andere Prioritäten setzen müssen, denn sein Leben als rücksichtsloser Einzelgänger ist definitiv vorbei! Ääähm, hatte ich erwähnt, dass er zukünftig ein Team um sich haben wird, in dem alle voneinander abhängig sind? Egal, jetzt wisst ihr es 😀
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das zu der ein oder anderen, nennen wir es „Komplikation“ führt, oder?


Für mich war „Der verhangene Rat von London“ ein gelungener, spannender und vor allem sehr abwechslungsreicher Reihenauftakt voller Magie, mystischen Kreaturen und lauernden Gefahren an jeder Ecke. Ok, den ein oder anderen Schmunzler gab´s natürlich auch, vor allem, wenn Grayson einmal mehr mit dem Thema seiner Hauptdroge konfrontiert wird: Kaffee!!! 
Die Einführung in diese magische Welt, einschließlich seines neuen Teams -seiner Quadriga-, lässt mich auf jeden Fall auf ein baldiges Wiedersehen hoffen. 
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen


[Rezension] Lieber Daddy Long Legs

Quelle: Königskinder

Lieber Daddy Long Legs 

von Jean Webster  

Originaltitel: Daddy-Long-Legs
Originalverlag: The Century Company, 1912
Übersetzt von Ingo Herzke

Erscheinungstermin: 29. September 2017 

Hardcover, 12,0×19,5cm
256 Seiten, ab 14 Jahren, 
ISBN: 978-3-551-56044-5


D: 18,99 € | A: 19,60  
ebook D & A: 12,99 

Verlag: Königskinder
die Autorin: 

Jean Webster, eigentlich Alice Jane Chandler Webster (1876 – 1916), war eine amerikanische Schriftstellerin und Journalistin und eine Nichte von Mark Twain. Sie studiert Englisch und Ökonomie am Vassar College. Ihr berühmtester Roman ist der Briefroman „Daddy-Long-Legs“. Er wurde mehrfach verfilmt, in viele Sprachen übersetzt, und ist seit 1947 in verschiedenen Ausgaben auch auf Deutsch erschienen.   


Klappentext:

Fast 18 Jahre hat Judy Abbott im Waisenhaus gelebt. Wegen ihrer literarischen Begabung wird sie nun von einem geheimnisvollen Wohltäter aufs College geschickt. Der Mann möchte namenlos bleiben, Judy soll ihm aber jeden Monat einen Brief über ihre Fortschritte schreiben. Voller Begeisterung stürzt sich Judy in dieses unbekannte Leben. Mehr als einmal im Monat schreibt sie „Mr Smith“, denn sie hat ja sonst niemanden auf der Welt, mit dem sie ihre Erlebnisse teilen kann. Briefe voller Witz, über Hüte und Literatur, über neue Freundschaften und immer öfter auch über den sympathischen Jervis Pendleton. 


Zitate:

„Jerushas Sorgenfalten lösten sich in einem raschen Lachen auf. Sie hatte von Natur aus ein sonniges Gemüt, und der kleinste Anlass genügte, sie aufzuheitern.“ Seite 11

Lieber Daddy-Long-Legs,ich liebe die Universität, und ich liebe Sie, weil Sie mich studieren lassen – ich bin sehr, sehr glücklich und im Augenblick so aufgeregt, dass ich kaum schlafen kann.“ Seite 24 

Meinung:

Die 17-jährige Jerusha, oder „Judy“, wie sie lieber genannt werden möchte, hat ihr gesamtes Leben im Waisenhaus verbracht. Sie träumt, wie alle Waisen, vom einem Leben außerhalb und ahnt dabei noch nicht, wie bald ihr Traum wahr werden soll. Denn einer der Treuhänder, den sie nur von hinten gesehen und ihn auf Grund seiner Größe zumeist nur „Daddy Long Legs“ nennt, ermöglicht ihr ein Studium an der Universität. Die einzigen Bedingungen hierbei lauten, dass er unbekannt bleiben möchte und dass sie ihm monatlich einen Brief schreiben muss, um ihn über ihre Fortschritte und ihr Leben auf dem Laufenden zu halten. Sollte es wirklich so einfach sein???


Bereits als ich das Cover des Buches in der Vorschau sah, war meine Neugierde mehr als geweckt! Sieht es nicht toll aus? Dabei muss ich zugeben, dass es mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst war, dass es sich hierbei um einen Klassiker handelt. Aber was meint ihr? Ist doch ein sehr ansprechendes neues Gewand, oder?


Die Geschichte über Judys Entwicklung und Erlebnisse, erfahren wir ausschließlich in Briefform, was nicht nur witzig zu lesen ist, sondern gleichzeitig eine große Nähe zu unserer Protagonistin ermöglicht. Wir dürfen ihre kompletten Emotionen aus erster Hand genießen, was für mich fast ein bisschen war, als blättere man in einem Tagebuch. Ich fand diese Art zu schreiben doch sehr intim! Auch wenn Mr. John Smith, wie er der Anonymität wegen genannt werden möchte, wie angekündigt nicht auf ihre Briefe antwortet, lässt Judy es sich nicht nehmen, mehr zu schreiben, als den monatlich verlangten. So bekommen wir alle möglichen Arten von Briefen zu lesen: Eilige, verschnupfte, hoffnungsvolle, euphorische, entmutigte, einsame, liebevolle, dankbare, und, und, und. Ich könnte vermutlich noch viele weitere aufzählen 🙂 
Aber nicht nur Judy´s unterschiedliche Emotionen machen dieses Buch zu etwas Besonderem, manchmal finden sich in ihren Briefen auch Illustrationen, die unheimlich gut zu ihrer Art passen. 
Aber am Besten hat mir ihre Euphorie gefallen. Man kann beim Lesen dieser Briefe spüren, wie sie zum ersten Mal aufblüht, ihr Leben in Freiheit genießt und dabei lernt, was „Leben“ tatsächlich bedeutet. Faszinierend ist hierbei -das geht uns im heutigen Leben dann doch etwas ab-, dass sie Bildung als Privileg empfindet und somit wissbegierig und voller Neugier alles in sich aufsaugt, was es zu erfahren gibt. 


Mir war Judy von Anfang an sympathisch und das nicht nur, weil sie dieses neue Leben ein Stück weit wie ein Kind genießt, sondern auch, weil sie sich im Laufe der Geschichte ständig weiterentwickelt. Diese Entwicklung brachte mir beim Lesen viel Freude, da sie künftig nicht alles einfach hinnimmt, sondern auch versucht, ihren eigenen Weg zu gehen. Vor allem wird sie immer neugieriger, wer ihr Wohltäter eigentlich ist und ich sage euch, MICH würde dieses Unwissen verrückt machen 😀


Für mich ist „Lieber Daddy Long Legs“ eine mehr als gelungene Neuauflage, die mich sehr beeindruckt hat. Mutig, andersartig und voller Leidenschaft. Eben genauso, wie der Name des aktuellen Königskinderprogramms „MUT & LEIDENSCHAFT“ es verspricht! 
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen

[Rezension] Kleine Stadt der großen Träume

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Quelle: Fischer

Kleine Stadt der großen Träume  

von Fredrik Backman  

Originaltitel: Björnstadt
Originalverlag: Piratförlaget, Stockholm, 2016
Übersetzt von Antje Rieck-Blankenburg

Erscheinungstermin: 26. Oktober 2017 

gebunden mit Schutzumschlag, 
512 Seiten,  
ISBN: 978-3-8105-3043-1


D: 19,99 € | A: 20,60  
ebook D & A: 16,99 

Verlag: FISCHER Krüger
der Autor: 

Fredrik Backman, geboren 1981, begann seine Autorenkarriere als einer der populärsten Blogger und Kolumnisten Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård wurde mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die Bestsellerlisten in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern; sein Werk wird in 40 Sprachen übersetzt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.   


Klappentext:

Eine kleine Stadt. Ein großer Traum. Der tief bewegende Roman des einfühlsamen Erzählers aus Schweden, der mit seinen Büchern die »New York Times«- und die »Spiegel«-Bestsellerlisten erobert hat. 


Wer glaubt noch an Björnstadt? Es liegt viel zu weit hinter den dunklen Wäldern im Norden. Doch die Menschen hier halten zusammen. Und sie teilen eine Leidenschaft, die sie wieder mit Stolz erfüllen könnte. Die den Rest der Welt an Björnstadt erinnern könnte. Vielleicht sogar Arbeitsplätze bringen, eine Zukunft. Deshalb liegen alle Träume und Hoffnungen nun auf den Schultern ein paar junger Björnstädter. Noch ahnt keiner in der Stadt, dass sich ihre Gemeinschaft über Nacht für immer verändern wird. 


Zitate:

„Björnstadt ist eine Eishockeystadt, deren Einwohnern man vieles nachsagen kann, aber nicht, dass sie unzuverlässig wären. Wenn man hier wohnt, weiß man, was einen erwartet. Tagein, Tagaus.“ Seite 9

„Das ist das Einzige, was dieser Sport einem abverlangt. Einfach alles, was man hat.“ Seite 16

„Sune ist sich nur nicht mehr so sicher, ob das alles ist, was ein Eishockeyklub hervorbringen sollte: Jungs, die nie verlieren.“ Seite 37

„Sie wurden glücklich, jedenfalls so glücklich, wie eine Familie werden kann, wenn sie eine Trauer in sich trägt, die zu groß ist, um mit der Zeit zu vergehen.“ Seite 89 

Meinung:

Die kleine Stadt Björnstadt hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Kälte, Dunkelheit und steigende Arbeitslosigkeit macht sie nicht gerade zu einem einladenden Wohnort. Das Einzige, was die Gemeinde zusammenhält, ist das Eishockey! Und hierauf beruht auch ihre ganze Geschichte und vor allem, ihre gesamte Hoffnung. 
Wenn… Ja wenn sie doch nur ins Finale kommen und dann auch noch gewinnen könnten! Dann wären mit einem Schlag all ihre Sorgen vergessen. Die Stadt wäre wieder im Fokus und würde dringend benötigte Gelder und Ausbauten bekommen… 
Aber natürlich hat auch jede Stadt seine zusätzlichen Herausforderungen und Geheimnisse, denen sie sich stellen muss. Aber so oder so, das Halbfinale wird kommen 😉


Zu Beginn der Story erfährt der Leser, dass etwas Schreckliches passieren wird. Wie es dazu kam, erzählt uns dann jedoch erst der Rest des Buches 😉
Wir begleiten viele Charaktere durch das Geschehen, aus deren wechselnden Perspektiven wir die ganze Geschichte erzählt bekommen. Aber egal ob Maya, Kevin, Benji, Bobo, Amat, David, Ramona, Peter oder Mira (und ich habe bestimmt jemanden vergessen), jede der Personen hat seine ganz eigenen Gedanken, Gefühle, Ängste und auch traurige Geheimnisse, aus denen das Buch zum Großteil besteht. Es passiert natürlich auch etwas unheimlich Schlimmes, aber dazu möchte ich jetzt noch nicht so viel verraten 😉 


Alles in allem ist die Geschichte um Bjönstadt eher ruhig gehalten, aber Fredrik Backman schafft es, mich dennoch gierig Seite um Seite verschlingen lassen zu wollen. Warum das so ist?
Seit ich dieses Jahr im Urlaub „ein Mann namens Ove“ gelesen habe, war mir klar, dass ich wieder etwas von ihm lesen würde. Denn mit Ove hat er ganz klar mein Herz berührt. Dementsprechend neugierig war ich auch darauf, ob es ihm mit „Kleine Stadt der großen Träume“ wieder gelingen würde. Natürlich ist die Geschichte eine ganz andere, aber auch mit diesem Buch konnte er mich komplett fesseln! 
Seine Art zu schreiben ist einfach ergreifend, denn er schafft es immer wieder -auch mit wenigen Worten-, große Emotionen in mir hervorzurufen. 
Darüber hinaus schreibt Fredrik Backman mit einer faszinierenden Bildhaftigkeit und lässt Informationen sowie Hintergründe erst nach und nach raus, so dass ich quasi GEZWUNGEN war, tief in die Geschichte einzutauchen und immer weiter zu lesen. 😀


Und auch, wenn die Geschichte um Björnstadt und seine Einwohner eher beklemmend und düster ist -nicht nur, dass jede angesprochene Person irgendwelche traurigen Details beinhaltet, auch liegt die gesamte Hoffnung auf den Schultern der Kinder, was definitiv kein leichtes Los ist-, schafft der Autor es doch immer wieder, mich mit Momenten voller Liebe und Humor aus der Trauer ausbrechen zu lassen.
Ich konnte mich oft nicht entscheiden, ob ich nun zornig sein soll, oder lieber weinen möchte! Ob aus Rührung der Trauer, bei Fredrik Backman ist das alles innerhalb weniger Sekunden abwechselnd möglich!


Für mich war „Kleine Stadt der großen Träume“ ein wirklich bewegendes Buch voller Emotionen, menschlicher Abgründe, geplatzten Träumen aber auch Loyalität, Liebe und Freundschaft. 
Diese gelungene Mischung macht diese Geschichte für mich zu einem einnehmenden und vor allem tiefgründigen sowie besonderem Leseerlebnis! 
Irgendwie schafft es der Autor immer wieder, ganz tief in die Köpfe und Herzen der Leser einzudringen. So ist es ihm nicht nur gelungen mich zu berühren, sondern mich -durch die doch sehr ernste Thematik- auch über dunklere Seiten in uns nachdenken zu lassen. 
Und bestimmt werden viele von euch ihr Herz an ein paar der Protagonisten verlieren, denn manche schaffen es wirklich, uns zu überraschen. Auch wenn -oder gerade weil- wir ursprünglich ein ganz anderes Bild von ihnen hatten 😉 Es ist nun mal nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag!
  
mein Fazit: 
                                 5 von 5 Sternen

[Rezension] Café Morelli

Quelle: Königskinder

Café Morelli  

von Giancarlo R. Gemin  

Originaltitel: Sweet Pizza
Originalverlag: Nosy Crow Ltd, London
Übersetzt von Gabriele Haefs

Erscheinungstermin: 29. September 2017 

Hardcover, 15,0×21,0cm
272 Seiten, ab 13 Jahren, 
ISBN: 978-3-551-56043-8


D: 16,99 € | A: 17,50  
ebook D & A: 11,99 

Verlag: Königskinder
der Autor: 

Giancarlo R. Gemin wurde als Sohn italienischer Eltern in Cardiff in Wales geboren. „Milchmädchen“ ist sein erstes Buch und hat schon zahlreiche Preise bekommen. Wenn er nicht schreibt, hört G.R. Gemin gern Musik, von Jimmy Smith bis Giuseppe Verdi. Der Autor lebt in London.   


Klappentext:

Als der vierzehnjährige Joe erfährt, dass das Café seines geliebten Nonno geschlossen werden soll, ist er entsetzt! Und schwört sich, alles zu tun, damit das nicht passiert. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die glorreichen Zeiten des „Morelli“ scheinen vorüber. Zum Glück aber hat Joe nicht nur den italienischen Dickkopf seines Großvaters geerbt, sondern in seiner Cousine Mimi auch eine raffinierte Köchin, die mit ihren großartigen Gerichten die gesamte Straße in Verzückung versetzt. So weht durch das kleine walisische Viertel bald schon ein Hauch Dolce Vita. Und Joe muss feststellen: Familie, Freunde und die beste Pasta der Welt – manchmal braucht es einfach nur die richtigen Zutaten. 


Zitate:

„Er – Joe Davis – war der Erbe des Café Morelli in Bryn Mawr. Wenn es verkauft würde, wäre er nur noch Joe Davis, der in einem Haus wohnte. Das war nicht dasselbe.“ Seite 33

Meinung:

Joe, ein gebürtiger Waliser, würde alles darum geben, wie sein Nonno ein stolzer Italiener zu sein. Zumindest versucht er sich wie einer zu verhalten. Besonders stolz ist er auf das Café Morelli, das sich seit 1929 im Familienbesitz befindet. Doch die Zeiten sind schlecht, das Café läuft nicht gut, und so freundet sich seine Mutter -die aktuelle Besitzerin- so langsam mit dem Gedanken an, es zu verkaufen. Als er dann jedoch seinen Nonno bittet, ihm die Geschichte des Cafés zu erzählen und sich hierbei ungeheuerliche Geschichten aus Zeiten des Kriegs auftun, weiß er, was zu tun ist: Das Café Morelli muss gerettet werden, und zwar um jeden Preis!


Schon als ich den Klappentext zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen muss. Und was meine Erwartungen diesbezüglich betrifft, wurde ich nicht enttäuscht! 


„Café Morelli“ beschreibt Joes Kampf um das Café sowie das Erbe seiner Vorfahren und ist gleichzeitig eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Hierbei erleben wir nicht nur seinen enormen Ehrgeiz und Ideenreichtum, sondern auch ein erstes Verliebtsein. Nun will er natürlich beides, das Café retten und seinen eigenen Belangen nachgehen, was dem Leser die ein oder andere witzige Situation bringt. 
Mit viel Ideenreichtum und einem unkomplizierten Schreibstil nimmt uns Giancarlo Gemin mit – auf eine doch sehr italienische Reise 😉
Besonders ins Auge sticht hierbei der ziemlich starke Kontrast zwischen Dingen wie Liebe, Freundschaft und Humor, im Vergleich zu den Erzählungen des Großvaters, den Krieg und die Internierung seines Vaters betreffend. Er lässt so eine sowohl nachdenklich, traurige Geschichte entstehen, gleichzeitig jedoch ist sie liebevoll und warmherzig. Eine tolle Kombination.


Dennoch war mir eine Annäherung an Joe leider nicht so recht möglich. Lag es an ihm oder an mir? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Fakt ist, dass mir manche Ideen um das Café zu retten, sowie die damit verbundenen Wendungen etwas zu abgehoben und stellenweise unglaubwürdig erschienen. Im gleichen Zug -oder vielleicht wegen der Ideen?- wirkten die Details auf mich dann zu kindlich, als dass ich mich mit ihm hätte identifizieren können. 


Auf Grund der doch eher kindlichen Charaktere und Ideen, würde ich die Geschichte über Joes Kampf um sein Erbe vermutlich eher bei jüngeren Lesern sehen. Ich vermute, dass seine Euphorie diese mehr begeistern kann, als mich. Nichtsdestotrotz empfinde ich „Café Morelli“ als ein sehr warmherziges Buch, das zum Nachdenken anregt und somit definitiv lesenswert ist.
  
mein Fazit: 
                                 3 von 5 Sternen

[Rezension] Born Scared

Quelle: dtv

Born Scared 

von Kevin Brooks  

DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Originaltitel: Born Scared
Originalverlag: Electric Monkey London, 2016

Aus dem Englischen von: Uwe-Michael Gutzschhahn 

Erscheinungstermin: 13. Oktober 2017
dtv junior, 240 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-423-74029-6  

EUR 14,95 € [DE], EUR 15,40 € [A]
ebook EUR 12,99 € [DE] 

Verlag: dtv

der Autor: 

Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Er studierte in Birmingham und London. Sein Geld verdiente er lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans ›Martyn Pig‹ ist er freier Schriftsteller.


Für seine Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a mehrfach mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis sowie der Carnegie Medal für „Bunker Diary“. Seit einiger Zeit schreibt er auch Kriminalromane für Erwachsene. 


Klappentext:

Kannst du deine Angst besiegen?

Elliot hat Angst – vor allem im Leben. Das Einzige, was seine Angst in Schach hält, sind seine Medikamente. Und dann, eines Morgens, sind sie aufgebraucht und alles geht schief: Die ganze Stadt wird von einem Schneesturm lahmgelegt, und Elliots Mutter, die nur kurz zu ihrer Schwester wollte, kommt und kommt nicht wieder. Nicht weit entfernt, wird Elliots Tante Opfer eines Raubüberfalls, und als Elliots Mutter an der Haustür auftaucht, wird auch sie von den Tätern gefesselt und geknebelt. Als seine Mutter nicht auftaucht, bleibt ihm nichts anderes übrig: Er muss nach draußen, in den Schneesturm, um seine Mutter zu suchen. Und gerät selbst in die Fänge der Gangster …


Zitate:

„Die drei unbekannten Dinge an jenem Tag waren meine Mum, ihre ältere Schwester Shirley und Dr. Gibson. Und das Komische (das Eigenartige) daran war, dass sie – die ersten Menschen, die mich zu Tode erschreckten – seitdem zu den einzigen dreien geworden sind, die mich nicht zu Tode erschrecken.“ Seite 11

Das Zimmer ist meine Zuflucht, der einzige Ort, wo ich mich sicher fühle, der einzige Ort, wo ich sein will.
Mein Zimmer.
Mein Alles.
Meine Welt.“ Seite 49

„Das Monster lächelt in sich hinein. Es ist glücklich.“ Seite 176

Meinung:



Die Geschichte handelt von dem jungen Elliot, der seit seiner Geburt unter großen Angstzuständen leidet. Sagte ich Angst? Wenn man ehrlich ist, trifft es „Panik“ wohl besser! 
Das Schlimmste daran ist, dass seine Ängste nicht nur Dinge, Menschen und Ähnliches betreffen, sondern auch Vorstellungen. Er hat zum Beispiel Angst vor Autos, da diese ihn einklemmen oder zerquetschen könnten. Selbst die meisten Farben kann er sich nicht anschauen, solange sie dominant sind.
Um zumindest einigermaßen dagegen anzukommen, nimmt er Angstpillen, die ihm jedoch nie ausgehen dürfen. Natürlich passiert das jedoch gerade dann, als seine Mutter plötzlich verschwunden ist…


Dies war mein erstes Buch von Kevin Brooks, aber wie ihr euch vorstellen könnt, war meine Neugier nach diesem Klappentext sofort geweckt! Thriller lese ich ja sowieso besonders gerne und Dinge wie Angstzustände, Zwangsneurosen und Ähnliches finde ich an sich schon sehr interessant.
Dementsprechend war ich auch gleich von Anfang an gefesselt, der im Wechsel erzählt, wer Elliot eigentlich ist und wie sich das mit seinen Ängsten verhält. Dazwischen erfahren wir in kurzen Kapiteln etwas über zwei geheimnisvolle Männer, die etwas Schreckliches planen. Wie die beiden Erzählstränge zusammenhängen, erfahren wir jedoch erst nach und nach. Der Autor hat sich viel Mühe gegeben, die Story für den Leser ansprechend und spannend zu halten.


Besonders gut hat mir der Schreibstil gefallen. Die Geschichte ist nicht nur in knackigen, einfachen Sätzen gehalten, was sich wirklich gut lesen lässt, sondern auch in ziemlich kurzen Kapiteln, die zwischen den einzelnen Handlungen wechseln. So werden wir häppchenweise mit Neuigkeiten gefüttert und natürlich neugierig gemacht. 
Dazu kommen Elliots „Gespräche“ mit seiner toten Zwillingsschwester Ellamay -sie starb bereits kurz nach der Geburt-, die dem an sich schon beklemmenden Grundthema der Angst, noch eine weitere, recht pikante Note verleihen. Ihr seht, bis dahin, finde ich das Buch wirklich toll!


Das Einzige, was ich mir anders gewünscht hätte, sind die Wendungen. Das Buch verändert sich an vielen Stellen völlig unvorhergesehen, was natürlich an sich positiv zu werten ist 😉 Jedoch waren mir ein paar davon letzen Endes leider etwas zu weit hergeholt, oder wirkten auf mich einfach ein bisschen konstruiert. Für meinen Geschmack wäre da weniger mehr gewesen.


Alles in allem war „Born Scared“ für mich eine kurzweilige und spannende Lektüre, die mich gut unterhalten hat. Eine beklemmendes Gefühl begleitet uns fast durchgängig und fesselte mich so an die Geschichte.


mein Fazit: 
                                 4 von 5 Sternen

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