[Rezension] Clean

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von Juno Dawson

Originaltitel: Clean
Originalverlag: Hodder Children´s Books, 2018
aus dem Englischen von: Christel Kröning

Erscheinungstermin: 28. Juni 2018
Hardcover mit Schutzumschlag,
400 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-551-58382-6
D: 17,99 € | A: 18,50 €
ebook D: 12,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Carlsen


die Autorin: 

Juno Dawson veröffentlicht regelmäßig Beiträge in diversen Magazinen und Zeitungen, u. a. im Guardian und in Glamour. Vor allem aber schreibt sie spannende Romane und engagierte Sachbücher für Jugendliche. Ihre Geschichten wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Nachdem sie bis dahin als James Dawson gelebt hat, gab sie 2015 ihre Umwandlung zur Frau bekannt. Juno Dawson lebt und schreibt in Brighton.

Klappentext:

„Lexi ist reich, cool, ein It-Girl – und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den „Mitinsassen“: Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich?

— Ein Buch, das unter die Haut geht: scharfsinnig, scharfzüngig und schmerzlich realistisch! —“

Zitate:

„Ich kann jetzt keinen Entzug anfangen. Hauptsächlich deswegen nicht, weil ich in etwa vier Stunden dringend einen Kick brauchen werde.“ Seite 15

„Sucht ist wie eine geladene Waffe, lassen wir uns nicht täuschen, aber solange sie niemand in die Hand nimmt, ist sie ungefährlich.“ Seite 95

Meinung:

10 Schritte zurück ins Leben. 10 Schritte, die Lexi nach ihrem nicht ganz freiwilligen Einzug in das Therapiezentrum vor sich hat und hoffentlich bewältigen kann. Denn dieses Mal war es wirklich knapp! Nach einer Überdosis sieht ihr Bruder keine andere Möglichkeit mehr und bringt sie dorthin. In der Hoffnung, seine Schwester zurückzubekommen, am besten clean und „geheilt“.

Lexis Leben ist für die meisten vermutlich das typische Klischee. Als Kind reicher Eltern hat sie bereits alles, ist gelangweilt und hat viel zu viel Zeit. Wie bei den meisten ihrer Mitinsassen sind das natürlich gute Grundlagen für eine Sucht.
Dementsprechend ist auch ihr Verhalten und ihre Einstellung. Sie ist überheblich, zynisch und hält die anderen in der Klinik zu Beginn für Loser, die sich nicht im Griff haben. Sie hat das ja und im Grunde genommen hat sie ja auch kein Problem, außer einem übervorsichtigen Bruder. Und süchtig und wirklich gefährdet sind ja eh nur andere…
Tja, ähhhhh… NÖ! Juno Dawson stellt relativ anschaulich dar, WIE falsch Lexi mit ihrer Meinung liegt. Und glaubt mir, sie hat hierbei absolut nichts beschönigt! Ziemlich ehrlich und direkt konfrontiert sie den Lesern mit dem Thema „Entzug“ und den damit einhergehenden Nebenwirkungen. Und gerade weil es hier eigentlich nichts schönzureden gibt, muss den Lesern auch bewusst sein, dass die gewählte Sprache hierfür auch nicht nach Rosen duftet. Es begegnen uns Kraftausdrücke, Fäkalsprache und so manch recht zynischen Kommentar. Aber ganz ehrlich? Ich finde es perfekt! Genau so hat es in einer Geschichte mit so einem ernsten Thema zu sein. Schonungslos und ehrlich. Es soll ja auch nichts verharmlost werden, sondern bestenfalls die Augen öffnen.

Mit diesem ereignisreichen Einstieg in die Geschichte ist auch das Thema Spannung -zumindest was den ersten Teil des Buches betrifft- sehr gut gelungen. Fasziniert beobachten wir Lexis Erkenntnisse und die Geschehnisse um sie herum, die -dem Thema entsprechend- recht turbulent sind. Natürlich tragen auch die anderen Einwohner dazu bei, denn díese kennenzulernen, hat mir besonders gut gefallen. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Charakter und ja, leider auch eine ganz eigene Sucht. Denn wer denkt, dass nur Drogen Süchte hervorrufen, irrt natürlich gewaltig. Ich persönlich fand Kendall am eindrucksvollsten. Sie leidet unter Bulimie und ist einfach „anders“. Aber lest selbst! Natürlich sind auch die anderen Personen interessant, ich bin jedenfalls schon gespannt, wer euer persönliches Highlight sein wird!

Im weiteren Verlauf wird das Ganze dann etwas ruhiger, geht mehr auf Ängste, Empfindungen und Emotionen ein, statt durchgehend zu schockieren. Jedoch werden wir auch weiterhin von dem Übel, dass das Thema Sucht mit sich bringt, nicht verschont – machen wir uns da nichts vor! Denn die Selbstzerstörung endet ja nunmal leider nicht mit dem Cleansein. Aber es geht vor allem auch darum, dass man lernen muss, wer man ist, wer man sein möchte und wie man das erreichen kann, ohne seinen Dämonen zu erliegen. Und auch, wenn dieser zweite Teil leiser war als der Anfang und ja, das Ende der Geschichte mich nicht zu 100% befriedigt hat, hat mich „Clean“ doch sehr bewegt und überzeugt! Eine klare Empfehlung für ein wichtiges Buch, das vielleicht (hoffentlich) ein paar Augen öffnet.

[Rezension] Children of Blood and Bone #1 – Goldener Zorn

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von Tomi Adeyemi

Originaltitel: Children of Blood and Bone
Originalverlag: Henry Holt and Company, 2018
Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer

Erscheinungstermin: 27. Juni 2018
Hardcover,
624 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-8414-4029-7
€ (D) 18,99 | € (A) 19,60
ebook € (D) 14,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer FJB


die Autorin: 

Tomi Adeyemi, geboren 1993, ist eine amerikanische Autorin nigerianischer Herkunft. Von ihren Wurzeln hat sie sich zum stärksten Fantasy-Debüt der letzten Jahre inspirieren lassen, das direkt auf Platz 1 der »New York Times«-Bestsellerliste einstieg. Nachdem sie ihr Literaturstudium in Harvard erfolgreich abgeschlossen hatte, widmete sie sich der westafrikanischen Mythologie und Kultur. Gerade schreibt sie am zweiten Band der »Children of Blood and Bone«-Trilogie.

Klappentext:

„Sie töteten meine Mutter.
Sie raubten uns die Magie.
Sie zwangen uns in den Staub.
Jetzt erheben wir uns.

Zélies Welt war einst voller Magie. Flammentänzer spielten mit dem Feuer, Geistwandler schufen schillernde Träume, und Seelenfänger wie Zélies Mutter wachten über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als ihre Kräfte versiegten und der machthungrige König von Orïsha jeden einzelnen Magier töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung.

Jetzt hat Zélie eine einzige Chance, die Magie nach Orïsha zurückzuholen. Ihre Mission führt sie über dunkle Pfade, wo rachedurstige Geister lauern, und durch glühende Wüsten, die ihr alles abverlangen. Dabei muss sie ihren Feinden immer einen Schritt voraus sein. Besonders dem Kronprinzen, der mit allen Mitteln verhindern will, dass die Magie je wieder zurückkehrt …“

Zitate:

„Es reicht dem König nicht, die Divînés kleinzuhalten. Er will jeden brechen, der sie unterstützt.“ Seite 19

„Die Schuldgefühle kommen wieder hoch. Sie bedrängen mich, setzen sich in meiner Brust fest. Wenn ich keine Divîné wäre, müsste niemand leiden. Wenn Mama keine Maji gewesen wäre, würde sie heute noch leben.“ Seite 39

Meinung:

Ein unterdrücktes, gehasstes und gedemütigtes Volk. Zélie ist eine von ihnen. Aus Angst vor ihren Fähigkeiten wurden vor 11 Jahren alle getötet und ihre verhasste Magie gebannt. Doch nun taucht ein mächtiges Artefakt, das Zélie und ihrem Volk die Magie zurückbringen könnte, wieder auf. Und mit ihm eine große Aufgabe und Verantwortung.

Ok, wo fange ich nun an. Ich glaube, dass mich selten ein Buch so stark emotional hin- und hergerissen hat, wie dieses.
Es lebt von einer gigantischen Idee – einer Geschichte gegen Hass, Unterdrückung, Machtmissbrauch und Rassismus, die ich wundervoll und wichtig finde! Denn meiner Meinung nach sollte jede Möglichkeit, Menschen für Andersartigkeit, Toleranz, Verständnis und Nächstenliebe die Augen zu öffnen, auch genutzt werden. Und alleine schon deswegen liebe ich Tomi Adeyemis Geschichte und ziehe meinen Hut vor ihrem Mut!

Was mich wirklich begeistern konnte, ist ihre Kreativität und die dadurch entstandene Welt. Das Setting ist wunderschön, voller Magie, Emotionen und schillernden Details. Zélies Leben und Umgebung besteht zu einem großen Teil aus Ehre, Respekt und Pflichten, die jedoch aus Liebe und Vorsicht gerne übernommen werden. Seit ihre Mutter in der Blutnacht vor 11 Jahren getötet wurde, hat sie nur noch ihren Babba und ihren Bruder Tzain, für die sie jeglichen Kampf, Schmerz und Verzicht auf sich nehmen würde. Dieses Gesamtkonstrukt ist zwar durch die Angst und den Hass von Außen eingeschränkt, umso deutlicher kann man diese vielfältigen Emotionen richtiggehend fühlen.

Leider gibt es in diesem Fall jedoch auch ein „Aber“, denn in Summe bin ich nicht so glücklich mit der Ausführung, wie ich es gerne wäre.

Zum einen konnte ich mich nicht wirklich an den Tempus gewöhnen. Es gab ein paar Höhepunkte im Buch, ja regelrechte Showdowns, die ganz hervorragend vorbereitet wurden, damit wir Leser ja auch richtig schön mitfiebern. Leider war es für mich dann aber jedes Mal so, dass es irgendwie Zack, Bumm, Peng machte, und das Ganze war schon wieder vorbei. Die richtig spannenden Passagen wurden für meinen Geschmack zu schnell vorangetrieben und wieder beendet, was nicht nur den Lesespaß eingeschränkt hat sondern auch manchmal ein bisschen unglaubwürdig war. Dafür gab es im Gegenzug ein paar Passagen, in denen sich die Geschichte durch Wiederholungen und -sorry- etwas vorhersehbare Wendungen, im Kreis dreht. Dinge wie Zélies Schuldgefühle zum Beispiel oder Misstrauen und Zickereien anderen gegenüber, waren mir stellenweise einfach zu oft im Vordergrund.
Zum anderen gibt es leider noch ein Detail, das mir zu vorhersehbar schien: die Charaktere und die sich ändernden Beziehungen zueinander. Einige wirkten auf mich wankelmütig und launisch, was sie an manchen Stellen einfach recht durchschaubar und leider auch zum Teil klischeehaft werden ließ. Ich hatte die ganze Zeit auf den großen Knall gehofft, aber nach über 600 Seiten könnte ich leider nicht behaupten, dass mich eine der Wendungen, Charakterentwicklungen oder Beziehungen zueinander tatsächlich überrascht hätte. Für mein Empfinden waren viele Dinge zu offensichtlich und auch etwas austauschbar, was andere Bücher betrifft. Schade.

Alles in allem ist „Goldener Zorn“ für mich ein etwas zäher Einstieg in ein wichtiges Thema, das unbedingt beachtet werden sollte. Ich denke ich werde mir ansehen, ob die Fortsetzung vielleicht ein paar der Dinge die mich nicht überzeugen konnten, missen lässt.

[Rezension] Cat & Cole #1 – Die letzte Generation

4

von Emily Suvada

Originaltitel: This Mortal Coil
Originalverlag: Simon Pulse, 2017
Übersetzt von Vanessa Lamatsch

Erscheinungstermin: 19. Juni 2018
Klappenbroschur mit Strukturlack,
480 Seiten, ab 14 Jahren, 136 x 205 mm

ISBN: 978-3-522-50635-9
€ (D) 17,00 | € (A) 17,50
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Planet!


die Autorin: 

Emily Suvada wurde in Australien geboren, wo sie einen Abschluss in Mathematik gemacht hat. Wenn sie nicht gerade Algorithmen entwickelt oder sich dem Schreiben widmet, findet man sie beim Wandern, Fahrradfahren oder bei chemischen Experimenten in ihrer Küche. Im Moment lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in Portland, Oregon.

Klappentext:

„1 Milliarde Leben am Abgrund. 2 Menschen, die sie retten können. 1 Geheimnis, versteckt in ihrer DNA.

Krankheiten, Schönheitsmakel, körperliche Einschränkungen: von der Erde gelöscht! Mensch und Technik sind verschmolzen, jeder trägt ein Panel in sich, das den eigenen Körper perfektioniert. Fast! Eine mörderische Seuche ist ausgebrochen, und nur eine einzige Person auf der Welt ist fähig, den Impfstoff zu entschlüsseln – Catarina Agatta.
Gemeinsam mit Cole, dessen Körper gentechnisch verändert wurde, kommt die geniale Hackerin Cat einer Wahrheit näher, die grausamer ist als jedes tödliche Virus!“

Zitate:

„Die Natur hat eine Seuche als zweiseitiges Schwert geschaffen: Entweder sie nimmt dein Leben, oder sie nimmt dir deine Menschlichkeit.“ Seite 15

„Das Leben ist die Mühe nur wert, wenn es Leute gibt, die sich umeinander kümmern.“ Seite 50

Meinung:

Eine grausame Seuche hat die Erde heimgesucht. Seit zwei Jahren ist das Leben auf der Oberfläche ein täglicher Kampf ums Überleben.
So auch für Cat, die seit der Entführung ihres Vaters und ihres Freundes Dax durch Cartaxus alleine ist. Und dennoch schlägt sie sich eigentlich tapfer, bis die Seuche scheinbar mutiert und somit NOCH gefährlicher wird und plötzlich Cartaxus auch bei ihr auftaucht, um sie zu verfolgen.
Das ist der Startschuss für eine rasante Jagd, die dem Leser starke Nerven abverlangt.

Wow, ich muss zugeben, dass ich echt geflasht bin!
Nicht nur, dass Emily Suvada ein wirklich phänomenales Setting, basierend auf kreativen und faszinierenden Ideen entstehen lässt, sie macht dies auch in einer für mich doch recht unerwarteten Art!
Aber eins nach dem anderen…

In Cats Welt, hat jeder Mensch ein Gentech-Panel, das bei der Geburt in den Körper eingepflanzt wird und sozusagen mitwächst. Es lassen sich Apps installieren, zum Beispiel um Optik, Stärke oder Ähnliches zu beeinflussen, aber auch medizinische Maßnahmen lassen sich damit umsetzen. Leider geht das bei Cat jedoch nicht, da sie allergisch auf die zugehörigen Nanobots ist.
Dafür ist sie sowohl eine gute Hackerin als auch Coderin, die ihr Wissen gerne einsetzt, um den Menschen zu helfen.
Das ist jedoch noch nicht alles, was dem Umfeld Leben einhaucht. Es gibt zum Beispiel nachwachsende Fensterscheiben, etc. und nicht zu vergessen, die Seuche selbst natürlich! Sie verbreitet sich dadurch, dass die Infizierten explodieren und in rosa Nebelwolken aufgehen, die sich dann über die Luft weiter übertragen. Eine beängstigende Vorstellung, oder???
Und das ist bei weitem noch nicht das Schlimmste oder Brutalste, was uns beim Lesen begegnet. Das bringt mich zu dem, oben bereits erwähnten, „unerwarteten“ Aspekt.
Nicht nur, dass die Story durch das Coden, Hacken usw. stellenweise auf eine nerdige Weise recht technisch wird, sie ist in vielen Teilen auch ziemlich blutig und grausam.
Ich muss zugeben, dass ich diese beiden Details nach dem pinken Cover und einer weiblichen Autorin nicht erwartet hatte. Aber ich muss ebenso zugeben, dass das genau DAS ist, was für mich zu einem derartigen Seuchenszenario passt. Ich halte es für absolut stimmig und gelungen!

Hinzu kommt der für mich wirklich erwähnenswerte Spannungsverlauf. Die Geschichte beginnt eigentlich schon recht fesselnd, wird jedoch relativ schnell von Seite zu Seite rasanter und unerwarteter. Die Autorin hat es geschafft, auf knapp 500 Seiten so viele Überraschungen und Wendungen einfließen zu lassen, dass für mich zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkam. Ganz im Gegenteil!
Jedoch schafft sie dies nicht nur allein durch geschickte Ideen und Manöver, sondern auch durch die einfließenden Charaktere und Entwicklungen. Wir begegnen Geheimnissen und ungeheuerlichen Wahrheiten, sodass man irgendwann selbst als Leser nicht mehr weiß, was oder wem man noch glauben oder gar vertrauen soll!

Für mich ist „die letzte Generation“ eine absolut gelungene, fesselnde und vor allem atmosphärische Dystopie, voller Action, Überraschungen aber auch Gefühlen in einer sterbenden und verlogenen Welt.
Eine Welt, die unsere ethischen Grenzen weit, weit überschreitet und so, neben dem unterhaltsamen Aspekt, auch zum Nachdenken anregt.
Sagen wir es mal so: wenn es eine App für glatte Haut gäbe, würdet ihr sie euch herunterladen?
Und das ist nur ein kleiner Punkt, der beim Lesen nachdenklich macht, ihr werdet auf weitaus empörendere stoßen!

[Rezension] Die Sphären-Trilogie #3 – Der Hüter der Sphären

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Autor und Quelle für Bild sowie Klappentext Chris Vandoni

Erscheinungstermin: 01. März 2016
Taschenbuch
584 Seiten,

ISBN: 978-3939043638
€ (D) 14,99
ebook € (D) 4,99

Verlag  Spiegelberg


 

 

Klappentext:

„Als im irdischen Orbit unzählige Sphären auftauchen und den Planeten gleich einem undurchdringbaren Schild ab­schotten, bricht auf der Erde Verwirrung und Panik aus.
Während sich die irdische Regierung zwecks diploma­tischen Verhandlungen bemüht, zu den unbekannten Flugobjekten Kontakt aufzunehmen, und religiöse Institu­tionen den Weltuntergang heraufbeschwören, rüstet das Militär auf und ruft die Generalmobilmachung aus.
Die Crewmitglieder der Space Hopper weilen derzeit auf dem Kolonialplaneten TONGA-II, als sie von der Belagerung ihres Heimatplaneten erfahren.
Sofort machen sie sich auf den Rückweg zur Erde, um mit dem Anführer der unbekannten Sphärenflotte Kontakt aufzunehmen. Denn sie wissen, dass es sich bei ihm um einen alten Bekannten handelt.“

Spoilerwarnung: 

Für alle, die den vorangegangenen Band noch nicht gelesen haben, enthält diese Rezi natürlich eventuell Spoiler.

Falls ihr jedoch neugierig auf die Reihe seid, aber Band 1 noch nicht gelesen habt, meine Rezension dazu findet ihr hier und zu Band 2 hier

Meinung:

Quasi über Nacht ist die Erde von geheimnisvollen, leuchtenden Kugeln umgeben und es gibt scheinbar keine Möglichkeit mehr, diese Sperre zu durchbrechen. Doch was sind das für Kugeln? Handelt es sich um Außerirdische, eine Invasion, Freund oder Feind? Nur unseren alten Weltraum-Hasen ist klar, dass es sich dabei um Millionen von Sphären handelt. Aber warum sind sie da, gibt es gar eine Bedrohung für die Erde? Wagemutig und voller Tatendrang habe ich mich in dieses Finale aufgemacht um ein letztes Abenteuer mit Christopher und seinen Freunden zu bestehen.

Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, hatte ich bereits an Band 1 und 2 der Reihe viel Spaß, da war ich natürlich umso neugieriger, wie dieses Finale wohl aussieht. Ein bisschen mulmig war mir zu Beginn schon, denn immerhin reden wir von einem knapp 600 Seiten dicken Buch und die Vorgänger waren doch schon ein gutes Weilchen her. Zudem sind seine Geschichten auch dafür bekannt, dass sie einige Personen und unterschiedliche Schauplätze beinhalten – so auch hier. Wider meiner Bedenken habe ich jedoch sofort wieder den Einstieg um die Crew der Space Hopper geschafft, zum einen weil die Charaktere einfach zu deutlich ausgearbeitet wurden, um sie nach ein paar Zeilen nicht wiederzuerkennen und zum anderen, weil immer wieder kleine Erinnerungshilfen eingearbeitet wurden, die wirklich hervorragend funktioniert haben. Durch Chris Vandonis Kreativität und seinen bildhaften Schreibstil kann man eigentlich gar nicht anders, als sofort wieder ins Geschehen zu versinken. Wobei ich jedoch auch gestehen muss, dass die mannigfaltigen Gefahren und Wendungen natürlich auch ihren Teil dazu beitragen, Spannung entstehen und bestehen zu lassen.
In diesem Bereich komme ich eigentlich auch zu meinem einzigen Kritikpunkt. Es geschehen unheimlich viele überraschende Dinge, die für unsere Crew -sagen wie mal „suboptimal“ laufen, jedoch liefen mir die Lösungen dazu manchmal ein bisschen zu glatt. Es ist natürlich schwierig für mich, hier etwas konkreter zu werden, ohne zu spoilern, aber manchmal hatte ich einfach das Gefühl, dass man für jede Notsituation einen „älteren“ Charakter im Ärmel hat um JUST in diesem Moment aufzutauchen. Einerseits war es natürlich schön, so konnte man fast jeden in diesem Finale nochmal antreffen, jedoch empfand ich persönlich das stellenweise einfach als „zu viel Glück auf einmal“.

Sehr gut hat mir gefallen, dass dieses Finale stellenweise noch etwas „abstraktere“ Wege geht, als nur Raum/Zeit und zeitgleich wichtige Aussagen die Menschheit betreffend tätigt. Dass wir zum Beispiel unverantwortlich handeln, was unseren Planeten angeht, dass wir demütiger und nachdenklicher diesem, aber auch menschlicher unseren Mitmenschen gegenüber sein sollten, usw. Das ist meiner Meinung nach im Kontext gut gewählt und dürfte nach meinem Empfinden generell häufiger wiederholt werden – auch also außerhalb des Buches-.

Alles in allem ist „Der Hüter der Sphären“ für mich ein gelungenes Finale, das viele der zuvor gestellten Rätsel und Geheimnisse löst, jedoch nicht ohne uns weitere zum selbst nachdenken mit auf den Weg zu geben.

[Rezension] Der Blackthorn Code #3 – Das Geheimnis des letzten Tempelritters

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von Kevin Sands

Originaltitel: The Assasin´s Curse
Originalverlag: Aladdin 2017
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst

Erscheinungstermin: 31. Mai 2018
Hardcover, deutsche Erstausgabe
448 Seiten, ab 11 Jahren

ISBN: 978-3-423-76212-0
€ (D) 16,95 | € (A) 17,50
ebook € (D) 13,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: dtv Junior

der Autor:

Kevin Sands hat Theoretische Physik studiert und bereits als Wissenschaftler, Unternehmensberater, Lehrer und professioneller Pokerspieler gearbeitet. Als Kind wäre er gern Schauspieler geworden, da sein Talent sich jedoch in Grenzen hielt, wurde er lieber Autor. Er lebt in Toronto.

Klappentext:

„Christopher und Tom sind auf Einladung des Königs in Oxford. Doch wo Christopher auftaucht, sind Abenteuer – und manchmal auch Mordanschläge – nicht weit: Das Treffen mit dem englischen König endet im Zusammenstoß mit einem Auftragsmörder! Der Anschlag missglückt, der Täter entkommt, hinterlässt jedoch eine verschlüsselte Nachricht, die Christopher decodieren kann. Ihm wird klar: 1. Der König war nicht das Ziel des Anschlags 2. Es wird nicht bei diesem einen Versuch bleiben Die Jagd nach dem Attentäter führt Christopher, Tom und Sally nach Paris an den Hof des Sonnenkönigs …“

Meinung:

Endlich ist es soweit – ein neues Abenteuer von Christopher, Tom und Sally hat Einzug in mein Regal gehalten.
Obwohl Sally mittlerweile anderweitig unter Lohn und Brot ist, treffen sie sich -ganz zufällig- am Königshof wieder, wo sich die beiden Jungs auf Einladung des Königs einfinden.
Wie der Zufall so will, geschieht gerade an diesem Abend ein Attentat, und, wie sollte es anders sein, die drei werden dazu verdonnert, sich der Recherche und des Personenschutzes anzunehmen. Für mich als Leser ist das natürlich eine glückliche Fügung, so kann ich die komplette Gruppe dabei beobachten, wie sie Frankreich im Jahre 1665 unsicher machen. Oder nein, eigentlich eher sicher 😉

Ein bisschen traurig bin ich ja schon, dass ich Christophers neuestes Abenteuer bereits beendet habe. Zum einen sind als Fan ca. 12 Monate Warten bis zur Fortsetzung einfach lange und zum anderen habe ich mich wirklich extrem auf Band 3 gefreut, als ich erfahren habe, dass es sich ein Stück weit um Tempelritter handeln wird. Die Blackthorn Code Reihe lebt ja weitestgehend von Rätseln, Codes und Geheimnissen und was würde da wohl besser passen als die Templer, die von jeher für ebendiese Dinge bekannt sind? Alleine schon dieses „Mysterium“ sorgt für eine gelungene Portion Spannung, Abwechslung und einige Gefahrensituationen -ja, auch dieses Mal wird es für den ein oder anderen Protagonisten MEHR als eng-, so dass man am liebsten Seite um Seite einfach immer weiterlesen möchte.
Darüberhinaus wird die komplette Stimmung von dem Setting und den vielen Details, die Kevin Sands in die Geschichte einfließen lässt, perfekt unterstützt. Kunst, Mode, Gepflogenheiten, Architektur und ja, auch Geruch helfen dabei, die Geschichte zum Leben zu erwecken. Einfach toll gemacht! Ich verehre ja schon seit Band 1 seine Liebe zu den Details, auch den historischen, die jedoch nie überhand nehmen und somit keine Längen oder ähnliches entstehen lassen.

Sehr gut gefällt mir auch der Übergang in diese neue Geschichte. Obwohl wir bereits ab der ersten Seite wieder mitten im Geschehen und vor allem im Abenteuer sind, finden sich immer wieder kleine Rückblenden, die den Lesern den Wiedereinstieg erleichtern sollen und das, ohne zu umfassend zu werden oder störend zu sein.

Für mich war „Das Geheimnis des letzten Tempelritters“ eine gelungene, fesselnde und liebevolle Fortsetzung, die mein Leserherz höher schlagen lässt. Eine gute Mischung aus ernsten Themen und witzigen Einschüben erschaffen ein spannendes Abenteuer für Jung und Alt, das mich auf eine baldige Fortsetzung hoffen lassen.

[Rezension] Magnus Chase #3 – Das Schiff der Toten

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von Rick Riordan

Originaltitel: The Ship of the Dead
Originalverlag: Hyperion Books for Children 2017
Aus dem Englischen von: Gabriele Haefs

Erscheinungstermin: 31. Mai 2018
Hardcover,
464 Seiten, ab 12 Jahren

ISBN: 978-3-551-55670-7
€ (D) 19,99 | € (A) 20,60
ebook € (D) 13,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Carlsen

der Autor:

Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und ist in 40 Länder verkauft worden. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.

Klappentext:

„Der fiese Gott Loki hat sich nach jahrtausendelanger Gefangenschaft von seinen Fesseln befreit und rüstet zum letzten Kampf! Er bemannt Naglfari, das legendäre Schiff der Toten, mit Zombies und Riesen, um den Weltuntergang Ragnarök einzuläuten. Klar, dass Magnus und seine Freunde das nicht zulassen können. Auf der Suche nach dem Schiff der Toten durchsegeln sie verschiedene Welten und müssen gegen wütende Meeresgötter, brutale Riesen und feuerspeiende Drachen antreten. Doch der gefährlichste Feind bleibt Loki selbst …“

Meinung:

Oh, oh, jetzt wird’s wohl wirklich ernst!
Loki ist nach wie vor stocksauer und fest entschlossen, die Götterdämmerung einzuläuten! Und die einzigen, die das verhindern können, sind Magnus und seine Freunde. Ich denke, ihr seht das wie ich: das dürfte spannend werden.

Eine tolle Reihe ist schon wieder bei ihrem Finale angelangt. Und obwohl ich mich sehr darauf gefreut habe, bin ich natürlich auch ein bisschen traurig, dass es theoretisch das letzte Aufeinandertreffen mit Magnus, Jack, Alex, Sam, T.J., Halbgeboren, Mallory, Blitzen und Hearthstone gewesen sein soll. Aber zum Glück weiß man bei Rick Riordan ja nie, wo und wann nicht doch der ein oder andere Charakter noch auftauchen könnte 😉

Zum Thema Schreibstil brauche ich an der Stelle wohl nicht allzu viel zu sagen, außer, dass er fesselnd war wie eh und je.
Dazu gehört natürlich auch der typisch zotige Humor, der zwar stellenweise gemäß der Zielgruppe etwas kindlicher ist, aber dennoch auch mir als Erwachsenem ziemlich oft ein Lachen entlocken konnte.

Und auch beim Thema Spannung lässt der Autor sich in diesem spektakulären Finale nicht lumpen. Nicht nur, dass man bei Magnus, unserem unperfekten, schusseligen Held eh nie weiß, was als nächstes schiefgeht, nein – auch die Handlung ist sehr abwechslungsreich und fesselt uns Leser mit mannigfaltigen Gefahren wie Riesen, Wasserpferden, Drachen, Zombies und vielem mehr.
Wie, ihr versteht nicht, was an Wasserpferden so gefährlich sein soll? Dann ist das wohl eine Bildungslücke, die definitiv geschlossen werden sollte 😉
Lange Rede kurzer Sinn: ich bin ein weiteres Mal begeistert von Rick Riordans Kreativität und Einfallsreichtum. Uns das obwohl ich zugeben muss, dass irgendwie das Töten unserer Helden doch -völlig unabwechslungsreich-jedermanns Ziel zu sein scheint.

Für mich ist dieses Finale ein wirklich gelungener und fesselnder Abschluss, der mich Seite um Seite verschlingen ließ. Vor allem, da ich immer wieder begeistert darüber bin, wie jedes Mal wichtige Themen angeschnitten werden. In diesem Fall ist es nicht nur Freundschaft und Mut, wie man das vielleicht vermuten möchte, sondern auch Toleranz und Akzeptanz. Der Leser wird unter anderem mit Themen wie sexueller Orientierung, Religion und körperlichen Einschränkungen konfrontiert, was ich -gerade auch auf die junge Zielgruppe bezogen- wirklich toll und wichtig finde!

[Rezension] EXIT – Das Buch – Tagebuch 29

von Dimitris Chassapakis

Erscheinungstermin: 08. März 2018
Taschenbuch, ab 14 Jahren
144 Seiten, Umschlag/Ausstattung: 70 SW-Zeichnungen,

ISBN: 9783440160374
€ (D) 12,99
ebook € (D) 13,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Kosmos

 

 


Klappentext:

„Ein Forscherteam arbeitet 28 Wochen lang an einem mysteriösen Projekt. In der 29. Woche geschieht etwas Unerwartetes und plötzlich sind alle verschwunden. Nur dieses Tagebuch bleibt zurück – mit 63 Rätseln, die es zu lösen gilt, um zu erfahren was passiert ist!

Zur Lösung der Rätsel werden benötigt: dieses Buch, ein Stift, ein Smartphone, Tablet oder Computer mit Internetzugang, Mut und Verstand. Alles ist erlaubt: schreiben, zeichnen, knicken, falten, schneiden oder reißen – ohne Rücksicht auf das Buch – alleine oder im Team. Die Lösungscodes werden im Internet gegen Schlüssel getauscht. So öffnet sich der Weg zur nächsten Aufgabe. Nur wer alle Codes knackt, findet heraus, was geschehen ist.

Live-Escape-Feeling im Profi-Level.“

Meinung:

Ich muss gestehen, dass der „Exit-Hype“ bislang komplett an mir vorbeiging. Umso neugieriger war ich natürlich, als wir spontan beschlossen, uns zu viert damit einen Rätselnachmittag zu machen. Gesagt, getan, gestern war es dann endlich soweit. Meine Freundin Verena von Books and Cats, ihr Mann, sowie mein Göttergatte und ich haben uns zusammengesetzt und uns an der Profiedition versucht. Mehr oder minder hat das auch recht gut geklappt, zumindest haben wir das Ende des Buches erreicht.
Kommen wir also zunächst zu dem Thema „Rätsel“.
Generell waren die Schwierigkeiten für meinen Geschmack recht gemischt, von „ziemlich einfach“ bis „nicht zu lösen“ war eigentlich alles dabei. Wobei diese beiden Kategorien zum Glück nicht allzu oft auftraten. Dennoch war es uns bei ein paar der 63 Rätsel ohne Hilfe nicht möglich, einen geeigneten Lösungsansatz zu ermitteln. Das fand ich ein bisschen schade, denn man hat im Verlauf schon gemerkt, dass unsere Konstellation eigentlich recht gut passte. Ich persönlich würde auch empfehlen, das Buch mindestens zu viert zu bearbeiten, da für fast jede Stärke und Schwäche ein passendes Rätsel zu finden ist. Ich denke, zu zweit hätte es deutlich weniger Spaß gemacht, zumal wir uns mit unseren Logiken zum Teil wirklich sehr zum Lachen brachten.
Das bringt mich jedoch im selben Atemzug zum Thema „Altersempfehlung“.
Angegeben ist das Buch ab 14 Jahren, wobei ich persönlich meine Zweifel habe, ob das wirklich anzuraten wäre. Also keine Angst, es ist nichts Anstößiges oder Gewalttätiges zu finden (abgesehen von der Tatsache, dass man das Buch falten, schneiden, spiegeln, anmalen, usw. muss), aber ich könnte mit vorstellen, dass der Schwierigkeitsgrad den Spaßfaktor letztlich in Summe überwiegen würde. Selbst bei uns, die wir nur selten komplett festhingen, hat sich bereits 2-3 Mal deutlich der Frust gezeigt, wenn man zu viert brütet, noch nicht mal ansatzweise eine Idee hat und letzten Endes die Lösung etwas abstrus/konstruiert erscheint. Ich denke mit 14 Jahren, wäre das vermutlich noch deutlich ausgeprägter.
Das für mich größte Defizit ist jedoch ein ganz anderes. Es gab keinerlei roten Faden, keine Hintergrundhandlung, keine aufeinander aufbauende Logik, oder ähnliches. Ich hatte ehrlich gesagt zumindest mit einer kleinen Geschichte gerechnet, um die Spieler bei Laune zu halten. Aber alles in allem war es eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Rätseln, die bei einer lockeren Spielart -man wollte sich ja auch mal unterhalten oder etwas essen- auf eine Spieldauer von ca. 5-6 Stunden hinauslief, und somit dann in Summe etwas trocken wurde. Schade!Letzen Endes würde ich sagen, ein guter, kniffliger Ansatz, der zwar kleinere Defizite aufwies, uns jedoch alles in allem einen schönen und witzigen Tag beschert hat. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Mitstreiter, müssen wir bald mal wieder machen!

[Rezension] – Vielleicht passiert ein Wunder

von Sara Barnard

Originaltitel: A Quiet Kind of Thunder
Originalverlag: Macmillan Children’s Books 2017
Aus dem Englischen von Ilse Layer

Erscheinungstermin: 23. Mai 2018
Hardcover,
416 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-7373-5560-5
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ebook € (D) 14,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer Sauerländer


die Autorin:

Sara Barnard geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England.
Sara Barnards Titel »Wunder, die wir teilen« wurde für die ›Bookseller‹ YA Shortlist und den YA BOOK PRIZE nominiert.

Klappentext:

„Steffi spricht nicht.
Rhys kann nicht hören.
Doch die beiden verstehen einander auch ohne Worte.

Steffi ist so lange still gewesen, dass sie das Gefühl hat, unsichtbar zu sein. Doch dann kommt Rhys an ihre Schule. Er ist gehörlos und schert sich nicht darum, ob jemand redet oder nicht. Steffi und Rhys finden eine ganz besondere Art, miteinander zu kommunizieren. Schnell brauchen sie nicht mehr als einen Blick, um zu wissen, was der jeweils andere gerade fühlt. Durch Rhys lernt Steffi, dass ihre Stimme etwas wert ist, dass sie gehört werden will, Rhys gibt ihr den Mut, wieder zu sprechen. Und dann passiert … ein Wunder.“

Zitat:

„Unauffälligkeit ist meine Tarnung, Schweigen mein Schutzschild. Deshalb bleibe ich stumm.“ Seite 16

Meinung:

Stefanie spricht nicht, obwohl sie theoretisch könnte. Sie ist introvertiert, krankhaft schüchtern und leidet unter einer schweren sozialen Störung. Und zu allem Überfluss ist im neuen Schuljahr auch ihre beste Freundin Tem nicht mehr da, die sie in der Schule immer unterstützt und verstanden hat. Doch dann trifft sie auf den tauben Jungen Rhys, der dort neu ist und niemanden kennt. Na wenn das keine Einleitung für eine gute Geschichte ist, oder?

Schon die Thematik des Buches konnte mich gleich verzaubern. Stummes Mädchen trifft tauben Jungen und zusammen erleuchten sie das Leben des jeweils anderen. Klingt süß, oder? Und es wird noch besser!
Zum einen erleben wir die Geschichte aus Steffis Sicht, was sie unheimlich authentisch werden lässt. Ihre Ängste, Sorgen -inklusive Panikattacken- lassen uns verstehen, wie sie sich fühlt, was sie denkt, was sie mag und was sie überhaupt nicht ausstehen kann. Aber vor allem konfrontiert sie uns mit den Themen Hoffnungen und Wünsche. Zumeist geht es dabei natürlich um Dinge, die für die meisten Menschen ganz selbstverständlich sind, wie z.B. andere Leute nach dem Weg fragen, Small Talk und für „gesunde Menschen“  ähnlich Banales. Aber stellt euch vor, ihr seid ein Kind, verliert eure Eltern und könnt niemanden um Hilfe bitten! Oder ihr seid in der Schule weitestgehend ausgegrenzt, weil ihr in den Augen der anderen ein „Freak“ seid, der noch nicht einmal auf Lehrerfragen antworten oder nach der Toilette fragen kann! Ihr seht, es klingt auf den ersten Blick harmloser, als es tatsächlich ist. Insofern ist Steffis Wunsch nach einem „normalen“ Leben nur menschlich und erweckt ihren Charakter zum Leben. Auch ihr Umfeld trägt einiges dazu bei. Wir erfahren etwas über die unterschiedlichen Arten, wie ihre Familie mit dem Problem umgeht und auch das, führt zu dem ein oder anderen Problem.

Ein weiterer Punkt, der diese Geschichte zu etwas Besonderem macht, ist das hautnahe Miterleben des Kennenlernens von Steffi und Rhys. Ihre Gebärdensprache ist etwas eingerostet und so schleicht sich das ein oder andere Problemchen ein, dass die beiden jedoch mit Bravour meistern. Stellt euch vor, ihr habt das erste Mal Schmetterlinge im Bauch und kommuniziert mit Händen, Zetteln und Chats, wobei man als Leser immer an der Schriftart erkennen kann, welche Form der Kommunikation gerade gewählt wurde. Dementsprechend warmherzig und liebevoll ist das Ganze auch. Zu guter Letzt gewürzt mit einer schönen Prise Humor und Wortwitz, was einem noch mehr das Herz aufgehen lässt. Ich kann es nicht leugnen, ich war bereits nach wenigen Seiten verliebt in die beiden! Sie erschaffen sich ihre eigene Blase, in der sie füreinander da sind und sich gut tun.
Passend zu dem Miteinander ist auch das Tempo der Geschichte gewählt. Wer auf Action und eine rasante Story hofft, wird vermutlich enttäuscht werden. Denn „Vielleicht passiert ein Wunder“ ist vor allem eins: Leise! Wie eben Steffi und Rhys. Leise, schüchtern und warmherzig, haben die beiden mir das Herz aufgehen und mich tief in ihren gemeinsamen Weg versinken lassen.

Und als besonderes Schmankerl werden ein paar Gesten der Gebärdensprache erklärt, also wundert euch nicht, wenn ihr wie ich während des Lesens komische Handbewegungen macht, und euch die Leute um euch herum seltsam anschauen 😉

[Rezension] Ein kleines Wunder würde reichen

von Penny Joelson

Originaltitel: I Have No Secrets
Originalverlag: Electric Monkey, 2017
Aus dem Englischen von Andrea Fischer

Erscheinungstermin: 23. Mai 2018
Hardcover,
320 Seiten,

ISBN: 978-3-8414-4023-5
D: 16,99 € | A: 17,50 €
ebook D & A: 14,99 €

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Fischer FJB


 

die Autorin:

Penny Joelson hat im Alter von sechzehn Jahren begonnen, mit schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. In »Ein kleines Wunder würde reichen« hat sie viele ihrer Erfahrungen einfließen lassen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire und gibt Kurse für Kreatives Schreiben am City Lit College in London, wenn sie nicht gerade selbst schreibt.

Klappentext:

„»Ich kann mich nicht bewegen, und ich kann nicht sprechen. So ist es schon mein Leben lang. Manche Leute reden über mich, als sei ich gar nicht da. Das hasse ich. Andere weihen mich in ihre Geheimnisse ein…«

Jemma kennt ein schreckliches Geheimnis: In ihrer Nachbarschaft ist ein Mord passiert, und sie weiß, wer es getan hat. Denn die Leute erzählen ihr Dinge, weil Jemma nichts weitersagen kann. Sie ist vollständig gelähmt und kann sich weder bewegen noch sprechen. Aber Jemma entgeht nichts. Als sie mit dem furchtbaren Geheimnis konfrontiert wird, ist sie völlig hilflos. Jemma weiß, dass ihr nur ein kleines Wunder helfen kann. Und sie ist fest entschlossen, alles für dieses Wunder zu tun.“

Zitate:

„Innerlich schreie ich auch manchmal herum, genau wie Olivia jetzt, aber das bekommt natürlich niemand mit.“ Seite 47

„Wenn ich könnte, würde ich sie jetzt anlächeln.“ Seite 170

Meinung:

Jemma hat eine Zerebralparese und ist Quadriplegikerin, sie kann sich weder kontrolliert bewegen, noch sprechen. Das bringt manche Menschen dazu, ihr Dinge zu erzählen, die sie keinem anderen anvertrauen würden, vermutlich nichtsahnend, dass Jemma wirklich alles versteht und nur eben nicht darauf reagieren kann. Doch was würde passieren, wenn es eventuell eine Möglichkeit geben könnte, ihr zur Kommunikation zu verhelfen? Und wenn manchen dann bewusst würde, wie gefährlich das an Jemma übermittelte Wissen für sie werden könnte??

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie neugierig ich auf dieses Buch war, denn es macht beim Lesen nicht nur sehr nachdenklich, sondern löst währenddessen auch das ein oder andere beklemmende Gefühl aus. Vor Jahren habe ich im Fernsehen einen Bericht über das „Locked-In-Syndrom“ gesehen -ok, das ist zugegeben natürlich nicht das Selbe, jedoch erinnern Jemmas Einschränkungen sofort daran- und diese Vorstellung ist für mich der absolute Horror. Wie schlimm muss es für Betroffene sein, alles zu verstehen, was um sie herum geschieht, aber wirklich überhaupt keine Möglichkeit zu haben, jemandem etwas mitzuteilen. Zumal es zwar Hilfsmittel gibt, es jedoch nicht für alle Menschen möglich ist, diese zu nutzen. Selbst die einfachsten Dinge wie Hunger, Frieren oder Kopfschmerzen, kann man niemandem mitteilen. Das ist eine echt beängstigende Vorstellung, oder?
Und gerade diese Stimmung ist es, die Jemmas Geschichte für mich zu etwas Besonderem macht. Penny Joelson ist es gelungen, mit einem ruhigen Erzählstil und kurzen Sätzen, die Welt und das Geschehen um Jemma perfekt zum Leben zu erwecken. Was sie beschreibt, sind Momentaufnahmen, Empfindungen wie Sorgen, Ängste, aber auch Dinge, die Jemma Freude machen. Und ja, natürlich nehmen wir auch an ihrem Wunsch teil, mit den anderen zu kommunizieren und sich auszudrücken. Vor allem da sie etwas weiß, das eventuell ein paar Menschen das Leben retten könnte! Jedoch ist dieser Aspekt gerade der, der mich ein kleines „Aber“ einschieben lässt. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß, dass es unter anderem um einen Mord geht und Jemmas Wissen dazu. Ein Stück weit wird das bei manchen vermutlich zu der Annahme führen, dass es sich bei diesem Buch um einen Krimi oder ähnliches handelt, dazu muss ich jedoch sagen, dass ich es nicht in diese Kategorie packen würde. Wie oben bereits erwähnt, ist die Geschichte eher ruhig gehalten und ja, es gibt entsprechende Gefahren, aber sie sind nicht so vordergründig, wie man im ersten Moment annehmen würde. Oder zumindest ging es mir so 😉

Während des Lesens war ich mir deswegen auch einen kurzen Moment unsicher, wie meine finale Bewertung wohl aussehen wird. Letzten Endes konnte Jemma und das gleichzeitig verstörende wie liebe- und hoffnungsvolle Drumherum mich von Seite zu Seite mehr fesseln und mitfiebern lassen.
Einen großen Anteil daran trägt zugegebenermaßen auch ihr ihr familiäres Umfeld. Sie lebt bei Pflegeeltern, die noch zusätzlich den autistischen Finn und die schwer zu vermittelnde Olivia bei sich aufgenommen haben. Ihr könnt euch vorstellen, dass da ab und an ganz schön was los ist. Aber gerade Finn, der zwar eigentlich hauptsächlich nur in Nebensätzen erwähnt wird, wird von Jemma so liebevoll und geduldig betrachtet, dass es einem nur das Herz wärmen kann.

Ich für meinen Teil kann euch diese berührende und warmherzige Geschichte nur ans Herz legen, vielleicht hilft es ja zu verstehen, oder den ein oder anderen im Umgang etwas zu sensibilisieren. Ok, zugegebenermaßen wäre ich vermutlich dennoch immer unsicher, ob demjenigen gerade gefällt, was ich tue, oder nicht. Aber ein bisschen Aufmerksamkeit und Wärme, hat bestimmt noch keinem geschadet.

[Rezension] Perfect Memories

von Holly Cave

Originaltitel: The Memory Chamber
Originalverlag: Quercus, London
Aus dem Englischen von: Stefanie Ochel

Erscheinungstermin: 09. März 2018
Taschenbuch,
350 Seiten,

ISBN: 978-3038800101
€ (D) 18,00 | € (A) 18,50

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Arctis




Klappentext:

Isobel hat es geschafft: Sie hat einen Job in der renommiertesten Agentur Londons ergattert. Als Himmelsarchitektin sorgt sie dafür, dass ein Weiterleben nach dem Tod möglich ist – in einem virtuellen Himmel kann man seine schönsten Erinnerungen immer wieder erleben. Als Isobel auf den gut aussehenden und todkranken Jarek trifft, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen. Während sie mit ihm an seinem Himmel arbeitet, verlieben sich die beiden ineinander. Doch als Jarek plötzlich stirbt, bleibt ihr kaum Zeit, seinen Tod zu verkraften. Denn Jarek hatte ein dunkles Geheimnis, und nur Isobel kann die Wahrheit ans Licht bringen…

Meinung:

Isobel liebt ihre Arbeit als Himmelsarchitektin. Sie ist gut in dem was sie tut und glaubt fest daran, den Sterbenden ein perfektes Jenseits zu ermöglichen. Als sie jedoch den todkranken Jarek kennenlernt, kommt ihre Welt ins Wanken. Und noch ahnt sie nicht, welch dunkle Geschehnisse noch bevorstehen.

Ich muss zugeben, dass ich bereits beim ersten Kontakt mit diesem Buch Feuer und Flamme war. Die Idee, die dahinter steckt -ein durch Erinnerungen konzipiertes Jenseits, in dem man die schönsten, aber auch die traurigsten Momente seines Lebens erleben kann, je nachdem, was man möchte- hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt.
Was diesen Aspekt betrifft, würde ich definitiv nicht enttäuscht. Die Kreativität, mit der die Autorin diesen Gedankengang aufgreift, hat mich beim Lesen regelmäßig nachdenklich gemacht, was für mich schon mal ein ein wirklich gutes Zeichen ist.
Durch das geschickte Einstreuen unter anderem von ethischen Aspekten wie der Tatsache, dass es einer Zustimmung anderer Personen bedarf, bevor man sie in seinen Himmel mit aufnehmen darf, oder Überlegungen darüber, ob man den Sterbenden eventuell -im religiösen Sinne- um sein „Paradies“ bringt, kam ich natürlich nicht umhin, mir entsprechende Gedanken zu machen.
Wie würde mein kreierter Himmel wohl aussehen? Welche Erinnerungen und Personen hätte ich gerne um mich? Gibt es vielleicht einen Gott, der das so gar nicht witzig fände? Und vor allem: Würden meine „Erwählten“ mir ihre Erlaubnis erteilen??? – Und was, wenn nicht? So ein eigenes Jenseits ist nach genauer Betrachtung dann doch etwas sehr intimes, oder? Stellt euch nur mal vor, euer Partner würde ein Jenseits erstellen und Ihr würdet KEINE Anfrage zur Zustimmung erhalten… Ihr seht, Denkanstöße sind reichlich vorhanden!

Der Schreibstil von Holly Cave ist eingängig und angenehm zu Lesen, das Geschehen wird hierbei aus Isobels Sicht erzählt. Hierbei begegnen wir auf unserer Reise Empfindungen, die, passend zum ernsten/komplexen Thema, recht mannigfaltig sind. Wir erleben Schuld, Trauer, Zweifel, aber auch Liebe und pure Panik.  Dafür sorgt unter anderem auch die ein oder andere manchmal mehr, manchmal weniger unvorhergesehene Wendung, aber mehr wird an dieser Stelle diesbezüglich nicht verraten 😉
Jedoch liegt hierin für mich auch der größte Kritikpunkt. Die Autorin hat viele Seiten damit zugebracht, uns Isobels Gedanken, Gefühle, usw. nahe zu bringen, dass die Geschichte sich einerseits an machen Stellen etwas zerläuft. Ab und an drehen wir uns ein bisschen im Kreis, was für mich leider kleine Auswirkungen auf die erwünschte Spannung hätte.
Andererseits -und das ist für mich das größere Problem- gelangen wir Leser an wirklich aufwühlende und/oder traurige Punkte des Geschehens, die dann für mein Empfinden beinahe nahtlos übergangen wurden. Erwähnt in einem Nebensatz und fertig, das fand ich dann doch ziemlich schade.

Alles in Allem ist „Perfect Memories“ für mich eine Geschichte voller Emotionen, einer wirklich faszinierenden Grundidee und Aspekten die mich sehr zum Nachdenken brachten, bei der die Umsetzung jedoch ins Stolpern kam.