[Rezension] Niemalswelt

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von Marisha Pessl

Originaltitel: Neverworld Wake
Originalverlag: Delacorte Press, New York, 2018
Aus dem Englischen von Claudia Feldmann

Erscheinungstermin: 22. Februar 2019
Hardcover, 384 Seiten
ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-551-58400-7
€ (D) 18,00 | € (A) 18,50
ebook € 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Carlsen

die Autorin: 

Marisha Pessl stammt aus Asheville, North Carolina, und lebt mittlerweile in New York. Ihr Debütroman Die alltägliche Physik des Unglücks wurde ein internationaler Bestseller, hat diverse Preise gewonnen und ist von der New York Times als eines der 10 Best Books of the Year ausgewählt worden. Niemalswelt ist ihr erstes Buch für Jugendliche und junge Erwachsene. Mehr über Marisha auf MarishaPessl.com und auf Facebook, Twitter und Instagram.

Klappentext:

„Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur knapp einem Autounfall. Unter Schock und vom Regen durchnässt kehren sie ins Haus zurück. Doch dann klopft ein geheimnisvoller Unbekannter an die Tür und eröffnet ihnen das Unfassbare: Der Unfall ist wirklich passiert und es gibt nur einen Überlebenden. Die Freunde sind in einer Zeitschleife zwischen Tod und Leben gefangen, in der sie dieselben elf Stunden immer wieder durchlaufen – bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überlebt. Der Schlüssel zur Entscheidung scheint Jims Tod zu sein – in ihrer Verzweiflung beginnen die Freunde nachzuforschen, was wirklich mit ihm passiert ist, in jener Nacht, in der er in den Steinbruch stürzte. Und langsam wird klar, dass sie alle etwas zu verbergen haben …“

Meinung:

Seit des plötzlichen und vor allem ungeklärten Todes ihrer großen Liebe im letzten Jahr, hatte Bee keinen Kontakt mehr zu ihrer gemeinsamen Clique von damals.
Doch heute ist sie soweit. Heute will sie zu ihnen, um endlich herauszufinden, was damals wirklich geschah. Denn sie weiß, dass jeder von ihnen Geheimnisse hat.
Es könnte alles so einfach sein, wenn sie sich nicht plötzlich in der Niemalswelt wiederfinden würden, gefangen zwischen Leben und Tod. Mit dem Wissen, dass nur einer von ihnen überleben wird und sie alles gemeinsam entscheiden müssen, wer das letztendlich sein wird…

Als dieses Buch angekündigt wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Deklariert als eine Mischung aus Psycho-Thriller, Coming-of-Age und Mystery, konnte es meine Neugier sofort wecken. Und ich kann offenen Herzens sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Jede der drei Genres ist zur Genüge vorhanden, und zusammen ergeben sie ein wirklich rundes Konstrukt, das mich von der ersten bis zur letzten Seite perfekt unterhalten hat.

Zum einen haben wir das Konstrukt der fünf Personen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Die heilige Bee, der nerdige Cannon, der sensible Kip, die wütende Whitley und die intellektuelle Marta, die zusammen eine wirklich gelungene Mischung ergeben. Sie sorgen für eine gelungene Prise Humor und Unterhaltung, jedoch aber auch Stoff zum Nachdenken, denn sie haben auch alle ihre Eigenheiten und Schattenseiten. Und glaubt mir: gefangen in der Ewigkeit mit dem Wissen, dass nur einer entkommen wird, bringt nicht gerade die besten Eigenschaften der Menschen zu Tage.
Und dann ist da ja auch noch der Wächter. Der sie führen und ihnen beistehen soll. Und ja, der sie natürlich auch regelmäßig daran erinnert, dass eine Abstimmung bevorsteht, bevor der jeweilige Tag in Manier von „Täglich grüßt das Murmeltier“ wieder von vorne beginnt. Ach ja… Was könnte ich alles lesen, wenn ich mich in einer Zeitschleife befände… Die Tatsache, dass dieser Wächter eine Mischung aus den fünf Charakteren darstellt, sorgt letztlich auch für den ein oder anderen Schmunzler 😉

Zum anderen hat die Autorin eine wirklich faszinierende Atmosphäre geschaffen – voller Überraschungen, Abwechslung und vielen Emotionen. Beklemmung, Mut- und Trostlosigkeit, gepaart mit dem bereits erwähnten Humor treffen auf Paranoia und eine unerträgliche Einöde und lassen so ein dunkles, bedrohliches Setting entstehen, in dem die Jagd auf die Lösung des Rätsels und das Aufdecken dunkler Geheimnisse richtig, richtig Spaß macht.

Für mich ist „Niemalswelt“ ein absolutes Highlight, das mich komplett in eine andere (Niemals-) Welt versinken ließ.
Hut ab, ich geh jetzt auf die Suche nach anderen Büchern der Autorin!

[Rezension] The Belles #1 – Schönheit regiert

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von Dhonielle Clayton

Originaltitel: The Belles
Originalverlag: Freeform Books, 2018
Aus dem Amerikanischen von Vanessa Lamatsch

Erscheinungstermin: 11. Februar 2019
ab 14 Jahren, 512 Seiten
gebunden mit transparentem Schutzumschlag

ISBN: 978-3-522-50583-3
EUR 19,00 [DE], EUR 19,60 [A]
ebook EUR 12,99 [DE]

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: PLANET!

die Autorin: 

Dhonielle Clayton wuchs in Washington, D.C. auf und verbrachte die meiste Zeit mit einem Stapel Bücher unter dem Tisch ihrer Großmutter. Bevor sie vom Lesen zum Schreiben wechselte, arbeitete sie als Lehrerin und Bibliothekarin. Neben der Leidenschaft für Bücher liebt sie das Reisen, vor allem außerhalb der USA. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt sie in New York City, wo sie immer auf der Suche nach dem besten Stück Pizza ist.

Klappentext:

„Glitzernd, glanzvoll, grausam – willkommen in der Welt der Belles!

Die Welt von Orléans wird von Hässlichkeit bestimmt, und nur die Belles können den Menschen Schönheit verleihen. Camelia ist eine Belle – schön, begehrt, mit magischen Fähigkeiten. Am Königshof will sie allen zeigen, dass sie die Beste ist. Doch hinter den schillernden Palastmauern lauern dunkle Geheimnisse. Camelia erkennt, dass ihre Fähigkeiten viel stärker und gefährlicher sind, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie sind eine Waffe, die sich andere zunutze machen wollen. Daher muss sie sich entscheiden: Soll sie die Tradition der Belles bewahren oder ihr eigenes Leben riskieren, um ihre Welt für immer zu verändern? Das Schicksal der Belles und von Orléans liegt mit einem Mal in ihren Händen … “

Meinung:

Die Menschen der Welt von Orléans wurden mit Hässlichkeit bestraft. Einer Hässlichkeit, der nur die Belles etwas entgegenzusetzen haben. Doch obwohl Camelia sich während ihrer gesamten Belleausbildung nichts sehnlicher gewünscht hat, als dem Königshaus mit ihrer Magie und ihrem Können zu dienen, ist schon bald nichts mehr, wie es schien.

Obwohl dieses Buch auf den ersten Blick -mit der ganzen Schönheitsthematik, dem Königshof usw., eigentlich gar nicht in mein Beuteschema fällt, habe ich mir davon sehr viel in den Bereichen Gesellschaftskritik, dem Blick hinter Kulissen und auf das Wesentliche im menschlichen Miteinander erhofft. Und obwohl sich Dhonielle Claytons Geschichte auf Grund des angenehmen und flüssigen Schreibstils schön liest, konnte mich ihr Werk in Summe leider nicht überzeugen.
Für meinen Geschmack verbringen wir Leser zu viel Zeit in Tüll und Zuckerguss, Schönheitsbehandlungen, Kleidern, Designs und Frisuren. Während ich diesen Mädchentraum gelesen habe, fiel mir zwar sehr wohl auf, dass sowohl Kritik an der Gesellschaft als auch an der Oberflächlichkeit auftreten, aber eigentlich nur am Rande. Geschichte, Message und Spannung blieben für mich hinter dem ganzen Glitzern, Funkeln und Pudern etwas zurück.

Generell hat mich das Dilemma der Belles -die Geheimnisse, Camelias Kampf zwischen Pflichtgefühl, eigenen Hoffnungen und Gewissen, usw.- wirklich interessiert und auch mitfiebern lassen. Jedoch verlor sich das für mein Empfinden in der zuvor genannten oberflächlichen Thematik, den Wiederholungen und der stellenweise doch etwas vorhersehbaren Storyline.

Alles in allem fand ich die Idee und den Stil sehr gelungen, hätte mir jedoch mehr Tiefe und eine gestraffte Story gewünscht. Aber das fieseste ist ehrlich gesagt, dass die gesamte Action sich für meinen Geschmack im letzten Teil ballt und hier der Grundstein für einen Folgeband gelegt wird, der tatsächlich das sein könnte, was ich mir von Band 1 erhofft hatte. Die Weichen für eine gelungene Fortsetzung wären somit gelegt und meine Neugier ist geweckt – nicht zuletzt durch den gemeinen Cliffhanger 😉

[Rezension] Sonne, Moon und Sterne

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von Lara Schützsack

Erscheinungstermin: 27. Februar 2019
Hardcover,
240 Seiten,
ab 10 Jahren;

ISBN: 978-3-7373-5622-0
€ (D) 14,00 | € (A) 14,40
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: FISCHER Sauerländer


 

 

die Autorin: 

Lara Schützsack, geboren 1981 in Hamburg, studierte Germanistik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Potsdam. Es folgte ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Lara Schützsack lebt und arbeitet als Autorin und Musikberaterin in Berlin. Ihr erster Film ›Draußen ist Sommer‹ lief 2013 in den Kinos.

Klappentext:

„Warum die elfjährige Gustav ›Gustav‹ genannt wird, weiß niemand so genau, es ist für diese Geschichte aber auch nicht so wichtig. Der Sommer steht vor der Tür, und Gustavs Eltern haben den Familienurlaub in Dänemark abgesagt. Sie haben nämlich Midlife-Crisis (das ist Pubertät für Eltern) und brauchen Abstand. Zu allem Überfluss bekommt Gustav Busen, und wie bitteschön soll man mit zwei Erbsen auf der Brust ins Freibad gehen, als wäre alles wie immer? Gustav spürt, dass dieser Sommer das Ende von vielem Vertrauten ist – und der Anfang von allem!

Zart, poetisch und liebevoll schreibt Lara Schützsack von den winzigen Verschiebungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, und die manchmal, vollkommen unbemerkt, ein kleines Erdbeben auslösen können.“

Meinung:

Der 11-jährigen Gustav -nur der liebe Gott kann sich daran erinnern, wie sie zu diesem Namen kam- stehen nicht nur bald die nächsten Sommerferien bevor, sondern auch der 12. Geburtstag. Eigentlich ist das schön – sollte man zumindest meinen. Doch in diesem Jahr ist irgendwie alles anders. Aber vielleicht kann ja der „schrullige“ Neue in der Klasse, Moon, mit seiner Glitzerleggins ja etwas daran ändern??

Wie ihr wisst, lese ich in der Regel ja eher weniger Kinderbücher, aber dieses habe ich wärmstens empfohlen bekommen und die Klappe klang so süß, da konnte ich einfach nicht „Nein“ sagen…
Für mich klang Gustavs Geschichte nach einer niedlichen Sommerlektüre voller Emotionen und den Tücken des Erwachsenwerdens. Hierzu muss ich jedoch sagen, dass diese Beschreibung „Sonne, Moon und Sterne“ nur mitnichten gerecht wird.

Zum einen ist dieses Buch keine reine witzige Sommer- und Teeniegeschichte. Ich meine klar beschäftigen wir uns mit nervigen, pubertierenden Schwestern, besten Freundinnen, die plötzlich Jungs interessant finden (IIIIEEEHHH) und Eltern in der Erwachsenenpubertät.
Hinzu kommt ein in die Jahre gekommener Hund, der eigentlich Gustavs einziger Rückhalt ist, bis eben da der Neue auftaucht. Klingt süß? Isses auch!
Zum anderen schafft die Autorin es eben auch, sehr ernste Themen einfließen zu lassen. Depressionen, Andersartigkeit und ja, leider auch das Thema Tod begegnet Gustav und somit auch uns. Was lockerflockig begann hat für mich damit geendet, dass ich mit Schniefnase und Heulaugen ins Bett gegangen bin, wobei nicht mal mein Mann sich mehr getraut hat nachzufragen. Und das will echt was heißen!
Natürlich muss man im Gegenzug auch sagen, dass es sich natürlich dennoch um ein Kinderbuch handelt. Da darf man sich nicht wundern, dass sowohl Eltern, als auch Geschwister für mich als Erwachsene überzeichnet und stereotyp wirken. Andererseits meine ich mich zu erinnern, dass ich das in Gustavs Alter auch so ähnlich empfunden habe. Hand aufs Herz, wer fand seine Geschwister nicht anstrengend und meganervig? 😉 Und auch das Thema Depression wird nicht soooo vertieft und an ein oder zwei Stellen auch ein bisschen „weichgezeichnet“, sodass ein Kind das auch gut lesen kann.

Was mir persönlich zudem sehr gut gefallen hat, ist das Thema „Hundeliebe“. Gustav redet mit Sand über jede Herzensangelegenheit. Und wenn es ihr schlecht geht, ist so eine Hundeschmuseeinheit ihr Balsam für die Seele. Jetzt bin ich schon mein Leben lang immer ein „Hundemensch“ gewesen, dementsprechend groß war mein Einfühlungsvermögen und meine Erinnerungen an unseren geliebten Hund, der uns leider vor ein paar Jahren verlassen hat. Für mich steht außer Frage, dass sie die besten Seelentröster der Welt sind, insofern hat mich ihre gemeinsame Geschichte schon besonders berührt.

Für mich ist „Sonne, Moon und Sterne“ ein wirklich tolles und warmherziges Kinderbuch, das eben mehr kann, als nur eine süße Geschichte zu sein. Da kann man für meinen Geschmack auch als Erwachsener gerne zugreifen!

[Rezension] Die Runenmeisterin

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von Torsten Fink

Erscheinungstermin: 11. Februar 2019
Hardcover mit Schutzumschlag, Kaltfolie und Prägung
448 Seiten, ab 13 Jahren

ISBN: 978-3-522-20256-5
€ (D) 17,00 | € (A) 17,50
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Thienemann


 

der Autor: 

Torsten Fink, Jahrgang 1965, aufgewachsen an der Nordsee und im Nahetal, arbeitete lange als Texter, Journalist und literarischer Kabarettist. Er schreibt und lebt heute in Mainz, am liebsten mit Blick auf den Dom.

Klappentext:

„Eher unfreiwillig landen die Zwillinge Ayrin und Baren beim kauzigen Runenmeister Maberic vom Hagedorn. Nun ziehen sie mit ihm durchs Land und erlernen die Magie der Runen. Ein Handwerk, das viel gefährlicher ist, als es den Anschein hat. Bald geraten die Zwillinge in ein Spiel finsterer Mächte, in dem Hexen, Drachen und die magische Urkraft selbst im Verborgenen ihre Fäden spinnen. Als sich Ayrins großes magisches Talent offenbart, wird klar, dass die Zwillinge etwas mit den Mächten, die die Menschheit bedrohen, verbindet. Woher stammt Ayrins Kraft? Schlummert etwas Dunkles in dem Mädchen? Wird Ayrins Kunst, die Runen zu zeichnen, am Ende über das Schicksal der Menschen entscheiden?“

Meinung:

Als Kinder von der Mutter zurückgelassen, fristen Ayrin und Baren ihr Leben in Schuldknechtschaft. Bis eines Tages ausgerechnet ein dummes Missgeschick die beiden aus dieser befreit. Doch leider heißt „Veränderung“ ja bekanntlich nicht immer unweigerlich auch „Verbesserung“, denn sie finden sich in einer Gefahr wieder, mit der sie so definitiv nicht gerechnet hatten.

Ich habe schon lange kein Fantasybuch mehr im Bereich Magie und Drachen gelesen, entsprechend groß war die Vorfreude auf „Die Runenmeisterin“. Und obwohl der Autor ja bereits einige Bücher im Genre veröffentlicht hat, war dies mein erstes von ihm.

Erzählt wird die Geschichte um Ayrin, jedoch ohne wirklich tief auf den Charakter einzugehen. Sie und ihr Bruder haben in ihren jungen Jahren bereits einiges an Leid erfahren müssen, aber auf Grund der fehlenden Nähe, war mir persönlich kein echter Bezug zu den Emotionen möglich. Erschwerend kam hinzu, dass Baren für meinen Geschmack etwas dümmlich, oder „einfach gestrickt“ gezeichnet wurde, wohingegen Ayrin oftmals durch ein recht vorlautes und somit unbedachtes Mundwerk auffällt. Mich hat das stellenweise ein kleines bisschen gestört, da es für mein Empfinden häufig an den unpassendsten Stellen auftrat. Und auch ihre Einwände und Gedanken haben mir oftmals einfach nicht ins Konzept gepasst. Ich weiß nicht wie ihr das seht. Aber wenn ich mich bei einer Leiche wiederfände und im Falle meiner Entdeckung Lebensgefahr für mich bestünde, wäre es mein allerkleinstes Problem, dass ich -um etwas Wichtiges zu finden- die Räume des Toten aus Pietätsgründen begutachten müsste.

Generell hat es mich etwas gestört, dass manche Personen etwas unbeständig in ihrer Meinung sind. Wenn zum Beispiel ein Antagonist teilweise die Gesinnung wechselt, dann darf das für meinen Geschmack nicht zu abrupt geschehen, das macht die Charaktere einfach etwas unglaubwürdig. Also zumindest für meinen Geschmack.

Gelungen fand ich hingegen Kreativität und Ideenreichtum, mit der Torsten Fink die Welt um die Runen, Gefahren und Magie zum Leben erweckt. Versteckte Zeichen, grummelige Runenmeister, holde Retter in der Not… Viele Dinge erwecken ein gelungenes Fantasyszenario zum Leben, das mit tollen Ideen überzeugt. Vor allem ab dem letzten Drittel nimmt die Geschichte enorm Fahrt auf und viele Dinge geschehen gleichzeitig, sodass ich das Buch vor lauter Spannung nur noch schwer aus der Hand legen konnte. Leider ist muss ich jedoch auch zugeben, dass sich der Mittelteil des Buches ein bisschen zieht, das hätte man bestimmt ein bisschen knackiger halten können. Und ja, ja, das Ende… Sehr spannend, abwechslungsreich und stimmig gemacht, leider mit relativ vielen losen Enden. Ich hoffe doch sehr, dass wir Leser uns irgendwann über eine Fortsetzung freuen dürfen.

[Rezension] Ein wirklich erstaunliches Ding

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von Hank Green

Originaltitel: An Absolutely Remarkable Thing
Originalverlag: Dutton, 2018
Aus dem Amerikanischen von Katarina Ganslandt

Erscheinungstermin: 28. Februar 2019
Deutsche Erstausgabe
448 Seiten

ISBN: 978-3-423-79040-6
EUR 22,00 € [DE], EUR 22,70 € [A]
ebook EUR 18,99 € [DE]

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: dtv – bold

 

 

der Autor: 

Hank Green wurde in Birmingham, Alabama geboren, seine Familie zog jedoch früh nach Orlando,Florida. Er studierte Biochemie und absolvierte seinen Master in Umweltwissenschaften an der University of Montana, wo er mit seiner Familie lebt. Gemeinsam mit seinem Bruder John und den sogenannten »Nerdfighters« initiierte er das karitative »Project for Awesome«, das inzwischen jährlich mehr als 2 Millionen Dollar für Charity-Projekte (z.B. »Save the Children« und »Partners in Health«) einspielt. Mehr über Hank Green unter www.HankGreen.com oder auf Twitter und Facebook unter @HankGreen

Klappentext:

#shitstorm
Ein paar Klicks, ein kurzer Film, eine spontane nächtliche Aktion – und Aprils Leben steht auf dem Kopf. Eigentlich hatte sie nur eine mysteriöse, aber beeindruckende Roboter-Skulptur gefilmt und ins Netz gestellt und ihr aus Spaß den Namen CARL gegeben – nichts Besonderes eigentlich, doch als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist sie berühmt. Überall auf der Welt sind Carls aufgetaucht, niemand weiß, woher sie kommen, niemand weiß, wofür sie gut sind. April wird zur Carl-Expertin, die Medien stürzen sich auf sie, ihre Videos verbreiten sich millionenfach. Doch im Zentrum der weltweiten Hysterie erntet sie nicht nur Likes…“

Zitat:

Es fällt uns Menschen so viel leichter, uns in eine Abneigung gegen etwas reinzusteigern, als uns darauf zu einigen, dass es okay sein kann, unterschiedlicher Meinung zu sein.“ Seite 282

Meinung:

Eines Nachts, wie aus dem Nichts-, taucht diese seltsame, gigantische Figur auf. Und zwar nicht nur in NY, wie April zu Beginn annimmt, sondern an 64 Standorten weltweit. „Carl“ wie April ihn nennt, erhitzt innerhalb kürzester Zeit sämtliche Gemüter, denn keiner weiß so recht, wo er herkommt, aus was er besteht und WAS ZUR HÖLLE das Ganze soll??? Letztlich ist es April egal, denn als diejenige, die „Carl“ zuerst entdeckt hat, wird sie quasi über Nacht zu einem Internetstar.
Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Und jeder weiß, dass heutzutage jegliche Internetberühmtheit auch gleichzeitig Menschen mit anderen Meinungen hervorruft. Im einfachsten Fall die sogenannten „Trolle“, aber es können sich eben auch ganz schnell „Hater“ herauskristallisieren. Vor allem, wenn Angst im Spiel ist. Und als die ersten Mutmaßungen laut werden, es könne sich bei „Carl“ um einen Außerirdischen handeln, nimmt die Geschichte unweigerlich ihren Lauf. Und mittendrin April, die den Verlauf wohl so nicht hat kommen sehen.

Mich hat dieses Buch alleine schon wegen seiner Thematik der Internetberühmtheit und der damit einhergehenden Liker und Hater sehr angesprochen. Wir wissen alle, dass in Zeiten des doch zumeist anonymen World Wide Webs oftmals viel leichter und vor allem schneller die Hemmungen fallen. Shitstorms sind mittlerweile in vielen Foren an der Tagesordnung und kaum einer hält sich mehr an die Grundsätze einer gepflegten Konversation oder Diskussion. Und wenn sich dann einer öffentlich als „Gegner“ anbietet, kann das Alles eben auch relativ schnell ausarten. Für mich ist dies einfach ein brisantes Thema, dem man definitiv mehr Augenmerk schenken und vielleicht auch sein eigenes Handeln etwas überdenken sollte. Ich Zeiten von Shitstorms, Mobbing und mannigfaltigen Arten von Hass und Diskriminierung halte ich jedes Buch für wichtig, das sich mit diesem Thema befasst und vielleicht ein Stück weit sensibilisiert – oder es zumindest versucht.
In Hank Greens Roman wird diese Thematik noch an ein weiteres für mich interessantes Feld gekoppelt, nämlich der Science Fiction. Die Vorstellung, dass Carl tatsächlich außerirdisch sein könnte geht natürlich mit der Überlegung einher, was er möchte. Ist er feindlich oder freundlich gesinnt, usw. Das hat der Geschichte ab ca. der Hälfte des Buchs einen guten Schub gegeben, denn ja, leider muss ich zugeben, dass die erste Hälfte für meinen Geschmack etwas zu träge war. Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit April, ihrem Leben und den Veränderungen, die ihre Berühmtheit mit sich bringt. Und sorry, sie entwickelt sich nicht gerade zum Positiven, also ein Sympathieträger ist sie definitiv nicht. Diese Tatsache wird zwar dadurch aufgelockert, dass sie sehr wohl WEISS, dass sie ein Ego ist und menschlich unter aller Kanone agiert, aber diese Entwicklung ihres Charakters hat mir persönlich zu viel Raum in der Geschichte beansprucht, hätte man für meinen Geschmack gerne kürzen dürfen.
Aber wie gesagt, so ca. ab der Hälfte treten andere Aspekte stärker in den Vordergrund und es wird gleichzeitig auch bedeutend gefährlicher und somit spannender für die Parteien. Mehr möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Auf Grund der Carl-Thematik und dem Verlauf von Aprils Bekanntheits- und Beliebtheitsstatus, ergibt sich nach und nach eine richtig gelungene Stimmung. Bedrohlich, beängstigend, aber durch viel kreative Zusätze eben auch gleichzeitig hoffnungsvoll, kommt man nicht selten selbst ins Grübeln, wie man sich in solch einer Situation wohl selbst verhalten würde. Das hat mir sehr gut gefallen!

Für mich ist „Ein wirklich erstaunliches Ding“ eine Art gesellschaftskritische SciFi, die verdeutlicht, wie schnell Angst und Unwissenheit zu Hass werden kann. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass Hank Greens Roman in Summe nicht jedem gefallen wird. Allein schon, weil das Ende effektiv wohl bei den meisten mehr Fragen aufwirft, als es löst. Dennoch fand ich persönlich es passend, ist einfach mal etwas Anderes 😉

[Rezension] The Hurting – Als du mich gestohlen hast

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von Lucy van Smit

Originaltitel: The Hurting
Originalverlag: The Chicken House, 2018
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz

Erscheinungstermin: 28. Februar 2019
Hardcover, 14,80 x 21,00 cm
368 Seiten, ab 14 Jahren

ISBN: 978-3-551-52112-5
€ (D) 17,00 | € (A) 17,50
ebook € 11,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Carlsen/Chicken House

die Autorin: 

Lucy van Smit ist eine preisgekrönte Autorin, Drehbuchschreiberin und eine Künstlerin, die es bedauert, dass sie die meisten ihrer Gemälde für die Miete verkaufen musste (Moderator Jeremy Clarkson besitzt zwei Bilder von ihr). Nach ein paar katastrophalen Fehlgriffen in Sachen Liebe gönnte sie sich ein Jahr Auszeit von der Kunsthochschule, riss nach New York aus und verkaufte in Amerika von Tür zu Tür Enzyklopädien. Sie machte einen Bachelor in Fine Art, ergatterte sich einen Job beim Fernsehen, reiste für NBC News um die Welt, flog in der Air Force One mit Präsident Reagan und wurde auf dem Flughafen Manila während des Putsches von Panzern eingekesselt. Dann beschloss sie, es ruhiger angehen zu lassen und machte Dokumentarfilme fürs kanadische Fernsehen über Schriftsteller wie John Le Carre und Ian McEwan. Obwohl sie Legasthenikerin ist, bestand sie ihren Master in Creative Writing mit Auszeichnung. Gemeinsam mit ihrem Mann, Sohn und ihrer verrückten Katze, die in der Nachbarschaft auch als Sid Vicious bekannt ist, lebt sie in London. »The Hurting« gewann den ersten Bath Children’s Novel Award.

Klappentext:

„Nordic Noir trifft auf Brontës Sturmhöhe.

Nell glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick – bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf – gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.“

Zitat:

Ich dachte immer, meine Freunde hätten übertrieben, wenn sie von Liebe geredet haben. Dabei haben sie untertrieben.“ Seite 87

Meinung:

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, war ich einerseits verliebt, denn dieses Cover und dieses „Nordic Noir“ haben mich schon recht neugierig werden lassen. Andererseits hatte ich ein bisschen Bammel vor der „Liebe auf den ersten Blick“ und hatte gehofft, dass dieser Teil nicht zu groß sein wird und so die Spannung vielleicht leidet.
Effektiv wurde es für mich zu einer gelungenen Mischung von allem und vor allem der Liebesaspekt war dann so ganz anders als erwartet. Aber fangen wir doch von vorne an…
Schreibstil tiptop, flüssig, angenehm und sehr eingängig, da gibt es nichts zu mäkeln.
Das Umfeld von Nell ist dann jedoch ein ganz anderes Kaliber! Aufgewachsen ohne Mutter, kümmert sie sich um ihre krebskranke Schwester und ihren Vater, der Alkoholiker ist. Da fing das Problem dann an. Man ist beim Lesen derart zwischen Mitleid und -Entschuldigung- Hass hin- und hergerissen, dass es einen schwer zum Nachdenken bringt. Mitleid mit Nell, die effektiv nur eine aktuelle Form eines Aschenputtels ist, ungeliebt, gedemütigt und von ihrer kranken Schwester verraten und gepiesackt! Ich muss ehrlich gestehen, dass schwer kranke Charaktere in Büchern, die sich verhalten wie egoistische PIIIIEEEEEP, mir einfach immer wieder zusetzen. Ich meine, klar haben Menschen mit Schmerzen vermutlich jedes Recht sich zu verändern und auch unzufrieden oder unglücklich zu sein, ich kann das sehr gut nachvollziehen! Das hat vermutlich auch fast jeder von uns schonmal erlebt, ob am eigenen Körper oder im Bekanntenkreis. Aber was Harper da mit Nell veranstaltet und noch getoppt wird von ihrem gemeinsamen Vater, MANN, da musste ich manchmal dann doch erstmal ruhig bis 10 zählen…
Und dann kommt Lukas. Lukas, der ihr zum ersten Mal im Leben etwas anderes als Verachtung entgegenbringt. Natürlich ist es leicht jemanden „gefügig“ zu machen, wenn man ihn mit Liebe und Emotionen füttert, die er bis dahin nicht erleben durfte. Deshalb kann man als Leser vermutlich auch gut mit der ein oder anderen Szene leben, in der mein Kopf sagen möchte: „ach nee, DAS würde man jetzt aber nicht mitmachen“ und sich dann aber umentscheidet, da man bei einem emotional ausgehungertem Menschen einfach ganz andere Maßstäbe ansetzen muss. Da bekommt das Sprichwort „Liebe macht blind“ nochmal eine ganz andere Bedeutung, als es das bei einem „normalen“ Menschen bereits tut.,

Ihr seht, rein von diesem Standpunkt aus, handelt es sich in meinen Augen um ein hochbrisantes Thema, das viel Spiel zum Nachdenken und eigene Interpretation lässt. Was ist Liebe, was einfach nur noch destruktiv?
Nells Geschichte handelt in einem solchen Umfeld und wird dann noch getoppt von einem Gefallen, den sie Lukas tut und der sie letzten Endes in einen Überlebenskampf geraten lässt, der mich sehr fesseln konnte. Manipulation, Intrigen und gestörte Persönlichkeiten inklusive, ihr dürft gespannt sein!

Mir persönlich hat „The Hurting“ sehr gut gefallen, auch, wenn es vermutlich anders ist, als die meisten von euch erwarten. Die Entwicklung die die Geschichte durchmacht und die dadurch enthaltenen Wendungen sind oft unverhofft und sehr, sehr spannend.

[Rezension] Einer wird sterben

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von Wiebke Lorenz

Erscheinungstermin: 27. Februar 2019
Klappenbroschur,
352 Seiten,

ISBN: 978-3-651-02541-7
€ (D) 14,99 | € (A) 15,50
ebook € (D) 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: FISCHER Scherz


 

 

 

die Autorin: 

Eine kurze Pressemeldung brachte Wiebke Lorenz auf die Idee für ihren Psychothriller »Einer wird sterben«: Über eine Woche lang parkte ein Pärchen im Auto in einer ruhigen Straße, ohne auszusteigen. Und niemand verstand, weshalb. Wiebke Lorenz war davon so fasziniert, dass sie die Geschichte gleich im Kopf weiterspann. Was, wenn diese Leute etwas wüssten, was keiner wissen darf? So ergeht es ihrer Hauptfigur Stella im Roman, gemeinsam mit ihr durchlebt der Leser Tage voller Angst und weiß nie, welche doppelten Böden die Geschichte noch bereithält. Genau dafür wird Wiebke Lorenz von ihren Fans geliebt, und die Presse verglich ihre psychologischen Höllenritte mit denen Sebastian Fitzeks. Sie lebt als freie Autorin in Hamburg.

Klappentext:

„Sie ist allein im Haus. Allein mit ihrer Angst.
Sie kann mit niemandem sprechen. Nicht einmal mit ihrem Mann.
Was wissen die Leute im Auto?
Und vor allem, was werden sie tun?

Eines Morgens steht es plötzlich da. Das schwarze Auto. Mitten in der ruhigen Blumenstraße in einem gehobenen Wohnviertel. Darin ein Mann und eine Frau, die reglos dasitzen.
Stundenlang, tagelang.

Nach und nach macht diese stumme Provokation die Anwohner nervös. Allen voran Stella Johannsen, die sich immer und immer wieder die eine Frage stellt: Was wissen sie? Über die schreckliche Nacht vor sechs Jahren, als Stella und ihr Mann Paul einen schweren Unfall hatten. Einen Unfall, bei dem ein Mensch starb.“

Meinung:

Obwohl ich schon viel Gutes gehört hatte, war dieses mein erstes Buch von Wiebke Lorenz.
Belohnt wurde ich mit einem tollen Schreibstil der sich angenehm lesen lässt sowie einer genialen Idee, die einen bereits nach den ersten paar Seiten gefangen nimmt. Zumal die Autorin es geschafft hat, die Atmosphäre entsprechend beklemmend und geheimnisvoll zu gestalten.
Ein geparktes Auto vor dem Haus, dessen Insassen nichts tun als darin zu sitzen? Und das tagelang? Das würde mich wahnsinnig machen, ich könnte das wahrscheinlich überhaupt nicht mehr ausblenden. Dazu ist Stella allein daheim und als sie dann des nachts noch angegriffen wird und sich die seltsamen Vorkommnisse immer mehr häufen, ist es um ihre Gelassenheit endgültig geschehen! Aber was hat es mit diesen seltsamen Leuten nur auf sich? Und was soll die ganze Aktion, die von Tag zu Tag abstruser wirkt? Nur eins ist klar: so langsam sollte sich jeder, der ein dunkles Geheimnis wahrt, warm anziehen 😉

Richtig gut hat es mir gefallen, wie die einzelnen Vorkommnisse über Stella hereinbrechen. Man weiß stellenweise nicht, ob sie jetzt verrückt wird, oder vielleicht einfach nur paranoid? Und einem selbst geht es beim Lesen nicht viel besser. Man entwickelt beim Lesen definitiv auch eine gute Prise Paranoia und erwartet mit Spannung, was als nächstes geschieht. Aber leider kam es für mich so ganz anders als erwartet. Denn nach einer gelungenen und fesselnden Einführung in den Plot, entwickelte sich die Story für mich ein bisschen in Richtung Soap, da es sich auf einmal mehr um die Nachbarschaft und das zugehörige Geplänkel gedreht hat, als um die geheimnisvollen Leute im Auto oder Stellas Geheimnis. Nicht, das da jetzt nichts Interessantes dabei rumgekommen wäre, aber das war für meinen Geschmack einfach eher „Roman“ als „Psychothriller“. Das fand ich wirklich schade, denn ab ca. Seite 300 geht es dann so richtig zur Sache und der Hauptplot nimmt wieder Fahrt auf. Leider bleiben dem Leser somit nur noch knappe 50 Seiten übrig, auf denen die Geschichte zu Ende geführt wird. Das ging mir dann in Summe ein bisschen zu schnell – da hätte man für meinen Geschmack mehr daraus machen können. Idee und Potential war definitiv vorhanden. Denn ja, ich muss zugeben, dass es hier doch noch die ein oder andere Überraschung für den Leser gibt. Mit einem Teil hatte ich ein Stück weit gerechnet, mit einem größeren Teil jedoch so gar nicht. Aber lasst euch überraschen 😉

Auch die Charaktere konnten mich in Summe leider nicht überzeugen. Die meisten -allen voran Stella- blieben mir einfach zu leise, unnahbar und, was für mich das schlimmste war, sie handeln für mein Verständnis oftmals einfach nicht nachvollziehbar. So gibt es zum Beispiel jemanden, von dem sie eigentlich nichts hält, den sie aber dennoch immer wieder kontaktiert, wenn sie sich überfordert fühlt. Würde man das tun? Wenn ich jemanden nicht mag und ihm nicht traue, würde ich persönlich ihn nicht im Hilfe bitten, oder? Aber entscheidet selbst.

Für mich ist „Einer wird sterben“ eine tolle Idee und ein guter Ansatz, jedoch leider nicht das, was ich erwartet hatte. Für einen Psychothriller schweift die Autorin für meinen Geschmack einfach zu weit ab, um die Spannung ausreichend aufrecht zu erhalten. Das hätte mir als Krimi oder Roman dann besser gefallen.

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Eine weitere Rezension findet ihr bei Books and Cats

[Rezension] Batman Nightwalker

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von Marie Lu

Originaltitel: Batman Nightwalker
Originalverlag: Random House Children´s Books
aus dem amerikanischen Englisch von Anja Galić

Erscheinungstermin: 31. Januar 2018

HARDCOVER, DEUTSCHE ERSTAUSGABE
320 Seiten, ab 14 Jahren,

ISBN: 978-3-423-76228-1
EUR 17,95 € [DE], EUR 18,50 € [A]
ebook EUR 15,99 € [DE], EUR 15,99 € [A]

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: dtv junior

die Autorin: 

Marie Lu wuchs in Peking auf, emigrierte mit fünf Jahren in die USA. Sie hat einen Abschluss der University of Southern California und designte Videospiele, bevor sie ihren ersten Roman ›Legend‹ schrieb, der in 24 Länder verkauft und zum weltweiten Bestseller wurde. Marie Lu lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden in Kalifornien.

Klappentext:

„Der junge Millionenerbe Bruce Wayne jagt in seinem Sportwagen eigenmächtig einem Polizeiflüchtigen hinterher. Der Täter kann gefasst werden. Er ist Mitglied der Nightwalker, die in Bruce’ Heimatstadt Gotham City vor allem die reiche Elite terrorisieren. Bruce jedoch wird wegen Missachtung polizeilicher Anordnungen zu Sozialstunden verurteilt, und zwar ausgerechnet im Hochsicherheitstrakt des örtlichen Gefängnisses. Dort trifft er auf Madeleine, ebenfalls Mitglied der Nightwalker, die seit Wochen jegliche Aussage verweigert. Bruce hingegen scheint sie zu vertrauen. Sie warnt ihn, dass er als Nächster auf der Liste der Nightwalker steht. Doch welche Rolle spielt sie selbst dabei?“

Meinung:

Mit „Batman – Nightwalker“ geht die DC-Reihe bei dtv nun schon in die 3. Runde und ich war NATÜRLICH sehr gerne wieder mit dabei. Trotz zunehmendem Alter, kann ich den Superhelden scheinbar einfach nicht widerstehen, da durfte die Batman-Variante von einer so tollen Autorin wie Marie Lu natürlich nicht fehlen.
Und tatsächlich hat sie erneut viele tolle Eigenschaften in diesem Buch vereint.
Da wäre zum einen natürlich der Schreibstil. Die Autorin hat es bisher immer geschafft, flüssig, angenehm und somit kurzweilig und eingängig zu schreiben. Die Geschichte liest sich ratzfatz und zog mich ab der ersten Seite ins Geschehen. Wir erleben Gefahren, Abenteuer und viele spannungsgeladene Momente, Langeweile kam ehrlich gesagt beim Lesen nie auf.
Was mir jedoch aufgefallen ist, ist dass das Ganze doch recht „jugendlich“ gehalten ist. Bruce Wayne steht quasi kurz vor seinem 18. Geburtstag und somit auch vor seinem Highschool-Abschluss. Ein Stück weit spiegelt sich das einfach im Geschehen wieder und ich kann leider nur schwer abschätzen, ob dieser „Vor-Batman“ allen Fans gefallen wird. Ich meine, er ist natürlich taff, stark, gerechtigkeitsliebend und hat zeitgleich eine sehr sanfte Seite – eben so, wie man sich das von einem jungen Batman erwartet. Aber wenn man von den gegebenen Details, die schlichtweg zur Rolle gehören, und den bekannten Charakteren absieht, bleibt für meinen Geschmack nicht viel „Batman“ übrig. Er könnte auch einfach nur ein Teenager sein, der seine Eltern verloren hat und von Alfred aufgezogen wurde. Mir fehlte ein bisschen der „ICH BIN BATMAN“-Effekt, zumal er als fertige Figur eigentlich gar nicht wirklich im Buch vorkam. Effektiv war es für mein Empfinden eher die Vorstufe, nach der man als Leser noch 2-3 Teile zusätzlich erwarten würde 😉
Nichtsdestotrotz hat mir das Lesen viel Spaß gemacht. Wie gesagt, Schreibstil und Spannungsverlauf waren sehr gelungen. Und auch Ideenreichtum sowie Action kamen definitiv nicht zu kurz!

Wer also kein Problem mit einem doch eher jüngeren Lesevergnügen im Superheldenstyle hat, sollte bedenkenlos zugreifen. Zumal die Stimmung des Buches (ein Teil spielt im Hochsicherheitstrakt, lasst euch überraschen) allein schon ein echter Hingucker ist.
Ich für meinen Teil habe die Geschichte gerne gelesen und freue mich auch schon sehr auf den letzten Superhelden der Reihe -Superman-, der im Herbst bei mir einziehen darf 🙂

[Rezension] die letzten Tage des Jack Sparks

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von Jason Arnopp

Originaltitel: The Last Days of Jack Sparks
Originalverlag: Orbit, 2016
Übersetzt von Ruggero Leò

Erscheinungstermin: 01. Februar 2019
Klappenbroschur,
400 Seiten,

ISBN: 978-3-426-22681-0
€ (D) 14,99 | € (A) 15,50
ebook € 12,99

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: Knaur HC

 

der Autor: 

Jason Arnopp arbeitete als Musikjournalist, bevor er sich dem Drehbuchschreiben zuwandte und an Erfolgsserien wie „Dr. Who“ und „Freitag der 13.“ mitwirkte. „Die letzten Tage des Jack Sparks“ ist sein erster Roman.

Klappentext:

„Glauben Sie an Geister? Nein? Jack Sparks war sich genauso sicher …
Jason Arnopps Horror-Thriller »Die letzten Tage des Jack Sparks« – clever konstruiert und zutiefst verstörend.

Wenn es das Übersinnliche wirklich gäbe, gäbe es auch Beweise auf YouTube! Der erfolgreiche Sachbuchautor Jack Sparks will Geister und Dämonen ein für alle Mal als Hirngespinste entlarven. Den Exorzismus in Rom, an dem er teilnimmt, verbucht er als gelungenen Einsatz von Special Effects. Doch dann erscheint ihm das besessene Mädchen immer häufiger im Traum, sein Dolmetscher begeht Selbstmord und ruft ihn anschließend an, und auf YouTube taucht ein absolut echt aussehendes Geistervideo auf, augenscheinlich von Jack selbst gepostet. Denn das Übersinnliche ist verdammt real – und macht sich auf, Jack zu holen!

Perfekt für Leser von Stephen King und alle Fans von »Akte X«“

Meinung:

Jack Sparks, seines Zeichens bekennender Atheist und Freund der wissenschaftlich beleg- oder widerlegbaren Dinge, möchte sein nächstes Buch dem vermeintlich Übernatürlichen widmen.

Er wird Zeuge eines Exorzismus bei einem 13-jährigen Mädchen, doch selbst ihr Erbrechen rostiger und blutiger Nägel sind für ihn bestenfalls gelungene „Special effects“. Na dann wollen wir doch mal sehen, ob er in seinen „letzten Tagen“ nicht noch eines besseren belehrt wird 😉

Die letzten Tage des Jacks Sparks“ ist ein Horror Thriller, der sich mit dem Paranormalen befasst, aber auch den unterschiedlichen Sichtweisen zu dieser Thematik. Egal ob man nun spirituell offen, eher ein Mensch der Wissenschaft, oder auch einfach nur Atheist ist – hier wird jeder Potential für Gedankengänge und/oder Diskussionen finden. Wir werden nämlich nicht nur Zeugen von zugegeben oftmals brutalen, schmerzhaften und blutigen Schilderungen (Achtung, diese sind natürlich inklusive Kraftausdrücke, Flüche und Ähnlichem) sondern eben auch von Jacks völliger Ignoranz diesem Thema gegenüber. Allein schon das ließ zumindest mich des Öfteren grübeln.

Jack selbst ist ein doch recht arroganter, selbstverliebter und großkotziger Zeitgenosse, dementsprechend derb und herablassend ist auch der Humor im Allgemeinen sowie die Witze auf Kosten anderer. Ich musste regelmäßig lachen wegen seiner nervigen, schnoddrigen Art, den doch ziemlich bildhaften Vergleichen sowie den recht blumig erzählten Szenen. Für mich bedeutet das einen hohen Unterhaltungswert, zumal es natürlich immer hilfreich ist, wenn der Autor gut den Humor des jeweiligen Lesers trifft.

Alles in allem klingt das bisher Geschriebene wohl doch recht spaßig, dazu muss ich jedoch sagen: Mitnichten. Denn wir reden nach wie vor von einem Horror Thriller, in dem es wie gesagt stellenweise doch blutig zugeht und der andernorts auch sehr spooky wird. Also bei mir hat sich während des Lesens definitiv die ein oder andere Gänsehaut eingeschlichen, auch wenn Jack das Ganze immer als „Fake“ darstellt. Zumindest zu Beginn…

Und wer jetzt schon dachte, dass das Buch für ihn interessant sein könnte, der hat das Wichtigste noch gar nicht gehört. Denn die Geschichte nimmt ab ca. der Hälfte nochmal eine doch recht unerwartete Wendung, die jegliche Komponente nochmals potenziert! Mehr Spannung, mehr Unerwartetes, aber auch mehr Grusel und Brutalität. Mir hat diese Wendung extrem gut gefallen und an ein Unterbrechen des Buchs war ab diesem Moment für mich nicht mehr zu denken. Vor allem, weil die Story mit jeder Seite runder wird und trotz aufkommender neuer Fragen, vieles andere „abarbeitet“. Es hat richtig Spaß gemacht diese Entwicklung zu beobachten, zumal sie ja auch Jack selbst betrifft.

Für mich ein gelungener Mix aus schwarzem Humor, Spannung und Übernatürlichem, den ich bedenkenlos jedem empfehlen möchte, der kein Problem mit blutigen und grusligen Details hat 😉

[Rezension] Und dann weiss jeder, was ihr getan habt

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von Christian Linker

Erscheinungstermin: 31. Januar 2019
Klappenbroschur,
256 Seiten,
Originalausgabe

ISBN: 978-3-423-74042-5
EUR 14,95 [DE], EUR 15,40 [A]
ebook EUR 12,99 [DE]

Verlag und Quelle für Bild, Autorenbeschreibung sowie Klappentext: dtv Junior


 

 

der Autor: 

Christian Linker, geboren 1975, studierte Theologie und machte Jugendpolitik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine bei dtv junior erschienenen Romane wurden vielfach ausgezeichnet – „RaumZeit“ wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, „Dschihad Calling“ stand auf der „Liste der Besten 7“.

Klappentext:

Vier Jugendlich, vier Geheimnisse – und alle sind live dabei!

Wenn Muriel jemals so etwas wie eine Freundin hatte, dann war es Precious. Aber Precious ist seit der Studienfahrt an die Ostsee verschwunden, möglicherweise sogar tot – und Muriel hat eine grausame Theorie, was und vor allem wer dahintersteckt.
Was für ein Spiel trieb Constantin in jener Nacht? Glaubt er wirklich, sich mit Geld alles kaufen zu können? Oder war Precious freiwillig bei ihm? Um endlich Antworten zu finden und die Schuldigen bloßzustellen, lädt Muriel sie unter einem Vorwand zu sich nach Hause ein:
Vier Mitschüler, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Vier Geheimnisse, die live übertragen werden.
Vier Geständnisse, die alle schockieren.“

Meinung:

Ein großes Unglück, oder ein Verbrechen? Auf einer Klassenfahrt ist das Unfassbare geschehen. Und alle, die etwas wissen müssten, schweigen. Das kann und will Muriel nicht auf sich sitzen lassen! Sie will diese Ungerechtigkeit rächen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Aber ist das was sie sich ausgedacht hat wirklich der richtige Weg?

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört hatte, war ich hin- und hergerissen. Einerseits hat mich die Idee in Kombination mit der Bezeichnung als Thriller neugierig gemacht. Andererseits hatte ich etwas Angst, dass das Ganze zu teeniemäßig werden könnte.

Da ich bislang noch kein Buch aus der Feder von Christian Linker gelesen habe, habe ich ich einfach mal mutig überraschen lassen. Und was solide sagen? Ich habe es nicht bereut!

Die Gründe dafür sind vielfältig, kommen wir zuerst zum Grundgerüst.

Erzählt wird die Geschichte im Wechsel aus den Perspektiven der Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der Leser wird direkt angesprochen und so lernen wir quasi hautnah die einzelnen Personen kennen. Der Pausenclown Lenny, die irre Muriel, die systemkritische Feministin Özge, der coole Partymacher Constantin und die zurückhaltende Daria, der leider eine gehörige Portion Selbstbewusstsein fehlt. Alle erleben wir mit all ihren Facetten, erleben Rückblicke und Ihre Gedanken, was nach und nach immer tiefere Charaktere entstehen lässt. Oftmals offenbaren sich dem Leser so auch ungeahnte Züge und Eigenschaften, die uns jeden von ihnen näher bringt.

Aber das allein war es nicht, was dieses Buch für mich zu einem Highlight werden ließ, sondern eher die Tatsache dass es wirklich vieles ist, jedoch nicht das „reine“ Teenagerdrama, das ich ein Stück weit erwartet hatte. Dieses Buch ist eindeutig mehr als das.

Erahnen konnte man es bereits bei der stellenweise getroffenen Wortwahl und den aufgegriffenen Themen. Es geht um Rassismus -unterschwellig wie offensichtlich-, Hass, Akzeptanz und Toleranz. Wobei wir uns gerade bei den letzten beiden auch ein Stück weit mit dem Unterschied zwischen den Begriffen beschäftigen. Christian Linker verpackt meines Erachtens ein paar sehr gute Themen in seiner Geschichte und gibt somit gelungene Denkanstösse, die nicht selten auch ein gutes Stück weit gesellschaftskritisch sind. Für mich ist dieses Buch so zu einem absoluten Highlight mutiert, denn es ist bedeutend tiefgründiger als erwartet und besticht durch Wortwahl, Themen und Ausdrucksweise. Eine wirklich erfreuliche Wendung!

Auf jeden Fall stachelt es dazu an offen und hilfsbereit sein. Vielleicht einfach nur, „weil man es kann“ 😉

Eine deutliche Leseempfehlung von mir!